Wendy Flower / New
New Spielzeit: 48:50
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Pop, Folk

Review vom 03.06.2013


Steve Braun
Erinnert sich noch jemand an das Psychedelic Folk-Duo Wendy & Bonnie - ein klassisches One-Hit-Wonder, das 1969 mit dem Album "Genesis" für einiges Aufsehen in der Hippieszene sorgte? Nicht? Wenig verwunderlich, weil das Schwesternpaar als Duo wie als Solokünstler ziemlich schnell und tief in den Tiefen der Musikhistorie versanken.
Wendy Flower, in den Vorstädten San Franciscos geboren und aufgewachsen, versuchte 2005 mit "Flower Power" ein Comeback, mit dem sie »60's vibes for today's families« ins neue Jahrtausend bringen wollte. Das gelang recht leidlich, denn seitdem ist sie wieder in der US-amerikanischen Folkszene aktiv und konnte auch im UK mit Touren durch die Clubszene punkten. Nun startet Flower mit "New" einen weiteren Versuch, in der Szene wieder nachhaltig Fuß zu fassen. Das Album besteht je etwa hälftig aus Eigenkompositionen und Stücken des kalifornischen Singer/Songwriters Paul Freeman, den die Chanteuse in den Credits als ihren »Seelenverwandten« bezeichnet.
"New" mäandert zwischen eingängigem Pop und deutlich weniger leicht verdaulichem Psychedelic Folk, reichlich 'Flower Power'-Feeling und sogar etwas Jazz hin und her. Moll-Tonarten rangieren eindeutig vor denen in Dur - trotzdem dominiert Fröhliches das Mystische und eher Düstere. Dies deutet sich bereits in dem fröhlich-bunten Ölgemälde (von Gretchen Baer) an, das als Artwork für das Cover herhalten durfte.
Bei der Produktion haben Flower und Keyboarder Adam Rossi darauf geachtet, dass reichlich Gesangsspuren mit Harmony Overdubs zur Verfügung standen und daraus teils zauberhafte Satzgesänge arrangiert.
Die schönsten Momente kommen auf, wenn die Band auf die 'rockige Tube drückt', wie bei dem lässigen Folkrocker "One Last Dream" oder "Kindness Of Strangers", der flottesten Nummer. Beides sind übrigens Freeman-Kompositionen. Völlig überrascht in diesem Zusammenhang der Bonustrack "Long Night", der mit angezerrten Gitarren sogar ein klein wenig Hard Rock-Feeling transportiert. Für meinen Geschmack die mit Abstand stärkste Nummer von "New"!!
Ebenfalls sehr eindrücklich sind die düsteren Sequenzen des Albums. Hier vor allem "In The Attic", das zartbittere und dunkelgraue Stimmungen aus Edgar Allen Poe-Essays zu transportieren scheint... wie dies ansonsten nur ein David Eugene Edwards (gelegentlich) vermag. Auch "Cinders", das längste Stück von "New", spielt mit diesen Impressionen. Hier - wie auch beim folgenden "Wind Chimes" - spielt Wendy Flowers mit leicht jazzigen Gesangsphrasierungen. Aber auch die kleinen Pop-Häppchen wie "The Corner" lassen sich vorzüglich goutieren. Etwas aus dem musikalischen Rahmen fällt dagegen das am Flamenco orientierte "Jamais toujours". Ein kleines Wiederhören mit Wendy & Bonnie bietet das kurze Zwischenspiel "W&B Interlude".
Auch wenn in der obigen Stilangabe 'Pop' steht, sollte man nicht davon ausgehen, dass es sich bei "New" um musikalisches Trallala eines 'Späthippie-Schätzchens' handelt. Wendy Flowers Songs haben Substanz, benötigen Muße und ein offenes Ohr, um sich zu entfalten. Etwas mehr Rock und 'Stromgitarren' dürfen es aber beim nächsten Mal gerne sein...
Line-up:
Wendy Flower (vocals, piano, synth cello, orchestra bells, percussion)
Adam Rossi (keyboards)
Gawain Mathews (electric and acoustic guitars)
Ezra Lipp (drums, percussion)
Paul Olguin (electric and acoustic bass)
Savannah Jo Lack (violin)
Joe Cohen (sax)
Paul Freeman (acoustic guitar)
Bonnie Flower (harmony vocals, guitar - #11)
Mike Hill (bass - #4)
Tracklist
01:Cinders (5:19)
02:Wind Chimes (3:05)
03:The Corner (2:40)
04:Flaws (2:42)
05:Faded Rose (4:11)
06:Jamais toujours (3:33)
07:Skyways (4:13)
08:One Last Dream (3:53)
09:Kindness Of Strangers (2:27)
10:In The Attic (4:06)
11:W&B Interlude [1969 Wendy & Bonnie Snippet] (0:58)
12:Child's Play (4:55)
13:Ferris Wheel (3:09)
14:Long Night [Bonus Track] (3:19)
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