Maynard Ferguson / Maynard '61 + "Straightaway" Jazz Themes
Maynard '61 + Straightaway Jazz Themes Spielzeit: 78:30
Medium: CD
Label: American Jazz Classics /Roulette, 2013 (1960, 1961)
Stil: Big Band Jazz


Review vom 14.07.2013


Wolfgang Giese
Heute haben wir es mit einem Jazzmusiker aus Kanada zu tun: Dem am 4. Mai 1928 geborenen und am 23. August 2006 verstorbenen Trompeter Maynard Ferguson, der als Leiter einer Big Band schon früh von sich reden machte. Darüber hinaus aber sicher auch durch seine schon früh entwickelte Fähigkeit, höhere Töne als so manch anderer Trompeter spielen zu können. Sein Debüt hatte er 1950 im Orchester von Stan Kenton. Letztlich war es etwa zwischen 1956 und 1965, als er mit seiner eigenen Band brillieren konnte. So manch großartige Platte erschien in diesem Zeitraum. Diese beiden 1960 und 1961 aufgenommenen, auf Roulette Records erschienenen und nun auf einer CD zusammengefassten Platten zählen dazu.
Schon auf dem ersten Stück, "Olé", beweist Maynard Ferguson seine Virtuosität der hohen Töne, ebenso wie als versierter und einfallsreicher Solist im Allgemeinen. Den Aussagen einiger Spötter habe ich schon oft entnehmen können, dass Big Band-Musik ein Hauch von Zirkusmusik anhaften würde. Bei "Olé" mag das schon fast zutreffen, in diesem Fall ist es wohl das Orchester des spanischen Nationalzirkus, das sich vorstellt. Diese großartige Komposition des Bandposaunisten Slide Hampton eröffnet feurig und leidenschaftlich. Ebendieser Hampton hatte einst über seinen Bandleader gesagt: »Maynard Ferguson was a guy who respected musicians. He gave everybody in the band a chance to get his own message across; that's very unusual.« Ja, das konnte ich einige Jahre vor Maynards Tod nachvollziehen, als ich ihn mit seiner Big Bop Nouveau Band erleben durfte. Es war fantastisch und zählt zu jenen Konzerterlebnissen, die man nie vergisst.
Unglaubliche Energie spiegelt sich in den Arrangements wider. Sie sind anders als jene von Duke Ellington oder Count Basie, sie wirken direkter und ansprechender in ihrem Ausdruck - 'volksnah' vielleicht? So mag dies den Umstand erklären, dass sich Ferguson ab Mitte der Siebziger stark kommerziell orientiert präsentierte. Doch zu Anfang der Sechziger regierte jazzige Virtuosität, oft mit einem dicken Hauch von Blues.
Aus den vielen hochkarätigen Solisten der Band - und tatsächlich haben alle etwas zu sagen - sticht mir ganz besonders Joe Farrell ins Auge, oder besser: ins Ohr. Mit seinen schnellen und virtuosen Sololäufen bringt er zusätzliches Feuer in die ohnehin schon kochende Masse. Man kann seinen Einsatz ganz besonders auf "The Pharaoh" bewundern. Das ist ein irrer, voller Rhythmus und Tönen flirrender, schneller Song, der vor Feeling und Wildheit strotzt. Ein wahrer Parforceritt und einer der Höhepunkte der Titel der ersten Platte, die übrigens die Titel eins bis sechs umfasst.
Bei den Stücken sieben bis sechzehn handelt es sich thematisch um Musik zu einer amerikanischen Fernsehserie namens "Straightaway". Eine Serie über zwei Männer, die eine Reparaturwerkstatt/Garage betreiben und sich mit Autorennen beschäftigen, Hauptdarsteller waren John Ashley und Brian Kelly (genau, jener Porter Ricks in "Flipper"!) Ferguson hatte sich der Musik angenommen und sie zu Jazzthemen verarbeitet. So entstand eine für seine Big Band ungewöhnliche Musik. Überwiegend sind es kürzere Songs mit einer straffen Struktur, aber von absolut hochwertiger und packender Qualität. Gleich der Opener nimmt mich auf eine swingende Filmreise mit. Voller Energie und Kraft agiert die Band und präsentiert eine Perle nach der anderen. Im Spektrum von einer schönen bewegenden Ballade wie "Melancholia" bis hin zu wilden und furiosen Titeln wie "Last Lap" oder leicht kurios arrangierten wie "Stroking".
Die beiden Bonustracks, Nummer siebzehn und achtzehn, stammen aus der Session zur ersten Platte und bilden eine tolle Ergänzung. Dabei glänzt "Go West, Young Man" mit seiner Kombination aus orientalischen Klängen und hartem Swing. Ich bin begeistert von dieser Präsentation zweier Platten aus des Trompeters stärksten Phase und hoffe, da wird es noch ein wenig Nachschlag geben!
Line-up:
Maynard Ferguson (trumpet, valve-trombone, mellophone, flugelhorn, trombone)
Chet Ferretti (trumpet)
Rick Kiefer (trumpet - #1-6,17,18)
Jerry Tyree (trumpet - #1,2,5)
Slide Hampton (trombone - #1,2,5)
Kenny Rupp (trombone)
Lanny Morgan (alto sax)
Joe Farrell (tenor sax, soprano sax, clarinet, flute - #1-6,17,18)
Willie Maiden (tenorsax, clarinet, flute)
Frank Hittner (baritone sax - #1,2,5,7-16, bass-clarinet - #3,4,6,17,18)
Jaki Byard (piano - #1,2,5,7-16, celeste - #3,4,6,17,18)
Charlie Saunders (bass - #1-6,17,18)
Rufus Jones (drums)
Rolf Ericson (trombone - #3,4,6,17,18)
Ray Winslow (trombone - #3,4,6-18)
Don Rader (trumpet - #7-16)
Bill Berry (trumpet - #7-16)
Don Menza (baritone sax - #7-16)
John Neves (bass - #7-16)
Tracklist
01:Olé [Hampton] (6:29)
02:New Blue [Hampton] (5:43)
03:Blues For Kapp [Paich] (5:12)
04:Ultimate Rejection [Farrell] (6:17)
05:The Pharaoh [Hampton] (7:44)
06:Goodbye [Jenkins] (4:49)
07:Straightaway [Ferguson] [2:20)
08:Apprehensions [Ferguson] (4:14)
09:Mambo Le Mans [Ferguson] (5:10)
10:Cocky Scott [Ferguson] (3:44)
11:Up Shift [Ferguson] (2:45)
12:Last Lap [Ferguson] (3:51)
13:Melancholia [Ferguson] (2:24)
14:Pit Stop [Ferguson] (2:02)
15:Stroking [Ferguson] (5:57)
16:After The Race [Ferguson] (2:06)
17:Go West, Young Man [Hampton] (4:33)
18:This Is My Lucky Day [DeSylva/Henderson/Jolson/Brown] (3:01)
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