Fury In The Slaughterhouse
19.08.2008, Kunstwerk, Mönchengladbach-Wickrath
Fury In The Slaughterhouse Fury In The Slaughterhouse
Kunstwerk, Mönchengladbach-Wickrath
19. August 2008
Konzertbericht
Stil: Rock
Fotos: ©Kerstin Westerwelle

Artikel vom 27.08.2008


Udo Gröbbels
Man soll Aufhören, wenn es am Schönsten ist.
Diesen weisen Spruch kann man leicht sagen, denn wann ist es am Schönsten? Vielleicht wird ja alles noch viel schöner. Bei dem Sextett aus Hannover weiß ich nicht, wann es am Schönsten war, aber die Band hat ohne Zweifel ihren kommerziellen Höhepunkt hinter sich. Dieser lag in der Mitte der 90er, als man mit den Alben "Mono" und "The Hearing And Sense..." richtig abräumte. In Deutschland schon vorher bekannt, klappte es dann auch kurzzeitig in den USA und Songs wie "Radio Orchid" und vor allem "Every Generation Got It's Own Disease" trafen damals den Nerv der Amerikaner. Leider war das 'Experiment USA' dann relativ schnell vorbei und auch hier in Germany konnte man nie mehr an diese grandiose Zeit anschließen. So beschloss man schließlich 2008, 20 Jahre nach dem Debüt-Album (mit dem bekannten "Time To Wonder"), dass man hier einen Schlussstrich ziehen wollte.
Debüt in Mönchengladbach
Fury In The SlaughterhouseTrotz nachlassender Plattenverkäufe war Fury bis zum Schluss live immer eine Bank. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass die Massen zu einem der letzten Auftritte der Band in das ausverkaufte Kunstwerk kamen. Viele Konzerte hatte die Band in ihrer Karriere gegeben, aber die Fussball-Metropole am Niederrhein hatte erst knapp zwei Wochen vor dem endgültigem Abschlusskonzert in Hannover Premiere.
Hits, Hits, Hits
Gegen 20:00 Uhr gab es aber zuerst mit Gregory Darling eine sehr durchschnittliche Vorband. Blues Rock der langweiligen Sorte, was aber vom Publikum doch relativ gut aufgenommen wurde. Erst die allerletzte Nummer, die an Elton John zu "Goodbye Yellow Brick Road"-Zeiten erinnerte, machte richtig Spaß.
Um kurz nach 21:00 Uhr gab es zuerst als Intro einen kurzen Bandfilm, der Bilder aus den letzten 20 Jahren Bandgeschichte zeigte. Untermalt von der Easy Listening-Version von AC/DCs "It's A Long Way To The Top If You Wanne Rock'n'Roll". Ein witziger und auch sehr selbstironischer Beginn.
Dann aber kamen die Furys auf die Bühne und vom ersten Ton des Openers "Cut Myself Into Pieces" an, war die Stimmung da. Mit einem erstklassigen Sound und einer beeindruckenden Lightshow (vor allem bei ruhigeren Stücken wie "Hello And Goodbye") ausgestattet, spielten sich die sechs Musiker locker durch die kommenden zwei Stunden. Selten habe ich ein so konsequent präsentiertes 'Best Of'-Konzert erlebt.
Fury In The SlaughterhouseMan musste keine neuen Songs spielen, da man gerade keine neue Platte am Markt hatte und konnte so auf den wirklich reichhaltigen Backkatalog zurückgreifen. Auch das Thema Berührungsängste ist für die Band ein Fremdwort und so spazierte Sänger Kai Wingenfelder beim ersten Höhepunkt des Konzerte, "Radio Orchid" mal eben mit Mikro singend durch das komplette Kunstwerk und begrüßte auch vor Ort die Zuschauer auf dem Balkon.
Etwas später im Set kam dann die komplette Band für zwei Lieder mitten in die Halle und alle Zuschauer setzten sich hin, während die Band mittendrin spielte. Sieht man auch nicht alle Tage und das zeigt einfach, wie wohl sich die Furys unter ihren Fans fühlten. Die Spielfreude war wirklich greifbar. Von der großen Abschiedstournee wurde gar nicht gesprochen und stattdessen erzählte Frontmann Kai lieber kleine Anekdoten über z.B Fussball.
Fury In The SlaughterhouseDie Musiker verstanden es wunderbar, getragene Nummern, wie das schöne "Trapped Today, Trapped Tomorrow", mit schnelleren Stücken, wie "Cry It Out", geschickt zu mischen. Mit ihrem ersten und vielleicht auch größten Hit, "Time To Wonder", war nach knapp 90 Minuten zunächst Schluss, aber es dauerte nicht lange und schon ging es munter weiter. Wie immer 'der' Hit jedes Konzertes, war einmal mehr "Won't Forget These Days", was, nachdem die Furys die Bühne verlassen hatten, traditionell von den Fans weitergesungen wird bis sie wiederkommen und nochmal einsteigen.
Das habe ich schon auf einigen Konzerten der Band miterlebt, aber es ist immer wieder grandios, mit welcher Lautstärke die Fans diesen Refrain schmettern können. Nach dem finalen "Seconds To Fall" war aber leider wirklich Schluß und komplett durchschwitzt und grinsend verabschiedete sich die Band vom völlig begeisterten Gladbacher Publikum.
Wenn es das denn wirklich gewesen sein sollte, so war es ein würdiger Abschluss von einer der deutschen Bands, die zumindest in den 90ern einiges bewegt hat. Somit macht dann auch die Anfangsphrase zum Thema 'Aufhören' Sinn, denn das war mit Abstand mein schönstes Fury-Konzert.
Bis vielleicht doch in ein paar Jahren zur großen 'Reunion-Tournee'... man weiß ja nie.

Dank an Wiebke Kulpa von ASS-Concerts für die Akkreditierung und ein besonderer Dank an Kerstin vom Fury-Fanclub Fury'R'Us für die tollen Konzertbilder.
Setlist:
Intro- Film
Cut Myself Into Pieces
Hang The DJ
Hello And Goodbye
Radio Orchid
Jericho
Then She Said
Dancing In The Sunshine Of The Dark
One Good Reason (unplugged im Publikum)
Bring Me Home (unplugged im Publikum)
On Alarm
Are You Real?
Every Generation Got It's Own Disease
Trapped Today, Trapped Tomorrow
Cry It Out
Milk And Honey
When I'm Dead And Gone
Time To Wonder
================
Kick It Out
Won't Forget These Days
================
Dead Before I Was Born
Kiss The Judas
Down There
================
Seconds To Fall
Externe Links: