Sie kommt aus dem schönen Helsinki, sie ist neunzehn Jahre alt, sie ist neben Layla Zoe und Tasha Taylor Teil des diesjährigen Blues Caravan, "Blue Sisters", sie hat eine hammermäßige Stimme und sie hat ein ebenso hammermäßiges Debütalbum am Start. Die Rede ist von Ina Forsman, die sich zwar von klein an der Musik verschrieben hat, jedoch erst vor rund zwei Jahren durch die Teilnahme an einem Casting-Wettbewerb den Schritt auf die große Bühne gewagt hat und Finnland bei der European Blues Challenge vertreten durfte. Und mittlerweile sind die Bühnen noch größer und internationaler geworden - zu Recht!
Wir reden hier zwar von einem Debüt, jedoch kann man die Forsman schon auf einem Album von 2013 hören, das sie mit der Helge Tallqvist Band eingespielt hat. Streng genommen ist die vorliegende Scheibe also das Solo-Debüt. Mit diesem schafft Ina es, den Hörer mit ihrem Blues und dem Soul auf einen Schlag in eine Zeit von vor fünfzig Jahren zurückzuversetzen. Alles auf dieser Scheibe ist darauf ausgerichtet, Forsman und ihre Stimme ins rechte Licht (also das akustische Licht) zu rücken. Die Instrumentierung ist hauptsächlich akustisch gehalten und kommt oft sehr reduziert rüber. Stimmungen werden durch pointiert eingesetzte Blechbläser und hervorragende Orgel-Parts getragen - ein Teppich, auf dem die Protagonistin perfekt durch den Sound-Orbit schwebt.
Elf ganz, ganz feine Tracks beinhaltet dieses Debüt und diese sind bis auf eine Ausnahme allesamt der Feder von Ina Forsman entsprungen. Mit der Ausnahme hat sie sich einer starken Nummer von Nina Simone angenommen und deren "I Want A Little Sugar In My Bowl" als Rausschmeißer dieses Albums nicht weniger stark interpretiert. Mit ihren Kompositionen und Texten beweist sie, dass sie neben ihrer bemerkenswerten Stimme auch noch das Zeug zu einer gehörig guten Songwriterin hat.
Man muss gar nicht das komplette Album Stück für Stück filettieren, eigentlich reicht schon der Verweis auf den Opener, "Hanging Loose", mit dem sich die Finnin sofort in die Gunst der Hörer singt. Die bereits erwähnten Tasteninstrumente und Blechbläser dominieren die Instrumentierung, ab und zu klingen ein paar sehr feine Gitarrensounds durch. Alles schön im alten Stil gehalten, ohne altbacken oder einfach nur stumpf 'retro' zu klingen.
Auch im weiteren Verlauf spielt Forsman mit den Musikern und ihrer Stimme, manchmal komplett reduziert auf ein wenig Posaune, drei Töne aus dem Klavier und etwas Jazzbesen auf der Trommel - sehr überzeugend. Dabei darf man nicht meinen, die Sängerin würde sich in Weltschmerz ergebend in die Ecke setzen und vor sich hin weinen. Weit gefehlt! Das strotzt nur so vor Energie, Lebens- und Spielfreude, ab und zu mal etwas gepusht von einigen Honky-Tonk-Tönen aus dem Piano oder einer treibenden Rhythmus-Fraktion - Anspieltipp hierzu: "Bubbly Kisses", einer der besten Songs der vorliegenden dreiviertel Stunde Blues aus Finnland. Vergleichbar gut und fröhlich kommt "This House Ain't Got No Roof", das einem unmittelbar ins Tanzbein fährt und sicherlich keinen Hörer stillsitzen lässt.
Wer auch noch eine richtig tolle Gitarre hören will, der sollte unbedingt zu "Don't Hurt Me Now" 'vorspulen', wo diese in Kombination mit der Hammond ein unglaublich getragenes Klanggebilde kreiert.
Tja, und danach dringt einem die Blues Harp von Tallqvist bei "Talk To Me" so richtig zwischen die Lauscher und verbreitet ein herrliches Südstaaten-Feeling und die Gewissheit, einen weiteren Anspieltipp zu haben.
Man sollte die Forsman unbedingt auf dem Radar behalten. Mit ihren neunzehn Jahren kann sie schon so viel und wenn sie denn nicht dasselbe Schicksal ereilt, wie ihre leider viel zu früh verstorbene Kollegin, mit der sie gerne verglichen wird, dann hat sie eine lange und viel beachtete Karriere vor sich. Darf man als Liebhaber von Frauen, die den Blues singen, unbedingt mal antesten!
Line-up:
Ina Forsman (vocals)
Laura Chavez (guitars)
Derek O'Brien (guitars)
Russell Jackson (bass)
Nick Connolly (piano, Hammond, Wurlitzer)
Helge Tallqvist (blues harp)
Tommy Taylor (drums)
Mark Kazanoff (tenor saxophone)
The Texas Horns (brass)
Tracklist |
01:Hanging Loose
02:Pretty Messed Up
03:Bubbly Kisses
04:Farewell
05:Don't Hurt Me Now
06:Talk To Me
07:Now You Want Me Back
08:Devil May Dance Tonight
09:Before You Go Home
10:No Room For Love
11:I Want A Little Sugar In My Bowl
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