Wenn ich mir einige Komponisten der Titel der CD anschaue, denke ich schon daran, dass mit dieser Platte ein stark vom Blues betontes Album vorgelegt wird, finden sich doch Stücke alter wie auch moderner Bluesmen darunter. Doch bereits die ersten Takte machen diesen grundsätzlichen Gedanken zunichte, denn was nun geboten wird, klingt eher wie Rockabilly und dazu auch noch derart scheppernd und soundmäßig fast 'grottenschlecht', so dass man die Gitarre inmitten des verhallten Gesangs relativ leise im Hintergrund ortet. Der Bass holpert vor sich hin, dumpf und wenig elastisch, obwohl er als akustischer Bass aufgeführt wird. Jedoch sind dies keine obskuren Aufnahmen irgendeines ebensolchen Labels aus den Fünfzigern, sondern sie stammen aus dem Jahre 1979.
Damals bezeichnete man das als 'Psychobilly'. Tav Falco war Mitte der Siebziger in Tennessee und Mississippi unterwegs, um Dokumentarfilme über Bluesmusiker zu drehen. Hierbei wurde er wohl maßgeblich dazu inspiriert, selbst eine Gitarre in die Hand zu nehmen. Nun, da hätten wir ja den Brückenschlag zum Blues. Doch zuvor wird der Klassiker "Brazil" auf eine Weise vorgetragen, wie ich sie noch nicht gehört habe. Echt, die Band klingt betrunken, aber mit mindestens 2 Promille. Wird das heute nicht als Trash bezeichnet?
Das Rohe und Ungeschliffene setzt sich munter fort, bis dann mit "Snake Drive" der erste Bluestitel zu hören ist und auch dieser klingt schräg, wird der Titel doch von The Tate County Fife And Drum Corps begleitet und rumpelt umso mehr.
"Blind Man" von Muddy Waters beschert uns endlich einigermaßen 'normalen' Bluessound. Eine mich schier 'umhauende' Version ist die Interpretation des Country Blues-Klassikers "Bourgeois Blues" von Leadbelly, die hier total knarrend und rumpelnd-elektrisierend wirkt.
Ich erinnere mich an einen Musiker namens G. Love, der ungewöhnliche Klänge im Bluesgewand präsentierte - ich glaube, er hat bei Tav Falco genau zugehört! Wer meine Zeilen bisher gelesen hat, mag vermuten, dass ich diese Platte sehr, sehr schlecht finde, doch weit gefehlt, die Musik ist ganz einfach faszinierend!
Diese Leidenschaft kann ich mit dem kleinen, aber feinen Bonus noch weiter ausleben: Eine EP mit Aufnahmen aus dem Jahr 1983 liegt bei und enthält vier Titel. Ich sage nur "Pantherman"! Da geht aber nun wirklich die Post ab, das ist mit immens viel Druck vorwärts preschend, das reißt mit, ein ultimativer Partytitel! Allen vier Songs ist gemein, dass sie nicht mehr so rau und ungeschliffen klingen, wie die vier Jahre älteren Aufnahmen der ersten Platte, aber nicht minder kraftvoll.
Zusammenfassend betrachtet kommt die Musik der Stimmung vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch gleich, inklusive der darauf folgenden Eruptionen und das in einem 'historisch' anmutenden Sound. Das ist Musik mit Leib, Seele und viel Leidenschaft gespielt.
Ganz hervorragend ist das zweiundzwanzig Seiten starke Booklet mit sehr viel Historie und Hintergrundinformationen.
Line-up:
Tav Falco (vocals and guitars)
Ron Miller (acoustic bass)
Alex Chilton (guitar, drums on CD)
Jim Duckworth (guitar on CD and EP, drums on CD)
The Tate County Fife And Drum Corps, incl. Abe Young on Marching Bass Drum and Jesse May Hemphill on Marching Snare Drum (CD - #8)
Jim Sclavunos (drums on EP)
John Saunders (piano on EP)
Tracklist |
CD: Behind The Magnolia Curtain
01:Come On Little Mama [Harris/Cogswell] (2:15)
02:She's The One That's Got It [Wingate] (2:28)
03:Hey-High School Baby [Joy] (3:02)
04:Brazil [Barroso/Russell] (3:55)
05:You're Undecided [Burnette/Burlison] (2:31)
06:OoooEE Baby [Reed] (2:40)
07:River Of Love [Self] (3:32)
08:Snake Drive [Burnside] (3:10)
09:Blind Man [Morganfield] (4:00)
10:Where The Rio De Rosa Flows [Longoon/McAlpine] (2:55)
11:Snatch It Back [Wells] (2:22)
12:Bourgeois Blues [Ledbetter/Lomax] (6:00)
13:St.Louis Blues [Handy] (4:55)
14:Moving On Down The Line [Orbison] (2:19)
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EP: Blow Your Top
01:I'm On This Rocket [Moore] (2:45)
02:Pantherman [Louis/Burns] (2:40)
03:Love Is My Business [Cantrell/Claunch] (2:15)
04:Bertha Lou [Marascalco] (2:35)
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Externe Links:
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