Gamma Ray / Majestic
Majestic
Fast vier Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, seit uns die hanseatische Metal Institution um den Ex-Helloween-Gitarristen Kai Hansen mit ihrem letzten regulären Studioalbum "New World Order" beglückte.
Zwischenzeitlich wurde noch die Doppel Live CD "Skeletons In The Closet" veröffentlicht, um die Wartezeit auf neues Material zu verkürzen, die jedoch kein wirklicher Ersatz war. Aber wie heißt es so schön: "Gut Ding will Weile haben". Auf "Majestic" präsentieren sich Gamma Ray einmal mehr in absoluter Bestform. "New World Order" musste ja seinerzeit von einigen Erbsenzählern harsche Kritik einstecken, da die Hamburger bei einigen Songs doch zu offensichtlich bei den Metal Gods Judas Priest gewildert hatten. Mich hat´s als alten 'Priest Fan' nicht sonderlich gestört, aber eine Newcomer Band hätte dafür von den meisten Kritikern sicherlich mächtig Prügel bezogen.
Aber sei´s drum, auf dem neuen Longplayer wird sich größtenteils wieder auf eigene alte Tugenden besonnen. Na ja gut, für "Hell Is Thy Home" musste dann doch noch mal Priest´s "Painkiller"- Album als Inspirationsquelle herhalten und für den Mittelteil des Openers "My Temple" wurde sich ein wenig bei Black Sabbath´s "Sabbath Bloody Sabbath" bedient, aber über solche Kleinigkeiten sollte man angesichts der Stärke der Stücke getrost hinwegsehen.
Die neue Scheibe ist meiner Ansicht nach streckenweise auch wieder etwas epischer ausgefallen als die letzten Veröffentlichungen, was besonders bei dem orientalisch angehauchten "Majesty" und dem abschließenden "Revelation" hervorsticht. Allerdings bewegen sich Gamma Ray gerade bei der letztgenannten Nummer aufgrund des etwas überambitionierten Einsatzes von Chören bedenklich nahe an der Grenze zum Kitsch.
Wesentlich bodenständiger klingen dagegen wiederum "Strange World" und "How Long", bei denen Kai´s klassische Hard Rock Roots ebenso zum Vorschein kommen wie bei "Blood Religion", dessen Riff sich ziemlich frech von Queen´s "Tie Your Mother Down" ausgeliehen wurde. Aber gerade diese Hard Rockigen Stücke verleihen dem Album zusätzliche Frische und gehören zu meinen absoluten Favoriten auf "Majestic".
Ungewohnt moderne Töne werden in dem aus der Feder von Drummer Dan Zimmermann stammenden "Condemned To Hell" angeschlagen. Nach dem sehr Nu-Metalmäßigen Grundriff hatte ich schon befürchtet, dass Kai jeden Augenblick anfangen würde zu rappen. Glücklicher Weise geht es aber nach diesem kurzen Ausrutscher noch echt gut zur Sache, aber trotz der ansonsten griffigen Strophen und dem coolen Refrain bleibt "Condemned To Hell" der gewöhnungsbedürftigste Song der ganzen CD. Das Gesamtbild wird dadurch aber nicht im Geringsten geschmälert, im Gegenteil, es spricht umso mehr für die Vielseitigkeit der Band.
Ich möchte behaupten, das Gamma Ray mit "Majestic" die stärkste Platte seit ihrem Meisterstück "Land Of The Free" von 1995 aufgenommen haben. Mal schauen, was Kai´s Ex Kollegen und ewige Konkurrenten Helloween dem entgegen zu setzen haben, die dieser Tage ja ebenfalls eine neue Produktion auf den Markt werfen. Die Meßlatte liegt jedenfalls sehr hoch.


Spielzeit: 54:44, Medium: CD, Sanctuary Records, 2005
1:My Temple 2:Fight 3:Strange World 4:Hell Is Thy Home 5:Blood Religion 6:Condemned To Hell 7:Spiritual Dictator 8:Majesty 9:How Long 10:Revelation
Stefan Gebauer, 31.10.2005