Ja Schlack, da hatte ich aber Glück, mir vorliegende Scheibe angehört zu haben. »San Francisco, CA - Singer/Songwriter« steht da ganz lapidar auf dem Promozettel. Nicht unbedingt das, was ich an einem sonnigen Nachmittag bei qualmender Holzkohle bevorzuge. Aber Ian Franklins Debütalbum "Breaking Grounds" wurde von einem meiner 'Lieblingspromoter' geschickt, der bis dato noch keine Lusche im Portofolio hatte. Also rein in den Player und... von wegen Singer/Songwriter...
Vor etwa einem Jahr gab es die EP "Step By Step" und hätte ich diese bekommen, sich dort annähernd das befunden, was auf "Breaking Grounds" zu hören ist, ich hätte wie auf glühenden Kohlen gewartet. Ian macht schon seit ein paar Jahren Musik, hat am Berklee College of Music seinen Bachelor in Musiktherapie und Songwriting (daher wohl die Schublade Singer/Songwriter). Er gründete die Bostoner Jazz-Funk-Rockband Infinite Frequency) und das Ergebnis rotiert gerade neben meinem Grill.
Singer/Songwriter - gibt es Singer/Songwriter-Jam Rock? Ja, den gibt es. Gibt es psychedelische Bläser (und ich meine jetzt keine schwulen Pink Floyd-Fans)? Ja, die gibt es. Mit mir geht gerade der Gaul durch, so fasziniert bin ich von der Musik. Die Stimme ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Besonders im sehr geglückten "Better Days". Ein Stück, das andere wohl in die Charts katapultieren würde. Aber ganz so hoch singt er in Folge nicht mehr. Wohl sind da aber ab und an diese Hammer-Melodiefolgen. Zumindest dann, wenn es 'normal zugeht'. Geht es aber nicht so oft, denn »in true Bay Area spirit, there is no shying away from letting loose and jamming.« Hölle ja, so ist es.
Jazzig wird es, vetrackt mit Gebläse wie bei den seligen Blood Sweat & Tears. Rhythmisches Gitarrengeschlage dazu und fertig ist die Relax-Medizin. Musiktherapie hat der Mann studiert; summa cum laude.
Der Titeltrack ist ein Wohlfühlmonster. Trompete und Posaune setzen mehr als Akzente. Wie weiland diese atmosphärische Stimmung bei den Giganten der Temptations. Dazu fegt ein kurzes Gitarrensolo durch meine Holzkohlen, dass die Flammen auflodern. Eine Spur gesetzter ist "Light Above", samt dazugehörendem "Intro". Groovend, angejazzt und mit einer Leichtigkeit, die einen schweben lassen möchte. Bis, ja bis diese psychedelisch vertrackten Elemente Einzug halten. Soll ich nun ein Steak auf den Grill legen, oder doch besser Holzkohle in die Lavalampe geben? Nein, es folgt ein Jam-Lauf, wie ihn Götter nicht besser hinbekommen hätten.
Mit "Baby I Got Your Fix" schließt sich eines der 'normalen' Groovemonster an. Mische 40% Eddy Money, 40% Bob Welch († 07.06.2012) und 20% Warren Zevon und du bist nahe bei diesem Track. Alle Nummern auf dem Album kann man ruhigen Gewissens empfehlen. Eben läuft das fast neunminütige "Step By Step (We Will Overcome)"; ein ruhiges Teil, Cello-untermalt und mit tollem harmonischem Gesang. Sphärisch schieb sich die Gitarre in den Raum und die Nummer mutiert langsam zum abgehobenen Jam. Selbst wenn Ian Franklin innerhalb eines vor sich hin shuffelnden Entspannungssongs ("Take The Long Way") kurz hip hopt, kommt das gut.
Jesses, was für eine Stil-Reise. Singer/Songwriter... Tzz, Tzz. Ich habe lange überlegt, die Tipp-Grafik zu vergeben. Das Album hat eine enorme Wirkung auf mich. Aber es ist fast zuviel des Guten an unterschiedlichen Richtungen. »In true Bay Area spirit, there is no shying away from letting loose and jamming.« Ja, total loslassen und nur diesen irren, bläserunterstützten Jazz Rock-Jam, oder bei den harmonischen Rockpop-Stücken bleiben. So ist man hin und her gerissen. Auch ohne die Grafik kann ich "Breaking Grounds" aber uneingeschränkt empfehlen. Vielleicht das Debütalbum des Jahres.
Line-up:
Ian Franklin (vocals, guitars)
Chris Pappada (guitar, harmony vocals)
Mayu Kawata (harmony vocals)
Eric Levy (Key, Moog - #1,2,5,6,7,15)
Sky Nelson (keys - #3,8)
Jordan Feinstein (keys - #13)
Adam Thies (trombone (2,5)
Mike Olmos (trumpet (- #2,5)
Tony Peebles (tenor sax - #2,5)
Ben Bernstein (bass - #3,10,12,13)
Josh Atlas (bass - #14,15)
Almir Crnovic (bass - #1,2,11)
Paul Spina (drums - #5,7,9,10,12,15)
Paul Spina (drums - #5,7,9,10,12,15)
Evan Bautista (drums - #1,2,4,11,14)
John Lazarus (drums - #3,8,13)
Mike Stevens (percussion - #1,2,5,14)
Bryan Horne (cello - #10,12)
Mark Growden (tenor sax - #1)
Tracklist |
01:Closer
02:Better Days
03:Son't Do Me Like That
04:Desert Waters
05:Breaking Grounds
06:Light Above Intro
07:Light Above
08:Baby I Got Your Fix
09:Angel (Reprise)
10:Lie Is A Lie
11:Lucky Star
12:Step By Step (We Will Overcome)
13:Step Ravine (Oceanside)
14:Take The Long Way
15:Back To Love
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Externe Links:
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