Sue Foley / Love Comin' Down
Love Comin' Down
Sue Foley stammt aus Kanada, ist aber schon vor Jahren nach Austin ausgewandert, wo sie unter die Fittiche der Label-Legende Clifford Antone kam. Sie hat bisher 5 Platten vorgelegt, alle im Blues/Rock angesiedelt. "Love Comin' Down" ändert die Richtung etwas, man weiß nur nicht genau wohin, denn diese Platte bietet fast alle Stile, die den Süden der USA musikalisch gross gemacht haben.
Alle Songs bis auf "You're Barkin' Up The Wrong Tree" von Freddie King und "Same Thing" von Willie Dixon wurden von ihr selbst geschrieben, und die haben es alle in sich. Nichts ist banal, das Songwriting ist schlicht phänomenal.
Die CD beginnt mit "Two Trains", das mit akustischen Riffs beginnt, die an die alten Blueser denken lässt, wenn dann ihre Stimme einsetzt kann man nur noch sagen: "Wow, sehr lasziv und äussert sexy, Vorsicht: heiss". "Two Trains" geht nach 45 Sek.in einen Groove über, dass man sich an selige Little Feat/Lowell George-Zeiten erinnert. Klasse!
Auf "Empty Cup" wird Sue Foley von Lucinda Williams unterstützt, ein Country-Blues der Spitzenklasse mit schwülem Text ("I'm feelin' like an empty cup waiting for someone to fill me up"), das so was in den USA nicht mehr radiotauglich ist, versteht sich von selbst.
Der Titelsong wird von Bläsern und Orgel untermalt, es gibt Ausflüge in Flamenco ("Mediterranean Breakfast"), etliche Boogieriffs ("Let Me Drive"), überhaupt ist die Gitarrenarbeit von Sue Foley vorzüglich, sie spielt die National Steel/Dobro genauso beeindruckend wie ihre Telecaster.
Manche Songs sind mitten im Honky Tonk, andere im Louisiana der 20er Jahre, trotz der grossen Bandbreite des Repertoires ist die Stilsicherheit beeindruckend. Sue schreibt, arrangiert und trägt ihre Songs mit einer Professionalität vor, dass man von einer Klasse sprechen muss, die es so nicht all zu oft gibt, ihre betörende Stimme ist unverwechselbar.
Während ganze Legionen junger Männer (und Frauen) sich selbst und der Welt vormachen, sie hätten den Blues (keine Namen hier, als Hinweis auf diese Epigonen sei auf die Tatsache hingewiesen, dass sich zuviele momentan daran versuchen, mehr nach Stevie Ray Vaughan zu klingen als er selbst) zeigt Sue Foley mit dieser Platte, dass dazu mehr gehört als nur die seelenlose Variation über 12 Takte, nämlich Gefühl, Timing und Begeisterungsfähigkeit.
Sue Foley wird in den USA mit Preisen überhäuft und angesichts ihres Ausnahmetalents auch völlig zu Recht. Mancher wird (wie ich) nach dem Hören dieser CD das Gefühl haben, dass dies eine Musik ist, nach der er schon so lange gesucht hat. Wer die alten Little Feat, John Mohead, Bonnie Raitt und Konsorten liebt, kommt an dieser Platte nicht vorbei. Dies ist eindeutig Musik für den erwachsenen Hörer, meilenweit entfernt von Kitsch, Unvermögen und Ausdruckslosigkeit, wie sie uns so oft unter den Laser kommen. Produktion und Klang sind erstklassig.
Spielzeit: 48:53, Medium: CD, Shanachie Entertainment Corp., 2000
1:Two Trains 2:Empty Cup 3:Love Comin' Down 4:You're Barkin' Up The Wrong Tree 5:Same Thing 6:Let My Tears Fall Down 7:Let Me Drive 8:To Be Next To You 9:Mediterranean Breakfast 10:Am I Worthy 11:Oh Baby 12:How Strong
Manni Hüther, 24.03.2001
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