Schon an der Zusammenstückelung der einzelnen stilistischen Elemente kann man erkennen, dass die Gitarristenlegende von Pink Floyd ein ganzes Sammelsurium an Sounds auf seinem neuen Solo-Album zusammen gepackt hat. Und auch wenn der Mann mit seinen gut 60 Jahren so ziemlich jede musikalische Ecke wenigstens mal kurz ankratzt, scheint eines offensichtlich zu sein: Dieser charakteristische Gitarrensound ist noch immer vorhanden und wird auch an den richtigen Stellen eingesetzt.
Wir konnten uns schon im Vorfeld der Veröffentlichung an netten Kurzvideos über die Homepage des Künstlers erfreuen, die in der Hauptsache Gilmour und seine zahlreichen Mitstreiter in seinem Studio auf einem Hausboot auf der Londoner Themse zeigten. Dort liegt die 'Astoria'.
Was einen David Gilmour dazu veranlasst, eine neue Platte zu machen, wissen wir nicht so genau. Da gibt es zum einen die aufregende Vergangenheit mit der Band der Superlative und die immer wiederkehrenden Gerüchte um eine Reunion. Im Gegenzug gibt es in schöner Regelmäßigkeit eine Absage des Künstlers, der auch nicht davor halt macht, auf das anscheinend noch immer angespannte Verhältnis zu Roger Waters hinzuweisen.
Und mehr als 20 Jahre hat sich Mr. Gilmour für die neue Scheibe Zeit gelassen. Er beschert uns mit seinem 3. Solo-Album 10 neue Songs. Er spielt noch immer sehr geschmackvoll Gitarre und auch wenn seine Stimme nach außen etwas emotionslos rüber kommt, so nimmt man dies hin, weil es einfach so gehört.
Doch eines wird einem auch sehr schnell klar. Man darf hier kein Floyd-Album erwarten, auch wenn der Anfang dies vermuten lässt. Bereits nach dem Intro "Castellorizon" beginnt Gilmour mit einem Solosound, der einen sofort in alte Zeiten abdriften lässt. Mit "On An Island" werden stellenweise bekannte alte Sounds in einem neuen Gewand präsentiert.
Nun fragt man sich, ob hier überhaupt etwas Schlechtes bei herauskommen kann. Denn man beachte auch mal einen Teil der gebuchten musikalischen Freunde, die hier mitmachen. Als da wären David Crosby und Graham Nash am Gesang, sowie Richard Wright an der Orgel. Das sind schon ganz schöne Geschütze und vielleicht kommt genau daher diese Stilvielfalt, die auf dem Album untergebracht ist. Einen Teil der weiteren Musiker erlaube ich mir, im Anhang aufzuzählen.
"Red Sky At Night" ist ein Song, der zu Beginn noch mal psychedelische Gefühle wach werden lässt, allerdings löst sich das ganz schnell auf. Dafür wird es aber nicht schlechter, sondern Blasinstrumente übernehmen den Hauptpart. Noch ein bisschen intensiver wird es auf dem späteren "A Pocketful Of Stones", wobei auch balladesk eingegriffen wird. Und das folgende "This Heaven" ist ein Blues der einfachsten Gattung. "Then I Close My Eyes" bringt sich mit enormen 'Folk-Klängen' ein. Gilmour versteht es ohnehin, typische Klischees unterschiedlicher Stilrichtungen schon in einem einzigen Song unterzubringen.
Wo liegt bei diesem Album denn nun der Hund begraben? Für so manchen Fan alter Schule vermutlich dahingehend, dass es eben kein Effektfeuerwerk gibt, wie er es vielleicht erwartet hätte. "On An Island" ist ein weitestgehend ruhiges, aber schönes Album. Ich kann schon verstehen, falls es mancher als langweilig bezeichnet. Ich hingegen empfinde es als nicht langweilig, sondern als dezent anschmiegsam und beruhigend. Nicht jedermanns Sache, auch nicht für 'Floydis', aber interessant und vor allen Dingen gekonnt allemal!!!
Line Up:
Vocals, Guitars, Piano, Organ & Percussion u.a: David Gilmour
Gastmusiker u.a:
Vocals: David Crosby
Vocals: Graham Nash
Hammond Organ: Richard Wright
Bass: Guy Pratt
Guitars: BJ Cole
Drums: Andy Newmark
Drums: Ged Lynch
Spielzeit: 51:44, Medium: CD, Columbia Records, 2006
1:Castellorizon (3:54) 2:On An Island (6:47) 3:The Blue (5:26) 4:Take A Breath (5:45) 5:Red Sky At Night (2:51) 6:This Heaven (4:24) 7:Then I Close My Eyes (5:27) 8:Smile (4:03) 9:A Pocketful Of Stones (6:17) 10:Where We Start (6:47)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 01.06.2006
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