In meinem CD-Player rotiert seit einigen Minuten das dritte Werk der Tom Fuller Band aus Chicago. Auffällig ist bisher nur das knallrote CD-Cover, welches das Konterfei des Herrn Fuller zeigt. Während ich entspannt das recht umfangreiche Booklet studiere, fließt die Musik der CD nur beiläufig an mir vorüber. Bisher gibt es für mich keinen Anlass, hellhörig zu werden. Zu eintönig ist die Scheibe während der ersten Songs. Tom Fullers Stimme klingt zu weich und setzt keine Akzente - also typische Fahrstuhlmusik, oder etwas, das man im Kaufhaus im Hintergrund laufen lassen könnte. Der Titel dieses Weichspülers ist "Ask", und spontan möchte ich die Band fragen, warum sie nicht mehr mit ihren Instrumenten arbeitet. Kleine aufflackernde Höhepunkte sind lediglich einige Passagen, bei denen Lead-Gitarrist John Lewis etwas deutlicher zu hören ist.
Der Rest ist nicht aufregend, und hätte ich mir die CD aus Versehen gekauft, würde sie nach einmaligen Hören für alle Zeiten in meinem Archiv verschwinden. Dabei fängt die Scheibe gar nicht mal so schlecht an. "Lovers" bietet geraden Rock mit schönen Gitarren, wobei mit Einsatz der Stimme der Druck nachlässt und alles abflacht. Der Titeltrack "Ask" hebt sich nur durch den Background-Gesang ab, der den Song zum Ende abrundet. "Doin' Nothin'" und "Take Me Away" sind nicht erwähnenswert. Beide sind so schnell vorbei, wie sie angefangen haben. Etwas spritziger wird es endlich bei "Anthem Man". Da hauen die Gitarristen zur Abwechslung mal ordentlich in die Saiten. Doch bevor der Song so richtig ins Ohr gedrungen ist, sind die dreieinhalb Minuten Laufzeit auch schon vorüber. Die nächsten drei Werke werden durch eine akustische Gitarre angeführt. Dazu noch der milchige Gesang, und bevor die Truppe in Bewegung kommt, ist leider schon alles vorbei. Ich muss mir beim Hören eine Auszeit gönnen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Frisch gestärkt und voller Tatendrang mache ich mich daran, den Rest der CD abzuspielen. Ich bin inzwischen bei "Morphine Maureen" angekommen. Die unter Drogeneinfluss stehende Dame sorgt wenigstens dafür, dass endlich die Post abgeht. Die Pause hat sich gelohnt, und ich kann wieder unbefangen daran gehen, die Songs zu bewerten. Tom Fuller hat sich endlich seiner Herkunft besonnen - einer Stadt in den USA, in der vor fast hundert Jahren noch die Maschinenpistolen des Al Capone den Takt angegeben haben. Der Song ist heavy, und besagte Maureen bekommt ordentlich ihr Fett weg. Leider ist das der einzige Lichtblick der CD "Ask". Die nächsten beiden Songs gehen weiter wie bereits gehabt, etwas lahm durch die überlangen Intros der akustischen Gitarre.
Einen, wenn auch recht kleinen, abschließenden Höhepunkt bildet der letzte Song der Tom Fuller Band. "Garden Dreaming Days" lässt zwar vermuten, dass der Song ebenfalls sehr weichgespült ist, aber für mich ist es einer der besseren. Da wird noch ein letztes Mal richtig rein gehauen und der Song von einer sehr schönen Lead-Gitarre getragen. Das Ganze in einem ansprechenden Tempo, mit dem Erfolg, dass die Scheibe wenigstens ein 'Einigermaßen' bescheinigt bekommt. Wer auf ruhigen, geradlinigen Rock und sanfte Balladen steht, dem sei die Scheibe empfohlen. Für mich ist es nichts, vielleicht bin ich zu anspruchsvoll. Tom Fuller wäre gut beraten, wenn seine nächste CD deutlich kräftiger ausfällt und mehr nach vorne geht. Er kann ja, wenn er will, wie man es in einigen Passagen hört. Allzu schnell driftet er sonst in die Mittelmäßigkeit ab, und verschwindet in der Masse unter 'Ferner liefen'. Es wäre schade, da die Band recht talentiert zu sein scheint.
Line-up:
Tom Fuller (vocals, guitar)
John Lewis (vocals, guitar)
Ryan Veitch (keyboards, guitars)
Jordan Kozer (drums)
Joel Masters (bass)
Tracklist |
01:Lovers
02:Ask
03:Doin' Nothin'
04:Take Me Away
05:Anthem Man
06:Hell Fire Angel
07:Merci Beaucoup
08:Keeping Time
09:Morphine Maureen
10:Hot Air Balloon
11:Best Of Me
12:Garden Dreaming Days
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