|
130 Minuten Blues und Bluesrock, gelungene Mischung aus Eigenkompositionen und Fremdmaterial, Power Trio-Besetzung: Scott Finch und seine Band mit Peter Alt (Lead Vocals, Bass und Harmonica) und Dave Braun (Drums und Vocals).
Und das alles live!
Kompakt gibt es am Ende der ersten CD einen Jimi Hendrix Durchgang. Ok, "All Along The Watchtower" ist von Dylan geschrieben, Hendrix hat für diesen Song aber auch oft genug die Saiten zum Schwingen gebracht.
Finch macht deutlich, dass er in seiner Jugend den Jimi nicht nur Note für Note nachgespielt hat, sondern die hier vertreten Tracks, "Voodoo Chile" dann am Ende der zweiten CD, auch ins Stadium der eigenen Auslegung transferiert hat.
Neben den Fremdkompositionen, besonders mit der zweiten CD, befinden wird uns in einer Art Zeitmaschine des Blues/Bluesrock.
Nicht unbedingt im Blues verankert ist "Tomorrow Never Comes" von den Beatles und Neil Youngs "Down By The River". Ein Faible für die Fab Four scheint Finch aber zu haben, denn auf seiner ersten Platte, einer Single aus dem Jahr 1969 (!!!), hat er "Let It Be" vorgelegt.
Scott Finch kann also auf einen längeren Werdegang zurück blicken. Die erste Band, in der Finch spielte, war Bamboozle. Es folgten White Lie und Gypsy (1986 bis 1989).
1993 spielte er unter seinem eigenen Namen "Pipe Dreams" ein. Ein echtes Solo-Projekt. Finch spielte alle Instrumente (Drums, Bass, Gitarre, Keyboards) selber.
Mit einigen Zwischenstationen wurde im Jahr 2000 Gypsy unter dem Namen Scott Finch & Gypsy wieder ins Leben gerufen.
Eröffnet wird der Song-Reigen mit einem Track, den Finch 1978 auf einer Single mit der Band White Lie veröffentlichte: "Scott's Boogie". Eine feine Gitarren-Einleitung, Drums und Bass setzten blitzartige Akzente und dann ist der Boogie in voller Fahrt.
Der Bassist Peter Alt hat eine gute Blues-Stimme. Auch höhere Tonlagen sind für ihn kein Problem. Im Mittelteil wird improvisiert und Dave Braun haut ein kurzes Schlagzeugsolo raus.
So wie Coen Wolters liebt Finch das Wah Wah-Pedal, welches zum ersten Mal in "The Velvet Groove" zum Einsatz kommt. Der Titel des Tracks ist selbstredend…
Fast schon romantisch verträumt geht es in "Changer", einem Instrumental zu. Das klassische Rockmuster der 70er prägt "Close To You". Erinnerungen an Cream kommen auf.
Finchs Auslegung von "Memory Pain" erreicht die Klasse eines Johnny Winter auf "Second Winter" oder von Savoy Brown auf "Hellbound Train Live: 1969-1972".
"Dragnet" gibt den Anschein als sei es völlig improvisiert.
War "The Velvet Groove" schon ein Leckerbissen, setzt Scott Finch in "Groove King" noch einen oben drauf, bevor es mit "Jeff's Boogie", "Pie In The Sky", "Guitar Solo" und "Voodoo Chile" zu einem grandiosen Finale von "Live Groove!" kommt.
Fein auch die Verpackung der CDs: Das Digi-Pack ist als kleines Buch aufgemacht. Darin findet sich ein ausführliches 16-seitiges Booklet mit vielen Fotos.
Dieser Doppeldecker war mein Einstieg in die Musik von Scott Finch. Geht es nicht vielen so: Wenn einem eine CD gefällt, befindet sich über kurz oder lang eine weitere des Musikers im Plattenschrank. Mir ging es jedenfalls mit Scott Finch so!
Spielzeit: 61:47 (CD 1), 70:28 (CD 2), Medium: Do-CD, Horizons Records/Comet Records, 2001, Bluesrock
CD 1:
1:Scott's Boogie (7:37) 2:Haze Of Mother Earth (3:30) 3: The Velvet Groove (5:28) 4:Changer (4:49) 5:Close To You (4:00) 6:Memory Pain (6:47) 7:Mass Hate (4:14) 8:Dragnet (3:37) 9:I Am Still (5:20) 10:Fire (3:14) 11:All Along The Watchtower (6:05) 12:The Wind Cries Mary (3:37) 13:Spanish Castle Magic (3:30)
CD 2:
1:Spoonful (7:06) 2:Hoochie Coochie Man (5:20) 3:House Of The Rising Sun (4:03) 4:Southbound (4:14) 5:Stormy Monday (5:59) 6:Louisiana Blues (5:40) 7:Tomorrow Never Knows (4:29) 8:Born Under A Bad Sign (4:00) 9:Down By The River (7:10) 10:Groove King (6:04) 11:Jeff's Boogie (2:02) 12:Pie In The Sky (5:52) 13:Guitar Solo (1:06) 14:Voodoo Chile (8:04)
Joachim P. Brookes, 15.07.2006
|