Mir sind in letzter Zeit einige sehr ansprechende Alben aus dem Bereich Singer/Songwriter - Americana auf den Tisch gekommen. Erfreulicherweise werden aus diesem 'weiten Feld' auch hierzulande viele und gute Scheiben veröffentlich. Es gibt einiges zu entdecken und nicht selten echte Schätze zu heben.
Jeffrey Foucaults drittes Solo-Album ist ein solcher Schatz, das war mir mit dem ersten Hördurchgang klar. Und bestätigt sich mit jedem weiteren. Ich bin schwer angetan von seinen so leicht aus den Lautsprechern fließenden Songs, zurückhaltend, aber pointiert instrumentiert und gesungen mit einer sehr angenehmen, weichen und selbst für einen derben Frankenwäldler anziehenden Storyteller-Stimme.
Ich will keine Vergleiche bemühen, aber irgendwo schweben über dem Ganzen die Geister von Townes Van Zandt, Tim Hardin, Emmylou Harris (samt ihrem Produzenten Daniel Lanois) und Kelly Joe Phelps.
"Ghost Repeater" hat einen ganz eigenen Zauber.
Maßgeblich dafür verantwortlich ist Produzenten-As Bo Ramsey (u.a. für Lucinda Williams an den Reglern), der auch die diversen Leadguitars beisteuert, die sich mit der akustischen Gitarre Foucaults sehr intim verstehen. Der Altmeister schneiderte dem jüngeren Singer/Songwriter-Kollegen aus Wisconsin einen Sound maß, aus dem sich der geneigte Hörer leicht in die Weite amerikanischer Plains, die Einsamkeit der Wüsten, die grünen Grashügel Virginias, ebenso wie in die nicht minder faszinierenden Seelenlandschaften des Künstlers hineinversetzen kann. Die Stile pendeln irgendwo zwischen Folk, Blues, Country und Borderline, was sich als Konglomerat in den ziemlich diffusen Überbegriff Americana mit akustischem Schwerpunkt packen lässt, was inzwischen als New Folk Movement kategorisiert wird. Der Autor ist jedoch nicht nur ein beeindruckender Musiker, sondern ein mindest ebensolcher Lyriker, dessen Texte sich mühelos der Schönheit und Qualität eines Tim Buckleys, einer Joni Mitchell oder der Beat-Dichter nähern:
»I cut my hair and caught a train to Jackson
I took a name and found the range
where a voice will make no sound
I met a man who told me Son,
I can see you're on the run,
If you tell me where you´re going
I'll tell you where you bound«
("Train to Jackson")
Die Rhythmusabteilung agiert dezent, setzt mehr Tupfer, als ein Fundament. Ein wenig Hammond, mal ein Akkordeon, aber vor allem die wehmütige Pedal Steel, die die jeweilige Stimmung perfekt illustriert. Und dann natürlich Kris Delmhorst, ebenfalls in Amerika bekannte Singer/Songwriterin, die ihren Gatten im zweiten Teil der CD stimmlich perfekt unterstützt.
Elf selbst geschriebene Songs sind auf dem Album "Ghost Repeater" (womit vollautomatisierte, menschenleere U.S.-Radiostationen gemeint sind, die rund um die Uhr Mainstream-Musikprogramme senden). Der limitierten Erstausgabe ist eine Bonus-Scheibe mit fünf weiteren beigefügt, die die Original-Auswahl bestens ergänzen. Die ersten beiden stammen von der Aufnahme-Session, beim letzten, einem Titel vom gemeinsamen Album "Redbird", ist neben Kris Delmhorst noch Peter Mulvey mit dabei. "4 & 20 Blues" würde auch auf einer Rory Block-Scheibe Ehre machen.
"Ghost Repeater" ist ein Album gemacht für ruhige Stunden, zum Zuhören, zum Entspannen. Eine imaginäre Reise durch Gefühlswelten. Wer dafür ein Faible hat, der sollte sich unbedingt die Erstveröffentlichung mit den Bonus-Songs sichern, die wirklich mal ein echter Zugewinn sind.
Spielzeit: 55:08 (CD 1), 19:55 (CD 2), Medium: Do-CD, Signature Sounds, 2006, Americana
CD 1:
1:Ghost Repeater 2:Americans In Corduroys 3:I Dream An Old Lover 4:One For Sorrow 5:Train To Jackson 6:One Part Love 7:Wild Waste And Welter 8:City Flower 9:Tall Grass In Old Virginny 10:Mesa, Arizona 11:Appeline
Bonus-CD
12:Shadow 13:Money Blues 14:Northbound 35 15:4 & 20 Blues 16:Drunk Lullaby
Norbert Neugebauer, 17.07.2006
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