"Was ich noch erzählen wollte:" Eva Bubek Louis
Eva Bubek Louis Die Kolumne in RockTimes
von unseren Rockmusik-'Machern'
in ihrer eigenen Schreibe

Der Rock'n'Roll-Fotopass, oder Bildberichterstatter - Traumjob oder Albtraum?

Artikel vom 16.01.2010


Eva Bubek Louis
Es gibt Dinge im Leben, die kann man schlicht und ergreifend nur als absolut verkehrte Welt bezeichnen oder aber auch als Korruption und Spezl-Wirtschaft. Und das gilt auch für meinen Job als Bildberichterstatter bei diversen Veranstaltungen der musischen Art. In all den 25 Jahren meiner Tätigkeit habe ich immer und immer wieder erlebt, dass man als Musikjournalist oftmals nicht mehr und nicht weniger einem normalen Fan gleich gesetzt wird. Einer der bloß Freude an der Musik hat und sich sozusagen glücklich schätzen darf, dass er hin und wieder gnädigerweise eine Bewilligung zum Ablichten der Rock'n'Roll-Götter erhält. Dass wir ernsthaften Knipser davon aber auch leben und Geld verdienen wollen, das wird oft verkannt.
Nun, für unseren Job muss man a) bestens bekannt sein bei den Medienpartnern, und b) erst einmal belegen für wen man was und wie knipst. Klar tun wir das, denn die wahren Fotografen stellen sich, wie gesagt, beileibe nicht nur zum Vergnügen da hin, unterschreiben sogenannte Knebelverträge und beugen sich den Schikanen diverser Managements. Aber leider wird auch dies oft verdreht, nach dem Motto: Du kannst dich glücklich schätzen, wenn du das alles überhaupt mitmachen und fotografieren darfst. Und am besten haut man gleich nach der Session ab. Denn es wird mitunter nicht geduldet, dass ein Fotograf nach getaner Arbeit sich noch die Show ansieht. Wo simma denn?! Ein Fotopass ist nämlich noch lange keine Eintrittskarte. Klar ist er das nicht, aber ist es nicht andersrum das Mindeste, dass man sich als Bildberichterstatter, der den Künstler ja featured, pusht und fördert, wenigstens noch das Konzert ansehen darf? Ist man wirklich nur zum Volltrottel verdonnert, der gnädigerweise knipsen und anschließend hingehen darf, wo der Pfeffer wächst? Nein, da ist doch nun wirklich etwas nicht in Ordnung - zumindest was die oberen Zehntausend der Pop- und Rockstars betrifft.
Gerade bei jenen großen Megastars, denen es egal sein kann, ob sie jemand fotografiert oder nicht, werden mitunter Schikanen betrieben, die jenseits von Gut und Böse liegen. Es fängt an mit den sogenannten Verträgen, die insbesondere und mit Vorliebe von amerikanischen Managements verfasst werden. Diese bestehen meist aus einer mehrseitigen Aufzählung diverser Klauseln, die u.a. festlegen, dass man die getätigten Bilder nur an eine Zeitschrift weiter verkaufen darf, nämlich die, die man im Vertrag angegeben hat.
Das Management legt fest, dass alle Bilder Eigentum der Band seien und sie bei Aufforderung ohne Wenn und Aber und anstandslos herausgegeben werden müssen. Sollte es zu widrigen Umständen während des Photocalls kommen, dann müsse das Knipsen sofort unterbrochen werden und die Pics in Anwesenheit des Managements auf der Speicherkarte wieder gelöscht werden. Dass das Bildmaterial anschließend nicht für anderweitige Verwertung verwendet werden darf, versteht sich von selbst. Wir sind also im Prinzip nichts anderes als Marionetten einer Farce, die kein Wenn und Aber zulässt.
Wohlgemerkt, und um mich zu wiederholen, das gilt vor allem für die großen Acts, die, die sich solche Extravaganzen leisten können ganz nach der Devise: Du kleiner Wurm von Journalist kannst froh und dankbar sein, dass du uns überhaupt ablichten darfst. Also halte gefälligst den Mund und tue genau das, was dir vorgeschrieben wird.
Dass die oben genannten Fotoverträge allerdings nach deutschem Presserecht ohnehin ungültig sind, ist eine ungesagte Tatsache. Das fängt schon damit an, dass man als Journalist keine Durchschrift von dem Wisch erhält, noch zeichnet jemand das Dokument gegen, so wie es bei normalen Verträgen gang und gäbe und Gesetz ist. Aber trotzdem hält jeder den Mund, unterschreibt schön brav. Und das alles, um dann eventuell mit einem oder zwei Fotos bei seiner Zeitung grade mal einen 'Fuffi' zu verdienen. Die lieben Kollegen zum Boykott aufrufen ist nicht. Denn einer oder zwei schlagen immer quer, da gibt es kein Zusammengehörigkeitsgefühl. Jeder arbeitet für sich selbst, jeder sabbert auch nach dem kleinsten Strohhalm, es herrscht ein Konkurrenzkampf ohnegleichen. Jeder will der Erste sein. Jeder will sein Geld verdienen, und das irgendwie auch zu Recht.
Und dafür lässt man sich eben gerne schikanieren und von den Launen der Künstler und deren Managements abhängig machen. Es gibt kein Miteinander unter Fotografen-Kollegen, sondern nur ein Gegeneinander, so befreundet man normalerweise auch tut.
Allerdings: Ausnahmen bestätigen die Regel. Und ich kann mich glücklich schätzen, hier in München zwei solcher Ausnahmen zu haben, mit denen ein gegenseitiges Aushelfen möglich ist.
Um noch einige Beispiele der letzten Jahre aufzuzählen: Bei Beyoncé durfte man in der Münchner Olympiahalle nur von hinten vom Mischpult fotografieren (ca. 150 m Entfernung), was an sich schon ein Zoom mit mindestens 300 mm mit extremer Lichtstärke erfordert. Denn Blitzen ist, wie allgemein bekannt, von Haus aus ein Tabu. Aber als ob das nicht genug wäre, so wurde die Dauer des Fotografierens auf sage und schreibe ganze 30 Sekunden beschränkt. Sprich, die Künstlerin hatte noch nicht mal den Mund für eine gesungene Silbe aufgemacht, und schon wurde man rüde per Stoppuhr von einem Kleiderschrank-Typen angehalten, umgehend das Fotografieren einzustellen. Ich frage mich ehrlich: Kann in dieser Zeit tatsächlich die Atmosphäre eines ganzen Konzertabends eingefangen werden?
Das Gleiche in ähnlicher Form passierte bereits zuvor bei einem Konzert von P. Diddy.
Anderes Beispiel: Bei den Nine Inch Nails durfte nur der fünfte, sechste und siebte Song geknipst werden. Den Beginn des Spektakels musste man wohl oder übel versäumen. Die Supportband war ebenfalls tabu. Das Knipsen selbst war dann zwar im Graben, aber nur von ganz links oder ganz rechts außen gestattet, aber nicht von der Mitte her. Das heißt, die Bewegungsfreiheit war gleich Null. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, war die Bühne auch noch in schwindelerregenden Trockeneisnebel gehüllt, dass die Band da oben mehr zu erahnen als zu sehen war. Nach Song 7 war ein sofortiges Verlassen der Halle angesagt, ohne Wiederkehr (Anm.d.Verf.: Danke an die Plattenfirma für ein Ticket, dass mir den Einlass als normaler Besucher anschließend noch ermöglichte). Nicht viel besser verhielt es sich bei Konzerten der Sisters Of Mercy, die, obwohl sie seit über 15 Jahren kein neues Album auf den Markt gebracht haben, nach wie vor Kultstatus genießen. Die Bude ist stets voll und ausverkauft. Also kann man sich vom Management her so ziemlich alles leisten. Auch hier mussten bislang von den Fotografen (die, die übrigens vom Management gnädigerweise überhaupt akzeptiert worden waren) Verträge unterschrieben werden, um anschließend eine so abartige Nebelwand vorzufinden, dass kein einziges Fotos, und zwar von allen Fotografen, zu gebrauchen war. Die meisten von uns haben noch vor Ort ihre Speicherkarten wieder gelöscht.
Eine weitere, allgemeine Regel für alle zugelassenen Fotografen bei den größeren Konzerten ist selbstredend, dass nicht geblitzt wird, wie bereits erwähnt. Klar doch, wir haben sehr gute Kameras, die mit fast allen Situationen fertig werden. Ich sage: 'fast allen'! Denn es gibt mitunter Verhältnisse, mit denen nicht einmal eine 5.000 Euro teure Spiegelreflex klar kommt. Zum Beispiel bei den Petshop Boys, wo die wenigen Scheinwerfer ausschließlich aus dem Hintergrund der Bühne strahlten. Sprich, die Gesichter der Zielobjekte lagen im kompletten Dunkel. Keine Chance, da auch nur irgendetwas raus zu holen. Oder die Deftones, deren Scheinwerfer sich auf die Farben Rot und Dunkelblau beschränkten. Auch so manche bekanntere Black Metal-Band hüllt sich mit Vorliebe in grünen Düster-Dunst.
Motörhead werden von sogenanntem Flashlight angestrahlt, in fast Lichtgeschwindigkeit wechselnd zwischen An und Aus. Auch hier wird das Fotografieren zum überirdischen Kraftakt. Wagt man es dann, wie bei den Deftones, auch nur einmal den Aufhellblitz (welcher noch lange kein voller Flash ist) mit aufzuschalten, wird man umgehend zur Raison gebracht mit der Drohung: »Noch einmal, und du fliegst raus aus dem Graben«. Dass bei solchen Gelegenheiten - nebenbei bemerkt - so manche Fans in den ersten Reihen mit ihren Pocket- und Kompaktkameras lustig und meist unbehelligt drauflos blitzen, will ich hier nur am Rande bemerkt haben. Und man fragt sich umgehend, wo der Unterschied zwischen dem Aufhellblitz eines Profifotografen und dem Vollblitz eines Fans liegt. Tja, es ist nun mal das Grundprinzip, an dem festgehalten wird und zwar ohne Widerrede.
Als weiterer Albtraum des Kunstfotografierens von Bühnenaction entpuppte sich die Show von Mötley Crüe in der Schweiz (2007). Dank einer Guiness Buch-reifen Pyroshow beherrschte eine dermaßen große Menge an Abgas das Bühnenbild, dass absolut nichts mehr ging. Die meisten Fotos zeigten dunkle Silhouetten umhüllt von diffusen, meist roten Nebelschwaden. Eines muss man Mötley Crüe zugute halten: Zumindest pfiff das Management auf die üblichen Verträge samt einem halben Dutzend Extraklauseln. Zwei Jahre später bei Mötley Crüe in München war dann das genaue Gegenteil der Fall. Ein strikter Vertrag wartete vor Ort, und fotografieren war nur von ganz hinten vom Mischpult erlaubt und das ebenerdig. Resultat war dann im Endeffekt absolute Abstinenz von Fotografen-Präsenz.
Es gibt aber auch Konzerte, wo jegliches Knipsen strengstens untersagt ist. Also nicht nur für uns Profis, sondern auch für Fans mit kleinen Amateur-Pocketteilen. Bei 50 Cent im Münchner Zenith ging man einmal soweit, dass die bandeigene Security - Riesentypen im Wrestlingformat - den Kids sogar die Handys abnahmen beim kleinsten Versuch, das Ding auch nur in die Luft hoch zu halten. Als wenn das nicht schon genug wäre, ging diese Ami-Security sogar soweit, dass sie die Pocketkameras und Handys der Fans zu Boden warfen und sie per Fußtritt auf nimmer wieder Herstellbarkeit ins Nirwana beförderten. Jene Aktion schlug dann doch so einige empörte Wellen und war als Artikel am nächsten Morgen in den örtlichen Tageszeitungen zu finden. Nur ... die Handys und Kameras wurden den Kids durch niemanden mehr ersetzt. Was diese derartige Überreaktion der Amis darstellen sollte, ist mir nach wie vor schleierhaft. Nennen wir es mal eine reine Zurschaustellung von Machtgehabe.
Um es noch einmal klar zu stellen: Tatsache ist, dass bei den meisten Veranstaltungen das Fotografieren und Mitfilmen generell verboten ist. Wer sich nicht daran hält, muss seine Kamera abliefern oder fliegt gleich raus. Klar doch, aber berechtigt das auch zum Zerstören von Eigentum? Darf so weit gegangen werden? Bei einem Porcupine Tree-Konzert vor kurzem in Nürnberg, bei dem Fotografieren auch strengstens untersagt war, wurde ein Fan, der es trotzdem heimlich gewagt hatte und erwischt worden war, erst mal raus geschmissen, dann durchsucht, die Kamera wurde abgenommen und Anzeige erstattet bzgl. einer Urheberrechtsverletzung mit der Forderung in der Höhe von 780 Euro Bußgeld. Keine Ahnung, ob diese Band damit ein Exempel statuieren wollte.
Vielfach wird es aber auch still geduldet, dass Fans mit kleinen Kameras ihre Stars zur eigenen Erinnerung im Bild festhalten. Jedes Kind weiß, dass diese Bilder kaum für eine kommerzielle Verwendung zu gebrauchen sind, da sie durch die zu lange Auslöse-Verzögerung zum Großteil ohnehin verschwommen sind. Also lässt man ihnen die Freude, bis auf solche Extrem-Ausnahmen wie eben bei 50 Cent.
Zurück zur Profi-Konzert-Fotografie, die im Entertainment-Genre oft so behindert, schikaniert und gar verhindert wird - vor allem von oberwichtigen Managements. Örtliche Promoter und Touragenten will ich hier weniger mit einbeziehen, da jene unsere Anfragen lediglich weiterleiten. Für diese sind es die Vorberichte, die zählen, und es geht ihnen am A... vorbei, was du mit den Fotos hinterher machst sofern du was machst. Aber man hat halt seine Auflagen. Da nützt dann auch der ausschweifendste Vorbericht in der Zeitung nichts, den man geschrieben hat. Es ist noch lange kein Garant, dass man dann zumindest eine Freikarte bekommt, mal abgesehen vom Fotopass. Also fragt man sich selbstredend, warum die Mühe machen und Vorberichte abliefern für Superstar XY, wenn man dann im Gegenzug nicht mal freien Eintritt erhält?!
Logisch, dem Superstar ist es eh wurscht, ob da eine Zeile mehr oder weniger über ihn im vorhinein erscheint. Es ist ihm auch egal, ob fotografiert wird oder nicht. Die Bude ist ausverkauft, der Rubel rollt. Alles andere zählt nicht und ist ohne Bedeutung.
Und deshalb kann man sich auch alle Schikanen dieser Welt erlauben.
Nur ein einziges Mal haben wir hier gemeinsam in München zum Fotoboykott vor Ort aufgerufen. Das war bei einem Bon Jovi-Konzert vor vier Jahren im Olympiastadion. Auf Grund eines 12-seitigen Fotovertrages mit 36 Klauseln und Gerichtstand Kalifornien verzichteten wir allesamt aufs Knipsen. Aber wie schon gesagt, Bon Jovi war das natürlich sch... egal. Das Stadion ist ohnehin jedes Mal rappelvoll.
Fazit ist, wir Fotografen werden auch weiterhin den Bückling machen, brav Verträge unterschreiben von denen sogar der deutsche Journalistenverband abrät, diese zu unterzeichnen, und uns den Schikanen der Obrigkeit beugen.
Nachstehend noch mal einige Feinheiten und Ausnahmeregeln beim Knipsen der Superstars mit Knebelvertrag, zusätzlich zu den üblichen ersten drei Songs:

1) Es dürfen nur ein oder höchstens zwei Songs geknipst werden, immer ohne Blitz, versteht sich selbstredend.
2) Davon dürfen oft nur wenige Sekunden fotografiert werden.
3) Es darf in Riesenhallen nur von hinten vom Mischpult aus geknipst werden. Dafür ist ein lichtstarkes Megazoom im 3.000-5.000-Euro-Modus samt Stativ erforderlich. Und selbst dann ist das kein Garant für gelungene Fotos. Vor allem wird das mit Vorliebe bei weiblichen Stars angeordnet, wie z.B. in der Vergangenheit bei Cher, Kylie Minogue, Jennifer Lopez, Britney Spears, Christina Aguilera oder Shakira. Meinungen in Fotografenkreisen: Wahrscheinlich deshalb, damit man die Falten nicht von Nahem sieht. Ach ja, Justin Timberlake gehört auch dazu... uvm.
4) Bei einer Rundbühne in der Mitte der Halle darf oft nur von weitem, von einem kaum erhöhten, abgesperrten Bereich geknipst werden. Wobei hierbei, besonders bei sogenannten B-Stages, der vorhandene Lichtpegel mehr als nur gering ist.
5) Es darf nur von einer Seite ganz außen fotografiert werden, ohne sich großartig zu bewegen.
6) Bei bestuhlter Arena müssen die Fotografen oftmals knieend oder gar fast liegend, wenn nicht ohnehin von ganz hinten ihre Pics schießen.
7) Es darf nur Song 3, 5 und 9 oder was auch immer geknipst werden, oder gar nur der erste und der allerletzte Song. Eine Freude für Tageszeitungsfotografen, die eigentlich sofort nach dem Fotografieren der üblichen ersten Songs nach Hause eilen, um ihre Bilder noch rechtzeitig für die Ausgabe für den nächsten Morgen abzuliefern.
8) Sämtliche getätigten Fotos werden nach dem Knipsen vor Ort vom kritischen Auge des Managers im Kamera-Screen begutachtet. Falls das eine oder andere nicht genehm ist, muss dieses sofort unter dessen Kontrolle gelöscht werden.
9) Man bekommt drei Songs zum Fotografieren gestattet, wird aber nach einem Song ohne weitere Begründung raus gezogen.
10) Dass man nach dem Knipsen bei Mega-Acts seine Fotoutensilien hinaus bringen muss, um ja nicht später heimlich vom Publikum aus weiter zu machen, ist ja schon selbstverständlich. Aber oftmals darf man trotz der Bildberichterstattung den Rest des Konzertes nicht mehr anschauen. Quasi als Strafe dafür, dass man den Künstler fördert.
11) Man hat die Fotobestätigung bekommen, den Vertrag unterschrieben, steht da - ready to start, und fünf Minuten vor Beginn des Konzertes heißt es dann urplötzlich: No pics tonight - ohne weitere Begründung. So geschehen bei einem Black Sabbath-Konzert (inkl. Ozzy) vor einigen Jahren.
Danke Sharon!
12) Man verliert sämtliche Rechte an den eigenen Bildern, dank eines Knebelvertrages, der einem lediglich erlaubt, die Fotos in dem Medium zu veröffentlichen, das im Vertrag angegeben ist und das auch noch zeitbefristet. Obendrein darf der Künstler selbst die Fotos beliebig weiter verwenden ohne irgendwelche weitere Entlohnung (siehe Rammstein).
13) Es ist sogar schon vorgekommen, dass einige internationale Künstler von den Medien hier in Europa für jede Presse-/Fotoakkreditierung die Bezahlung eines bestimmten Geldbetrages forderten. (Muse & Kevin Costner).
Und man könnte noch weitere Annehmlichkeiten aufzählen, die dieser Job so mit sich bringt. Man wird oftmals als kleiner Wicht und Handlanger behandelt, der sich froh und glücklich schätzen darf, wenn er nach einem Kniefall endlich sein Zielobjekt fotografieren darf. Dafür unterschreibt er meist alles, ohne Rücksicht oder Bedenken auf irgendwas und unterwirft sich den Launen und Schikanen der Obrigkeit. Der Lohn dafür: Ein kleines Bild am nächsten Tag in der Zeitung mit individuellem Kürzel oder zwei Bilder in einer Monatszeitschrift, eventuell auch mal ein Poster mit ganz viel Glück. Dafür gibt's pro Pic dann zwischen 20 und 50 Euro, manchmal auch ein Pauschalentgelt. Und auch das wird immer weniger, denn von der dpa gibt es Fotos dieser Art sogar zum Nulltarif. Und darauf greifen speziell Tageszeitungen immer öfter zurück.
Wie auch immer, ich für meinen Teil beuge mich ebenfalls wie alle anderen nach wie vor der ach so coolen Rockbusiness-Bürokratie, knirsche mit den Zähnen und beiße sie zusammen, unterschreibe Verträge, die nach deutschem Recht nicht rechtsgültig sind und lasse mich herumschubsen. Und zwischendurch frage ich mich immer wieder, warum mache ich das eigentlich alles noch.
Warum? Nun, erstens ist da die Liebe zur Musik und es gibt da immer noch die mittlere und kleinere Kategorie von Künstlern, die kein Problem mit Fotografen haben, auf Verträge verzichten und allenfalls auf die üblichen ersten drei Songs ohne Blitz bestehen. Bei gutem Licht - kein Problem. Und die Kleinen, die die froh sind, dass sich überhaupt ein Journalist für sie interessiert, die danken es einem am meisten. Aber auch hier gibt es eine Tücke. Denn in dieser Größenklasse gibt es fast schon zu viele Fotografen. Und zwar solche, die es nicht wegen der Kohle machen, sondern weil sie dafür umsonst zum Konzert rein kommen, ihrem Helden eventuell noch die Hand schütteln dürfen, mit einer CD belohnt werden und stolz sind, wenn ihr Foto dann mit Namen drunter, zum Nulltarif, in einem Heft abgedruckt ist. Und klar, was nix kostet, wird von einigen Magazinen gerne genommen. Der Tod für uns Profiknipser - So what?!
Früher, ja früher in den 80ern zum Beispiel, da war alles viel leichter und einfacher. Es gab kaum sowas wie Verträge noch Klauseln und schon gar keine Schikanen. Und die Bürokratie hielt sich in Grenzen und wir bekamen noch wesentlich mehr Zaster für Konzertfotos. Vielleicht sollte man langsam die Branche wechseln, wer weiß....
Nur die Liebe zur Musik selbst, die Vertrautheit zu manchen Künstlern und Medienpartnern, die man bereits über viele Jahre gut kennt und von Zeit zu Zeit immer wieder mal trifft, lässt einen noch im Genre verweilen. Übrigens, die Musiker selbst wissen oftmals nicht die Bohne von alledem, was die Schikanen angeht. Und überhaupt: man macht's ja eigentlich gern - das was man macht.
Aber bitte tut mir einen Gefallen in Zukunft.... Sagt mir nie wieder, was ich doch für einen supertollen Traumjob hätte. Denn das ist pure Ironie und absolute Fiktion!
Long live Rock'n'Roll ...
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