Eelco Gelling Band - On The Road
On The Road
Es gibt sie noch, die Legende des niederländischen Blues. Zusammen mit Harry Muskee Kopf von Cuby + Blizzards. Später war er Mitglied bei Golden Earring.
Die Alben aus der Phase waren: "Moontan" mit "Radar Love", "Contraband", "Live" und "Grab It For A Second".
Mitte der 80er spielte er in der Muskee Gang und 1988 war er als Gast auf einem Album der Blues Connection zu hören.
2000 veröffentlichte er dann mit "The Missing Link" die erste CD unter eigenem Namen. Live-Auftritte folgten und 2005 war es Zeit für seine zweite CD "On The Road".
Vom Albumtitel her könnte man als erstes auf die Idee kommen, es handelt sich um ein Live-Album. Dem ist aber nicht so. Eelco Gelling wurde durch das gleichnamige Buch von Jack Kerouac inspiriert.
Gelling (Lead- und Slide-Gitarre) steht eine erstklassige Band zur Seite:
Ron 'El Kroppo' Krop, Lead-/Backing Vocals, guitar
Bert van Meeuwen, Saxophone
Willem van der Schoof, Hammond and Backing Vocals
Arjen Rijsdijk, Bass
Jeffrey van Duffelen, Drums
Und als Gast ist Emiel Krop (Rap) zu hören.
Er ist also zurück. Und wie!
Nicht nur als versierter Gitarrist, sondern auch als Songwriter. Bis auf drei Tracks gehören die Credits der Eelco Gelling Band.
Alleine schon die halbe Minute Slide-Intro haben ihn, diesen Zauber, den der Autodidakt Gelling schon immer mit seiner Gitarre verbreitet hat.
Überhaupt ist "On The Road" eine Entdeckungsreise mit vielen Stationen, die den Blues in verschiedenste Richtungen auslotet. Bis hin zur Verschmelzung mit neuzeitlichen Musikrichtungen wie dem Rap.
"Got To Get Moving" beginnt verhalten groovend, Emiels Vater Ron 'El Kroppo' Krop, der eine so richtig bluesige Stimme hat, steigt mit ein. In der Überleitung zu Emiels Part spielen Willem van der Schoof am Keyboard und Gelling die Hauptrolle. Dann setzt der jüngere Krop mit seinem Rap ein, von dem ich, obwohl dem Niederländischen rudimentär mächtig, nichts verstehe. Richtig, er rappt in niederländisch! Vater Krop übernimmt wieder und zum Ende des Tracks sind sie gemeinsam zu hören. Das geht durchaus zusammen, Leute.
Andere Blueser haben solche Fusionen auch schon erfolgreich bewerkstelligt, wie z.B. Mike Andersen zusammen mit dem Rapper Al Agami auf zwei Tracks seines Albums "Tomorrow".
Sofort beeindrucken kann "Stingin' Eyes". Ein wehmütiger Slow-Blues, in dem Gelling klar stellt, das er noch nichts von seinem magischen Gitarrenspiel verloren hat. Ob mit oder ohne Bottleneck versteht er es, uns in Traumwelten zu entführen. Der Mann am Holzgebläse setzt sein Instrument akzentuiert ein, sodass der Opener (inklusive "Intro") die Messlatte auf Meisterniveau anhebt.
"Deep Elem Blues", ein Traditional, schließt sich an. Diesen Song haben auch Grateful Dead oder Les Paul auf der Pfanne. Neben Eelcos werden die Regler für van Meeuwens Saxofon aufgedreht. Hölle, hat der es drauf. Man braucht es kaum zu erwähnen, Ron Krop singt mit seiner kernigen Stimme, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht, außer auch Gitarre zu spielen.
Hatte ich weiter oben bereits Mike Andersen beiläufig erwähnt, könnte "Somebody Knows" auch von ihm stammen. Ein fast swingender Blues, in dem nun Eelco Gelling im Mittelpunkt steht. Er besticht ein weiteres Mal. Arrangiert wurde das Saxofon so als wäre eine Hornsection aktiv.
Wenige Gitarrenlicks, der Bass setzt ein und man merkt schon wohin sich "Travellin' Man" bewegt. Ins Groove-Land, mit Macht. Geprägt wird das Lied nicht nur durch den Rhythmus. Die Backing-Vocals überraschen positiv. Ein weiteres Element, das die Band auf der Habenseite verbucht.
Die Eelco Gelling Band liefert verschiedene Spielarten des Blues. Mit "(I've Been) Down This Highway Side" gelangen wir zur funky Station.
Traditionell macht "On The Road" Halt in der zweiten Überlieferung "After A While (You Will Be Sorry)". Beispielhafter Slow-Blues, der jetzt offeriert wird. Damit kann man jede Tiefkühltruhe auftauen.
Genauso gut ist "You Talk Too Much", nur einen Tick flotter.
Achtung, anschnallen! Das Groove-Ding kommt in "Gasoline Blues" wieder näher. Vollgetankt fetzt die Band in diesem kompakten Track, der alles in gut 3 Minuten vereint, was in den Musikern steckt.
Als "Outro Part 1" gibt es nochmals einen Teil Rap aus "Got To Get Moving". "Outro Part 2" schließt nahtlos an das "Intro" an: Akustische Gelling-Gitarre mit Krop am Mikro. So schließen der Einstieg und der Abschluss von "On The Road" den Blues-Kreis.
Vor drei oder vier Jahren besuchte ich ein Festival in Tilburg. Neben Ana Popovic und Walter Trout stand auch eine Band mit dem Namen Netherland Allstar Blues Band auf dem Plakat.
An alle Akteure dieser Gruppe, die sich wohl für dieses Festival gefunden hatte, kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an den Mann an der Gitarre und an den Keyboarder, der auch die Querflöte zu Einsatz brachte: Natürlich, im Zusammenhang mit der CD, Eelco Gelling und eben Thijs van Leer (ex-Focus). Freude!
Leider konnte ich die diesjährige 'Blues Night' mit der Eelco Gelling Band auf 'Schloss Moyland' (Bedburg-Hau), ganz in meiner Nähe, nicht besuchen. Ärger!
Aber: Es gibt ihn noch! Und wie!


Spielzeit: 48:19, Medium: CD, Munich Records, 2005, Blues
1:Intro (0:24) 2:Stingin' Eyes (5:08) 3:Deep Elem Blues (6:30) 4:Somebody Knows (4:06) 5:Travellin' Man (5:27) 6:(I've Been) Down This Highway Side (4:15) 7:Got To Get Moving (3:33) 8:After A While (You Will Be Sorry) (6:39) 9:You Talk Too Much (5:53) 10:Gasoline Blues (3:13) 12:Outro Part 1 (1:29) 13:Outro Part 2 (1:20)
Joachim P. Brookes, 20.07.2006