Gallhammer / The End
The End Spielzeit: 42:51
Medium: CD
Label: Peaceville/Edel, 2011
Stil: Crust Doom Metal

Review vom 26.05.2011


Andrea Groh
Wer bei dem Namen Gallhammer an Hellhammer denkt, liegt gar nicht mal so falsch. Doch anders als die deutschen Warhammer haben die japanischen Damen (das allein ist schon einen Exotenbonus wert) noch weitere Vorbilder aus Europa: allen voran Amebix.
Das macht die 2003 gegründete Truppe (für mich) sehr interessant. Es dauerte allerdings bis 2007, bis mir der erste Tonträger begegnete: die Compilation "The Dawn Of…"
Vorher gab es mehrere Demos und das Debüt "Gloomy Lights" (2004). Hinterher folgten: in 2007 "Ill Innocence" und die EP "Beyond The Hatred". 2008 gab es eine DVD "Ruins Of A Church".
Und jetzt 2011 "The End" – ob damit das Ende von Gallhammer gemeint ist?
Denn bereits 2010 schrumpfte das Trio: Die Gitarristin Mika Penetrator verließ die Band und die anderen beiden Mädels machen nun (erst einmal?) alleine weiter. Ob das so eine gute Idee ist, ohne Gitarristin? Lassen wir uns überraschen…
Der Opener "The End" (aha, das Ende zu Anfang…) schleicht in gewohnter Gallhammer-Manier finster-fies aus den Boxen, genau so liebe ich sie… sieben Minuten Unheil.
Bei "Rubbish CG202" (Müll mit einer Nummer? hm…in Japan sind Titel nicht ungewöhnlich, die nicht unbedingt Sinn ergeben, jedoch gut klingen) geht es ein paar Takte flotter zu, die schnellere Seite im Hell… ähm, Gallhammer-Sound eben.
So weit, so gut. Doch bei Song Nummer drei, "Aberration", packen sie etwas aus, was mir bereits auf Vorgänger-Scheiben nicht zugesagt hat: weibliche Quietschvocals wechseln sich mit der Grunzstimme ab. Das ist für westliche Ohren nicht so leicht verdaulich, da muss man wohl schon J-Rock-Fan oder Japaner/in sein.
Bei "Sober" setzt sich das leider fort, bzw. steigert sich. Ist ja schon irgendwo interessant, trotzdem keimt in mir der Wunsch auf, nicht nüchtern zu sein… Daher bin ich froh, dass die düsteren Damen mit "Wander" wieder auf langsamen bösartigen Grunz-Crust-Stil setzen.
Zum Schluss gibt es dann ein recht abgefahrenes überwiegend instrumentales Stück, welches wiederum einen ziemlich merkwürdigen Titel hat, das ich reizvoll finde.
Fazit: Ich glaube, ich kürze mir "The End" auf eine Mini-CD-Länge zusammen… Dann gefällt sie mir.
Womit ich allerdings eher zu einer Minderheit unter den europäischen Metal-Fans gehören dürfte. Die Masse dürfte sich damit schwer tun. Wegen der Punk-, Crust-, Doom-, Drone-, Noise- und - was auch immer noch – Mischung, und dann das mit der Stimme. Eine gewisse Aufgeschlossenheit ist vonnöten.
Randbemerkung: Es war schon etwas seltsam, kurz nach den Meldungen in den Nachrichten über den Tsunami und die Probleme im Atomkraftwerk in Japan die Mitteilung zu erhalten, dass eine japanische Noise-Drone-Doom-Band eine CD herausbringt. Erst einmal der Gedanke, dass 'Unheil, Untergang' als Musik auf einer CD unterhaltsam sein mag, angewendet auf das reale Leben diese Begriffe doch sehr viel negativer sind.
Außerdem die Frage, ob mit den Musikerinnen alles in Ordnung ist und dann die Vorstellung von Zollkontrollen in Schutzanzügen, die überprüfen, ob die CDs radioaktiv sind. Natürlich bedeutet es nicht, wenn eine Band aus Tokio kommt, dass die Tonträger auch dort hergestellt werden, vor allem wenn das Label in England sitzt. Aber so ist das eben mit Kopfkino…
Schlussbemerkung (ja, ja, endlich, genug gelabert): Wie schon anfangs erwähnt, hoffe ich doch, dass "The End" nicht das Ende von Gallhammer bedeutet, weder aus musikalischen noch sonstigen Gründen.
Aber bitte Mädels: Lasst das Gekreische sein. Das mag ja etwas Außergewöhnliches sein, ist aber äußerst gewöhnungsbedürftig.
Line-up:
Vivian Slaughter (vocals, bass)
Risa Reaper (vocals, drums)
Tracklist
01:The End (7:02)
02:Rubbish CG202 (6:06)
03:Aberration (4:06)
04:Sober (4:02)
05:Entropy G35 (2:26)
06:Wander (12:08)
07:108=7/T-NA (10:18)
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