Aus einer musikalisch aktiven Familie stammend, wurde bei Hanna Fearns das Interesse an Musik bereits früh geweckt. Im Kindesalter erlernte sie das Spielen von Piano und Gitarre. Bob Dylan, Joan Baez, Joni Mitchell und die Beatles werden als frühe Einflüsse genannt. Nach einem Besuch in den USA entstand die Vorliebe für Countrymusik. Alle Eindrücke formierten sich nach und nach zu einem einheitlichen Bild - auch auf dieser aktuellen Platte findet alles seinen Niederschlag.
Gleich beim ersten Song, lasziv mit ganz feinem Jazzgespür untermalt , aber dennoch im Genre Singer/Songwriter verbleibend, fällt mir der Text auf. Hier einige Auszüge zur Beschreibung einer offensichtlich erlebten Enttäuschung mit einem nicht so netten Typen: » You promised happiness and caused me pain,
So I tried to leave you again and again.« » I can't get over you, the wound's open wide, you stole my crown and took my pride, fuck you get out of my life.«
"Spit Onto Your Face", auch kein 'einladender' Titel, schwebt auf einer perkussiv gestalteten Grundlage dahin - sehr lasziv, ein wenig klingt es nach Mexiko, ein wenig lateinamerikanisch Keyboardorientiert mit eingesetzten Bläsern. Ebenso lässig wird der Gesang vorgetragen, insofern passt er in das Gesamtbild. Und so geben sich verschiedene atmosphärische Gestaltungen einzelner Songs die Klinke in die Hand - mal schwelgt eine Steel Guitar ("Dream Of Me"), mal bestimmen mehrere Gitarren das Klangbild. Hier lausche man dem Titel "9mm": Klar und knackig ist er in der Melodieführung und verbreitet einen Hauch von Weite, ein gewisses Texas-Feeling - auch Lucinda Williams, möchte ich als Vergleich heranziehen. Ja, da schwebt ein wenig Independent/Outlaw Country-Feeling durch den Raum.
Noch mehr Independent mit einem kleinen Siebziger-Anstrich in Richtung Lou Reed erscheint mir - etwas zupackender ausgestattet - der Song "Waste Land". Genau, in Teilen entsteht bei mir eine Stimmung in Richtung der Band Velvet Underground. Hier ist der Gesang noch ein wenig druckvoller und vorwärtsgehender als bei dem einen oder anderen Stück. "Hey Sweetheart" schunkelt mit Akkordeon-Begleitung und greift nunmehr verstärkt auch Elemente der Fünfziger und Sechziger auf. Eine sehr schöne Ballade ist "Sweet As November" - sehr stimmungsvoll und voller Leidenschaft. Doch auch hier ist der Textinhalt eher negativer Natur, verdunkelt sich doch der Himmel und Wolken bedecken die Sonne: » we both know our love is gone, bittersweet as November.« Dennoch erzeugt der Song Gänsehaut! Nun ja, ein solches Schicksal hat ja wohl fast jede/r schon einmal erlebt, nicht wahr?
Mit dem ebenfalls sehr schönen langsamen Song "Please Darkness Please" endet diese rundum gelungene Platte. Hanna Fearns bittet die Dunkelheit inständig, zu bleiben und dieser Wunsch wird noch sehr eindringlich durch den Einsatz einer Violine unterstützt. Trotz dieses recht melancholisch und traurig angelegten Songs zieht mich die Stimmung nicht in eine Depression, sondern etabliert eher verträumte Momente und Augenblicke, und wenn dann noch die Bansuri flötend einsetzt, wünschte ich mir, dieser Song möge ebenso wie die Dunkelheit niemals enden. Tja, wenn man, in Anspielung an den Plattentitel, eben ein so sentimentaler Knochen ist! Ich bin gespannt auf die nächste Platte!
Line-up:
Hanna Fearns (vocals)
Mac Barisch (electric guitar, acoustic guitar)
Hans Reffert (electric guitar, slide-guitar, dobro
Franziska Staubli (electric guitar)
Daniel Schusterbauer (electric guitar, acoustic guitar, lap steel)
Luis Angolo (electric guitar, acoustic guitar, tres)
Erwin Ditzner (drums)
Patrick Manzecchi (drums)
Steve Gaeta (electric bass)
Johannes Frisch (upright bass)
Shirley Anne Hofmann (accordion, trumpet, trombone, euphonium)
Helmut Bieler-Wendt (violin)
Joachim Hübner (bansuri)
Chris Endres (Fender Rhodes)
Christian Burchard (vibraphone, hammered dulcimer)
Tracklist |
01:You Stole My Crown
02:Spit Onto Your Face
03:Dream Of Me
04:Die Alone
05:9mm
06:Waste Land
07:Hey Sweetheart
08:Sweet As November
09:Slaves Of Opportunity
10:Idea Of Tea
11:Please Darkness Please
(words and music by Hanna Fearns)
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