Blues aus der Schweiz. Philipp Fankhauser setzt mit seinem 10. (!!!) Album einige deutliche Duftmarken und man kann sagen, dass er mit den 11 "Watching From The Safe Side"-Tracks treffsicher immer das Bullseye ansteuert.
Eingespielt wurde die Disc mit seiner aktuellen Tourband:
Richard Cousins - Bass
Tosho Yakkatokuo - Drums, Percussion
Hendrix Ackle - Grand Piano, Hammond B3
Ist schon ein Ding, bläst doch Tom Peterson auf dem Saxophon das erste Solo im ersten Track: "It's Over Now Baby". Alan Mirikitani spielt das erste Gitarrensolo. Fankhauser beeindruckt aber schon mal mit einer kernigen Stimme im von der Horn-Section getragenen Opener.
Tja, man darf schon bis zum zweiten Track warten, bis Fankhauser zeigt, was er auf der Gitarre alles kann.
Jetzt aber, der Titeltrack ist dann Fankhauser und seiner Tourband bestimmt. Und dieser selbst geschriebene, durch Richard Cousins arrangierte Song sitzt, passt faltenfrei wie Philipps schwarzer Anzug. Kein falscher Unterton, kein Missverständnis: Mit 'faltenfrei' ist natürlich nicht gemeint, dass dieser Track etwas von aalglatt oder dergleichen hat.
Nein, Fankhauser zeigt, welchen Charakterzug seine Lyrics und sein Songwriting haben.
Eine intensive, atmosphärische musikalische Geschichte wird mit "Thomas & Rodney" geliefert. Very down home, im Quartett eingespielt, bei der Fankhauser fast zum Sprechgesang neigt, ist eines der Highlights der CD.
Die sehr sparsam eingesetzte, aber dafür umso eindringlichere Gitarre dominiert diesen Track.
Ebenfalls aus Fankhausers Feder stammt "Time Stands Still" mit drei Damen, die auf den Namen The Sweet Inspiration hören und von 1968 bis 1977 die Vokalgruppe von Elvis Presley waren. Und wenn die einsetzen, werden alle Indikatoren für richtig gute Musik aktiv.
Wir werden zum Träumen eingeladen und man hat tatsächlich das Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Ein Liebeslied der Extraklasse…
Der renommierte Produzent Dennis Walker ( B.B. King, Robert Cray, Etta James, uvm.) steuert "If You Ain't Been To Houston" bei. Zusammen mit Fankhauser hat er auch "The Blues Don't Like A Crowd" geschrieben. In beiden Songs wird wieder die Gebläse-Abteilung gefeatured.
Einmal im Midtempo und "The Blues Don't …" als groovende Nummer, bei der Alan Mirikitani nochmals an der Leadgitarre zu hören ist, sind eindrucksvolle Elemente des klassischen Blues.
Anleihen aus dem Memphis-Soul bietet die wunderschöne Ballade "Too Little Too Late". Hier kann Marco Jencarelli zeigen, was er unter einem seelenvollen Gitarrensolo versteht.
Zwei Tracks stammen von Johnny Copeland: "Blues Ain't Nothin'" und "Love Song". Auch hier passt Philipp Fankhausers raue Stimme perfekt ins musikalische Schema. Hendrix Ackles Keyboards auf der einen Seite ergänzen "Blues Ain't…" und sein Piano würzt auf der anderen den "Love Song" prächtig. Die von Fankhauser produzierten Melodiebögen auf den sechs Saiten beeindrucken ein ums andere Mal.
Jeder Track, ob nun eigenes oder fremdes Material: Philipp Fankhauser hat herrliche Perlen auf dieser CD verewigt, die geradezu zeitlos schön sind.
"Watching From The Safe Side", sowohl in Luzern als auch in Los Angeles aufgenommen, besticht durch besten Big-Band-Sound und tollen Band-Sound.
Phillip Fankhausers Stimme, ich muss es noch mal betonen, hat eine starke Ausstrahlung und ist zweifelsohne eines seiner effektvollen Markenzeichen.
Der Rezensent wird für die Zukunft das Pferd von hinten aufzäumen müssen und sich mit früheren Fankhauser Werken beschäftigen, z.B. mit "Live-So Damn' Cool". Der Titel verspricht schon viel…
Spielzeit: 44:47, Medium: CD, Funk House Blues Productions - Sony/BMG, 2006
1:It's Over Now Baby (3:20) 2:Watching From The Safe Side (3:45) 3:Too Little Too Late (4:19) 4:Blues Ain't Nothin' (4:23) 5:Time Stands Still (4:08) 6:If You Ain't Been To Houston (3:47) 7:The Blues Don't Like A Crowd (3:50) 8:Sunday Morning (3:42) 9:Thomas & Rodney (5:26) 10:Love Song (3:26) 11:Wish You Well (4:16)
Joachim P. Brookes, 09.05.2006
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