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Nachdem sich bei mir in den letzten Monaten so was wie eine gewisse Konzertträgheit ausgebreitet hatte, ergab sich bei gleich zwei Bands die Gelegenheit, mal wieder den Hintern in Bewegung zu setzen und Livemusik einzuatmen.
Frank Ipach, mittlerweile auch immer öfter schreibender Mitkollege für unsere Sache und seine Kumpels von den Craving Hands, sowie die als Geheimtipp gehandelte Band Gallop im Vorprogramm, die schon mit Fury and The Slaughterhouse und den Toten Hosen ihr Können gezeigt hatten, gaben sich die Ehre im Meidericher Parkhaus.
Der Raum, mit einer Theke und ein paar Stehtischen an den Seiten ausgestattet, recht dunkel gehalten, bot eine angenehme Akustik und wirkte bei 60-70 anwesenden Leuten recht gut gefüllt.
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Mit etwas Verspätung betraten um 21.15 Uhr Keyboarder Jörg Wockenfuß und Martin Gallop die Bühne, um mit "Photograph" von ihrer aktuellen CD "How Much Is The World", die mir Kollege Ulli Heiser noch dankenswerterweise ein paar Tage zuvor als Background zugeschickt hatte, durchzustarten.
Bedauerlich, dass Bandleader Martin eine Saite riss und eine erneute Pause von zehn Minuten entstand.
Danach gab der gebürtige und fast fehlerfrei deutsch sprechende Kanadier mit seinen Mannen (sehr stark aufspielend Drummer Joe Finck, der einen tollen Rhythmusteppich entfachte) anspruchsvolle, in Richtung Britpop gehende Songs (Del Amitri fällt mir am ehesten als Vergleich ein) zum Besten.
Fünf Stücke vom neuen Album von insgesamt elf, inclusive dem Titelsong in deutscher Übersetzung als Zugabe ergaben einen angenehmen Einstieg in den Abend, der auch vom Publikum entsprechend gewürdigt wurde.
Craving Hands
Nach kurzem Umbau war dann auch meine Craving Hands-Pause beendet, denn ihr letztes Konzert im Dinslakener Congaz ist ja auch schon einige Zeit her.
Lutz Weigang, mit Brille und neuer Frisur frisch gestylt, räumte mit dem Vorurteil der Unflexibilität von Lehrpersonen auf; Sänger Frankie Ipach mit ein paar Pfündchen mehr, um die Bäckchen und an den Hüften auszumachend ;-))), legten mit ihren Spielpartnern los wie die Feuerwehr.
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"Turn The Other Cheek", "Fall In Love With Her" und "Lost Years" sorgten gleich für Stimmung unter den Anwesenden.
Und endlich wieder Leadgitarre! Das war es, was mir bei Gallop gefehlt hatte. Olaf Behrends bearbeitete seine Gibson Les Paul wieder mal vom Allerfeinsten. Ich oute mich als großer Fan! Unaufdringlich, abwechslungsreich, technisch brillant, das macht die Musik der Hands so prickelnd. Ein wahrer Genuss, was aber die Leistung der anderen nicht schmälern soll.
Frankie 'The Voice' Ipach, wechselte zwischen Akustikgitarre und der Fender und gab sich gesangsmäßig nassgeschwitzt völlig aus. Die restlichen Musiker fügten sich wie immer solide ins Gesamtbild ein.
Als zusätzlichen Farbtupfer hatte man für drei Stücke die junge Sängerin Stef Boens, die beim letzten Mal in Dinslaken einen starken Auftritt hatte, auf die Bühne geholt. Sie blieb allerdings ein wenig blass, hatte aber auch in der Kürze der Zeit und bei einem super aufgelegten Ipi einen recht schweren Stand.
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Der Fokus wurde auf viele neue Stücke gelegt, wobei der Abschluss mit My Destiny und Tears Running Altbewährtes brachte.
Fazit: Die Pause hat der Band gut getan; die Jungs wirkten frisch, heiß und nicht so verbraucht wie Bands, die unermüdlich touren. Es hat wieder mal großen Spaß gemacht!
Die Frage ist, warum eigentlich dieser tollen Gruppe bei allerorts guter Kritik noch nicht der ganz große Wurf gelungen ist.
Es liegt wohl an der Bodenständigkeit der Musiker und der Konsequenz, sich nicht für einen Hit im Radio von irgendwelchen durchgeknallten Musikproduzenten verbiegen zu lassen.
Was soll's! Mir gefallen die Craving Hands so, wie sie sind, und ich freue mich schon jetzt auf ihr neues Album, hoffentlich mit viel Olaf Behrends...
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