Funky Nashville / Hitch A Ride
Hitch A Ride Spielzeit: 52:41
Medium: CD
Label: Iceberg Records, 2006
Stil: Pop'n'Roll

Review vom 05.11.2006


Ulli Heiser
Ach du Schreck wie geil!
»Marie, Marie, la voodoo veau«. Ich glaube, es ist die erste CD-Besprechung, die ich mit einem Bonus-Track beginne. Und dann auch noch mit einem Cover, wo die Band ansonsten doch alle Albumtitel selbst geschrieben hat. Das muss sein, denn diese alte Redbone-Nummer rollt mit einer Verve aus den Boxen, dass es einem Angst und Bange wird. Das Original ist ja schon ein Stampfer, aber diese Version toppt die Indianernummer. Und dabei klingt Sverres Stimme auch noch wie die Gwyn Ashtons.
Zombie, Voodoo, Cajun, Swamp, New Orleans... wir sind also im Lande der Choctaw und Natchez. Fast, auch wenn die Band Funky Nashville heißt und die Tracks Namen wie "Mexican Stars" "El Paso Bound", "Red River" oder "California Mansion Girl" haben, die Truppe kommt aus Dänemark und fasziniert mich auf ihrer zweiten Scheibe gleich von Beginn an. Mit Beginn meine ich jetzt nicht "The Witch Queen Of New Orleans"
Mein erster Gedanke war, hier hat jemand langsame Shadows-Songs mit Ennio Morricone-Gruselmelodien gekreuzt. Eine Nuance Martin Böttchers "Winnetou"-Feeling, bisschen "Peter Gunn" und eine quäkende klagende mexikanische Trompete.
Hochmelodische Refrains und ein paar 'la la las' hier, etwas spanische Akustikgitarre da. Eine irre Mischung, die nur begeistern kann. Sagte ich schon, dass es auch Sequenzen gibt, die mich an uralte Edgar Wallace Filme erinnern?
Klingt jetzt wirr folks, aber das sind Momentaufnahmen, erste Eindrücke, aus dem Hirn gekramte. Déjà vu für die Ohren quasi. Was steht im Waschzettel? »...eine Mischung aus der öden Trockenheit der Wüste und des wilden Treibens der See...«.
"California Mansion Girl" geht in die Ohren und ist eigentlich ein Hit. Staubtrocken mit einer Killermelodie und die backings laufen mir in Form von Wonneschauern den Rücken runter. 'Pfeif mir das Lied vom Tod' fällt mir bei "El Paso Bound" erstmal ein. Schräge Gitarre, klingt leicht nach einem TV-Western um drei Uhr in der Nacht. Einer von der harten Sorte - nicht mit edlen Cowboys, sondern mit den brutalen Typen. Es ist auch nichts zensiert und nackte Frauen hat's auch. Spärlich instrumentiert und eigentlich sorgt die Klampfe fast alleine für dieses Stimmungsbild. Und weiter geht es mit einem Gitarrenintro, welches so dreckig daherkommt, dass mir spontan ein » fast wie "Nice 'n' Sleazy" von den Stranglers« entfleucht. Dazu gesellt sich eine zweite Gitarre und die slidet, als sei der Teufel hinter ihr her. Die Nummer wird 'schwer' und der Rhythmus legt sich wie dichter Nebel über die Sümpfe Louisianas. Auch "My Corazon" bleibt auf Anhieb im Ohr, der Bass rollt, es slidet etwas und ein plötzlicher Break mit einem fast Zappaesken Vocalgimmick.
"La Luna" trabt los wie weiland Hank Marvin und gipfelt in einem Refrain: Ich denke an Hot'lanta und schade, der Song ist vorbei.
"Love" ist eine dichte und intensive Nummer. Vocals, als würde Tom 'The Perc' Redecker mit Nick Cave um die Wette singen, um festzustellen, wer am tiefsten in den Basskeller steigen kann. Apropos Bass, so erotisch wie hier gezupft und geschlagen wird, habe ich selten einen Bass spielen gehört. Ich muss an Jane Birkin denken. Hinzu kommen plötzlich abgedrehte, ja fast psychedelische Vocals und trotzdem klingt es nach Wüste, nach von der Sonne gebleichten Knochen neben einem Saguaro-Kaktus.
Ach du Schreck wie geil!
Mein lieber Schwan, diese Dänen haben's drauf. Kennt jemand den Film "Männer wie wir"? Die Musik stammt von Funky Nashville. Im gleichen Jahr (2004) wurde auch Samsung auf die Band aufmerksam, kaufte den nach popppiger Indianermucke klingenden Song "Everything We Do", den es auf "Hitch A Ride" als Bonus Track noch einmal gibt, und spielte ihn auf alle neuen D500 Handy-Modelle. Das D500 war das bestverkaufteste Handy in diesem Jahr, sagt uns der Pressetext. Auch 2005 schaffte es die Band, 'nen Track in einem Film unterzubringen. Diesmal war es sogar ein Hollywoodstreifen namens "The Long Weekend"
Beide Filme kenne ich nicht und auch mein Mobilteil ist nicht von genannter Firma, aber "Funky Nashville" ist mir jetzt ein Begriff und diese Truppe werde ich im Auge behalten. Kein Funk, kein Nashville, dafür gewagte Kompositionen, poppige Strukturen, gewürzt mit furztrockener Slide und einer Trompete, wie sie auch am jüngsten Tag nicht treffender tönen könnte. Und über allem immer ein Augenzwinkern.
Wie bei der Entstehung des Albums. Oder sollte es etwa den Tatsachen entsprechen, dass die Band in Kopenhagen einen Amerikaner namens Lou traf, mit ihm um die Häuser zog, seinen wirren Stories lauschte und davon so beeindruckt war, dass sie, nachdem Lou plötzlich verschwunden war, ihm das komplette Album widmete. Sollte dieser ominöse Amerikaner tatsächlich einen derartigen Eindruck hinterlassen haben? Das wäre ja....
Ach du Schreck wie geil!
Line-up:
Sverre Stein Nielsen (lead vocals, acoustic guitar)
Mads Mazanti (bass, vocals)
Thomas Engelhardt (guitars, vocals)

Additional Musicians:
Caspar Quorning (drums except #3)
Sune Skuldøl Vraa (drums -#3)
Freddy Rasmussen (saxophone -#2)
Rune Krogshede (trumpet -#1,2,10)
Tenna Riis (backing vocals -#1)
Tracklist
01:Hitch A Ride
02:Gone Away
03:Mexican Stars
04:Ain't No Cowboy
05:California Manson Girl
06:El Paso Bound
07:Red River
08: My Corazon
09:La Luna
10:Eerie Old Town
11:Love

Bonus Tracks:
12:Everything We Do
13:Searching For Love
14:The Witch Queen Of New Orleans (Remix)
Externe Links: