Es war keine Überraschung, als Genesis am 7.November 2006 auf der Pressekonferenz in London eine nochmalige Reunion ankündigten. Zwar wurde bis dato über ein neues Studioalbum gemutmaßt, insgesamt war die größte Überraschung aber, dass endlich die Veröffentlichung des gesamten Backkataloges im 5.1 Soundmix angekündigt wurde.
Nun ist eine Surround -Abmischung immer auch zu einem großen Teil Geschmackssache.
In der Rockmusik findet man viele verschiedene Arten, wie unterschiedlich solche Mixe gefertigt werden.
Besonders starke Abmischungen vertrauen auf die Konzentration des Lead-Gesangs
auf der Center-Box, andere hingegen nutzen die Rear-Speaker nur oder überwiegend
für Hall-Effekte. Wieder andere schmeißen mit Soundspielereien nur so um sich.
Als Fazit kann man aber sagen, dass diese Technik meistens viele kleine Details zutage bringt, die den Hörern bisher verborgen blieben.
Nick Davis' Abmischungen des Genesis-Materials strotzen geradewegs vor Kraft und bewegen sich irgendwo zwischen dezentem Umrund-Sound und gemäßigten
Effekten. Immer da, wo es Sinn macht, kommt es zur Anwendung, so beispielsweise
bei "Dodo" ("Abacab"), wo Percussions die Rear-Speaker dominieren, wie auch beim Gesang, welcher sich in der Mitte des Songs schlagartig wieder auf die Center konzentriert.
Man kann hier einen Superlativ an den nächsten reihen, Puristen hingegen werden
bemäkeln, dass dadurch die Original-Mixe verloren gingen.
Die Arbeiten von Nick Davis wurden auf der Grundlage der alten Master-Spuren angefertigt und ersetzen deswegen die historischen Stereo-Mixe komplett.
Hört man sich das Ganze aber genau an, so wird man feststellen, dass dabei nichts
verfälscht, sondern mit den aktuellen Stand der Technik gründlicher erarbeitet
wurde.
Nie erklangen die musikalischen Perlen der Herren Collins, Rutherford und Banks besser, nie hatten sie mehr Druck, mehr Energie, mehr Volumen, mehr Details.
Dabei darf man nicht außer acht lassen, dass keiner irgendetwas Neues hinzugefügt
hat, alles basiert auf dem, was die Herren zu jener Zeit selber eingespielt haben.
Die Arbeit des Tonmeisters Nick Davis, der selber auch Genesis-Fan ist, kann man jedenfalls als erstaunlich präzise bezeichnen.
In Europa ist der erste Teil des SACD/DVD-Pakets mit den Alben von 1976-82
nun schon seit April dieses Jahres (der zweite ist mittlerweile auch erschienen)
in den Läden, und lässt so manchen Fan mit dem nötigen technischen Know-how im
heimischen Wohnzimmer im Endorphin-Rausch versinken.
Die jeweils beiliegende DVD mit reichlich Bonusmaterial ist mit einem Dolby Digital (24bit/48k) und einem DTS (24bit/96k) 5.1 Surround-Sound bestückt, was den Besitz einer entsprechenden Hi-Fi-Anlage nötig macht, um die gesamte Bandbreite dieser Produktion genießen zu können.
Privilegiert ist derjenige, welcher gar über ein Hybrid- SACD-Abspielsystem verfügt, da dieser die höchste Audio-Qualität, d.h. im direkten hörbaren Bereich eine Dynamik >120dB und und einen Frequenzumfang bis zu 100000Hz (bei CD beträgt dieser 20000Hz) inhalieren kann.
A Trick Of The Tail
Erstveröffentlichung im Februar 1976 auf Charisma
Spielzeit: 51:00
Dieses Album war für Genesis besonders wichtig, weil sie zum ersten Mal eine Produktion ohne ihren prägnanten Frontmann Peter Gabriel vornahmen. Doch der Schock über dessen Ausstieg hatte auch seine guten Seiten, denn die Band
konzentrierte sich nun auf ihr Material und wahres Potential.
Produziert von David Hentschel, zeichnete sich das Album durch eine dynamischere
Soundqualität aus, die bei den Vorgängerproduktionen fehlte.
Die Platte markierte den Beginn der modernen Ära von Genesis und zeigte zugleich, wie sehr sich die Studiotechnologie seit Anfang der siebziger Jahre entwickelt hatte.
(Anm.d.V.: Diese Fakten bilden schon die besten Vorraussetzungen für eine Klang-
Restauration des Materials).
Tony Banks' eleganter Einsatz des Synthesizers kompensierte den Verlust von Gabriels Flöte, und der Gesang nebst dem Schlagzeug waren deutlicher zu vernehmen bzw. vermittelten einfach mehr Druck. Der spätere prägnant typische Phil Collins-Schlagzeugsound wurde übrigens während den Aufnahmen von Tontechniker Hentschel herauskristallisiert.
Die Arbeit an dem Album begann bereits vor der Bekanntgabe von Peters Ausstieg. Die Band hatte noch keinen neuen Sänger in petto, und testete einige in Frage kommende Kandidaten, welche allesamt den erforderlichen Kriterien nicht standhielten. Phil Collins erklärte sich bereit, bei "Squonk", einer der ersten Nummern, den Gesangspart
zu übernehmen. Er sang den Track mit unglaublicher Begeisterung, und wurde daraufhin auf der Stelle für diesen Posten von Band und Produzent gewählt.
Die erste Bewährungsprobe vor 4000 eingefleischten Genesis-Fans fand in Hamilton, Ontario statt. Mit Bill Bruford als zweitem Tourschlagzeuger, bewies Phil, dass er mit dem Publikum in vorderer Front genauso gut wie Peter kommunizieren konnte. So wartet diese Veröffentlichung mit einigen musikalischen Höhepunkten auf, und präsentiert die Band mit frischen agilen Ideen, wie bei der feisten Rocknummer "Squonk", bei welcher besonders der neue Schlagzeugstil wahrgenommen werden kann.
Phils Gesang ist von einer Klarheit und Deutlichkeit, die vorher kaum erreicht wurde, was bei "Mad Man Moon" besonders zutage tritt. Auf Grund der verschiedenen Tempi und
unterschiedlichen Atmosphären, eignete sich die Nummer auch gut für die Bühne. Zwei bezaubernde Balladen verleihen diesem Album einen besonderen Hauch, das sehr
britisch-folkige Stück "Ripples", welches teilweise an die bedächtigen Momente von
"Supper's Ready" erinnern. Die schönste Ballade, "Entangled", von Steve Hackett und Tony Banks bietet mit dem 12-saitigen, melodisch verschlungenen Gitarrenspiel einen idealen Hintergrund für den sensiblen Gesang Collins'. Perfekt arrangiert weist dieses Stück den zerbrechlichen Charakters eines Folksongs der späten sechziger Jahre.
Bei der aktuellen Abmischung ist "Entangled" ein Juwel, das mit der raumfüllenden Surround-Romantik nur noch mehr wächst.
"Los Endos" bildete in vielen Genesis-Shows, wie auch auf dem Album den Höhepunkt. Oft vermitteln die Akteure den Eindruck, sie würden jammen, stattdessen halten sie sich an ein kontrolliertes Arrangement, das mit viel Disziplin gespielt wird. Die Gitarre und das brilliante Schlagzeug versuchen alles nur Erdenkliche, um eine Art
'Göttlichkeit' zu erlangen, indem sie mit wilder Entschlossenheit agieren. Dieser Song ist eine Tour de Force für Phil, bei der er all seine Geschicklichkeit, seine Talente und seine Energie beweisen kann.
Die Bonus-DVD bei vorliegender Edition, lässt dann noch einige Schmankerl in recht guter, aber nicht brillanter Qualität, für den Genesis-Liebhaber Revue passieren, wobei die etwa 40-minütige Konzertimpression der klassischen 1976er-Tour einen dokumentarischen Höhepunkt bilden. Die drei Musikvideos von damals und die obligatorischen Interviews zur Reuniontour 2007 sind einfach nur eine akzeptable Beigabe.
Tracklist |
CD:
01:Dance On A Volcano
02:Entangled
03:Squonk
04:Mad Man Moon
05:Robbery, Assault And Battery
06:Ripples
07:A Trick Of The Tail
08:Los Endos
|
DVD
Album in Dolby Digital 5.1
Album in DTS Surround
Visual Extras:
01:Robbery, Assault And Battery
02:Ripples
03:A Trick Of The Tail (VideoClips)
04:Reissue Interviews 2007
05:Genesis In Concert 1976
I Know What I Like
Fly On A Windshield
Carpet Crawl
Cinema Show
Entangled
Suppers Ready (End Section)
Los Endos
06:White Rocks Premiere Programme 1977
|
|
Wind And Wuthering
Erstveröffentlichung im Januar 1977 auf Charisma
Spielzeit: 50:19
Innerhalb der Band war eine Zeit der Konsolidierung und der Stabilität angebrochen.
Da Hacketts Kompositionen nicht sonderlich oft von Genesis verwendet wurden, stellte sich ein deutliches Unbehagen bzw. eine Unzufriedenheit bei dem Gitarristen ein.
Auf Tourneen wurden sie nun von Schlagzeuger Chester Thompson (Ex-Weather Report) begleitet, welcher für Bruford in die Live-Band gekommen war.
"Wind And Wuthering" ist mit seinen melodramatischen Themen eine Art Rückbesinnung auf die Tage von "Foxtrot", die Protagonisten befanden sich auf einem kreativen Höhenflug,
welcher nur von den Spannungen zwischen Hackett und den anderen Bandmitgliedern gebremst wurde. "Eleventh Earl Of Mar" handelt von dem schottischen Jakobiner John Erskine Mar, welcher 1715 die Rebellion der Jakobiner anführte, aber scheiterte, um schließlich im französischen Exil zu sterben. Musikalisch abgerundet wird diese ominöse Kriegsgeschichte durch grandiose Tastenakkorde und flüssige Gitarrenläufe.
Um einen weiteren fanatischen Anführer, der seine Männer in die Schlacht und damit
in den sicheren Tod schickte, geht es in der geschickt arrangierten Komposition "One For The Vine", welche auch viele Jahre lang im Konzertprogramm manifestiert wurde.
Auch hierbei bereitet der Surround-Sound richtig Spass, kommen wieder kleine
Soundeffekte zum Tragen, die in der Stereo-Version kaum, oder gar nicht zu hören waren.
Die Ballade "You Own Special Way" beinhaltet reichhaltige Melodien und eine
gefühlvolle Grundstimmung, die von Phil mit Leidenschaft vor dem Hintergrund eines
sanften, wiegenden Rhythmus gesungen wird. Inspiriert komponiert und präsentiert
ist der Song eines der stärksten Stücke der Platte, und vermittelt auch noch dreißig Jahre
nach seiner Aufnahme eine fesselnde Aura.
Akustisch startet "Blood On The Rooftops", indem Phil über die Banalitäten eines
bequemen britischen Lebens in den Vororten nachdenkt, während er sich die Nachrichten im
Fernsehen ansieht. Dieser ungewöhnlich ernste Song besticht durch den neu
entwickelten Synthesizer mit Streichersounds, welcher für den orchestralen, dichten
Klangteppich verantwortlich ist.
Eine Wärme, die an alte Zeiten erinnert, durchdringt "Afterglow", eine Nummer die entspannt, gleichzeitig aber auch bewegt. Der Schlusstrack bietet gewissermaßen eine Vorschau auf die sehr persönlichen Balladen, die Phils Solokarriere noch erleuchten sollten. Bonustechnisch bietet die DVD Bootleg Mitschnitte aus dem amerikanischen und japanischen TV, die visuell grauenhaft daherkommen, und welche man sich deshalb völlig verkneifen hätte können.
Tracklist |
CD:
01:Eleventh Earl Of Mar
02:One For The Vine
03:Your Own Special Way
04:Wot Gorilla?
05:All In A Mouses Night
06:Blood On The Rooftops
07:Unquiet Slumbers For The Sleepers…
08:…In That Quiet Earth
09:Afterglow
|
DVD
Album in Dolby Digital 5.1
Album in DTS Surround
Visual Extras:
01:Reissue Interviews 2007
02:U.S. Television-Bootleg Video 1977
Your Own Special Way
Afterglow
03:Japanese Television Bootleg-Video 1977
Eleventh Earl Of Mar
One For The Vine
Your Own Special Way
4:World Tour Programme 1977
|
|
…And Then There Were Three
Erstveröffentlichung im April 1978 auf Charisma
Spielzeit: 52:43
Obwohl ein gehöriger Teil Magie verflogen war, schrieben Genesis noch immer ideenreiches Material. Sie entwickelten sich zu einer reiferen Band im Besitz besseren Equipments, spürten aber dennoch eine Dissonanz, durch den frustrierten Ausstieg ihres meisterlichen Gitarristen Steve Hackett.
Der Titel des Albums konnte als Hinweis interpretiert werden, dass sich die drei verbliebenen Musiker zu einer festen Einheit zusammengefunden hatten. Produziert wurde wie beim Vorgängeralbum in den Niederlanden, wobei die drei Herren sich bemühten, die fehlende Gitarre zu kompensieren, und für einen volleren Sound zu sorgen. Mike Rutherford sah sich gezwungen, seine Rolle als Gitarrist auszuweiten, um das bis dato erfolgreichste Album unter Dach und Fach zu bringen.
Mit "Follow You Follow Me" konnte die Band sogar ihren ersten Top 10-Hit in Großbritannien vorweisen, zumal der Song ihnen zugleich ein größeres Publikum bescherte.
Zu entdecken gibt es da Tony Banks' romantisches Liebeslied "Undertow", welches die Ängste derjenigen Menschen beschreibt, die das Gefühl haben, dass ihnen für die Verwirklichung ihrer Ziele keine Zeit mehr bleibt. Akkorde voller Feinheiten und die tiefen, grollenden Basslinien verleihen dieser herausragenden Komposition einen hymnischen Charakter.
Das wunderbare "Snowbound" handelt von Kindern, welche im mitternächtlichen
Schnee spielen, wobei hier kindliche Freude mit zahlreich eingesetzten Keyboardkaskaden sehr emotional vermittelt wird. In "Burning Rope" besticht die gefühlvoll inszenierte Lead-Gitarre von Rutherford, welche Hacketts Abwesenheit völlig kompensiert. Dieser erinnerungswürdige Song zeichnet sich durch eine sehnsuchtsvolle Atmosphäre aus.
Eine der wenigen Single-Auskopplungen, "Many Too Many", ist ein geschickt arrangierter
Pop-Song mit einem stimmlich nachdenklichen, aber auch verbitterten Phil Collins.
Die Surround-Abmischung klingt hierbei sehr luftig, ausgewogen und detailreich.
Das sanfte "Say It's Alright Joe" ist nur in einem neuen Imitations-Surround-Mix zu hören, weil bei diesem Song die ursprünglichen Multitrack-Bänder verloren gingen.
Tony Banks' durchdachter Einsatz der Hammondorgel in "The Lady Lies", erinnert an die Zeiten der alten Genesis. Die Geschichte handelt von einem verführerischen, mythischen Charakter, der in Wirklichkeit ein Dämon ist.
Schöne Rock-Parts wechseln sich mit blueslastigen Teilen ab, um schließlich im jazzig-
angehauchten Schlussrefrain und einem grandiosem Schlagzeugspiel zu versinken. Witzige Percussion-Effekte, wie widerhallende Bongos, welche über einen Samba-Beat gespielt werden, avancierten den Erfolgstrack "Follow You Follow Me" zu einem Höhepunkt
der Platte. Dieser Riesenhit zeichnet sich durch eine unwiderstehliche Hookline aus, die von Phil gesungen wird.
Am Rande sei noch bemerkt: Verstärkte man sich auf den Tourneen (neben Thompson) um den Gitarristen Daryl Stuermer, erst zu Dritt, waren sie schon bald wieder zu fünft.
Das DVD-Bonusmaterial ist nicht sonderlich spektakulär, aber wenigstes visuell akzeptabel. Geboten werden die beiden Videos zu ihren Erfolgssongs, eine BBC- Dokumentation vom 21.August 1978 (mit einigen Bildfehlern) und das obligatorische aktuelle Interview.
Tracklist |
CD:
01:Down And Out
02:Undertow
03:Ballad Of Big
04:Snowbound
05:Burning Rope
06:Deep In The Motherlode
07:Many Too Many
08:Scenes From A Nights Dream
09:Say It's Alright Joe
10:The Lady Lies
11:Follow You Follow Me
|
DVD
Album in Dolby Digital 5.1
Album in DTS Surround
Visual Extras:
01:Many Too Many
02:Follow You Follow Me (Video Clips)
03:Reissue Interviews 2007
04:Three Dates With Genesis 1978 (BBC Documentary)
05:Japanese Tour Programme 1978
06:Knebworth Programme 1978
07:German Festival Programme 1978
|
|
Duke
Erstveröffentlichung im März 1980 auf Charisma
Spielzeit: 55:46
Genesis trat der Herausforderung einer neuen Dekade mit frischem Enthusiasmus
entgegen. Ihre Musik hatte sich durch den stürmischen Wind des Wandels, der durch die
Musikszene gefegt war verändert.
Die Progressiv-Szene scherte aus dem Schema eines Auslaufsmodells aus, um mit neuen Ideen ein neues und junges Publikum zu erobern. Auch Genesis hatten den Zahn der Zeit erkannt, und schrieben jetzt Songs, welche alle Freiheiten neuer technologischer
Entwicklungen auf dem Instrumentensektor berücksichtigten.
Geschüttelt von persönlichen Problemen, markierte das in den Stockholmer Polar Studios
eingespielte Studiowerk den Beginn von Collins' Rolle als außergewöhnlichem Songschreiber, bestrebt nach einem eher kommerziellen Sound.
Trotz der zweijährigen Abwesenheit von der Musikbühne wurde "Duke" das erste
Nummer-Eins-Album für Genesis in ihrer Heimat. Mit dem transparenten, knackigen Einstiegssong "Behind The Lines", enthüllt die Band einen deutlichen Spaßfaktor, der vielen ihrer Alben in den Siebzigern einfach abging. Bass und Gitarre grooven in bester Motown-Tradition, während die Keyboards wie eine Bläsersektion daherkommen.
Nach dem exzessiven ersten Stück, wird mit dem anschließenden "Duchess" ein fließender Ausdruck in das Album eingebracht. Hier benutzten Genesis einen dezent arrangierten Drum-Computer, welcher gerade auf den Markt gekommen war und eine Herausforderung für viele Musiker darstellte.
Noch über fünfundzwanzig Jahre später suggestieren die atmosphärischen, wogenden Klänge eine gewisse Anmut. "Misunderstandig" ist eine soulige Pop-Komposition und steht im direkten Kontrast zu den Überbleibseln der alten Kompostionsmanieren.
Der wundervolle Song "Turn It On Again" avancierte schnell zu einem Klassiker im Konzertrepertoire, bei dem er in ein unterhaltsames Medley aus Pop- und Soul-Hits eingebaut wurde.
Beim Rutherford-Track "Alone Tonight", bietet Phil seine überzeugendste Leistung.
Der Text thematisiert die Einsamkeit und reflektierte damit zweifellos Collins' persönlichen Umstände der damaligen Zeit, welcher deshalb musikalisch ziemlich emotional ausgefallen ist.
Die beiden instrumentalen Bandkompositionen "Duke's Travels" und "Duke's End" beenden dieses einzigartige Album, und spiegeln all die Werte wieder, die Genesis schon zu Beginn ihrer Karriere auszeichneten.
Eine Flut von Synthesizern erscheint als logische Weiterentwicklung von "Dance On A
Volcano" und "Los Endos". Der durchgängige Optimismus des Stücks kontrastiert mit
der eher introspektiven Traurigkeit von Phils Balladen, und fechtet einen dramatischen instrumentalen Kampf aus. Zum Höhepunkt verdoppelt sich das Tempo, die Gitarren rocken und Phil drangsaliert sein Schlagzeug wie ein Besessener.
Gerade bei diesem Album ist der gewinnbringende 5.1-Mix besonders zu vernehmen,
und lässt die laue Originalproduktion schnell vergessen. Viele Hörer werden Duke
völlig neu für sich entdecken.
Das Bonusmaterial auf der DVD kann sich auch blicken lassen. Neben drei original
Musikvideos und dem obligatorischen Interview, werden Mitschnitte vom Londoner
Konzert im Lyceum während der "Duke"-Tour, in bestechender Video- bzw. Audio-Qualität geboten. Fazit: Hier lohnt sich auf jeden Fall die Anschaffung der Bonus-DVD.
Tracklist |
CD:
01:Behind The Lines
02:Duchess
03:Guide Vocal
04:Man Of Our Times
05:Misunderstanding
06:Heathaze
07:Turn It On Again
08:Alone Tonight
09:Cul-De-Sac
10:Please Don't Ask
11:Duke's Travels
12:Duke's End
|
DVD
Album in Dolby Digital 5.1
Album in DTS Surround
Visual Extras:
01:Duchess
02:Misunderstanding
03:Turn It On Again (Video Clips)
04:Reissue Interviews 2007
05:Live At Lyceum London 1980
Behind The Lines
Duchess
Guide Vocal
In The Cage
Afterglow
Dance On A Volcano
Los Endos
06:World Tour Programme 1980
|
|
Abacab
Erstveröffentlicht im September 1981 auf Charisma
Spielzeit: 45:24
Diese Platte signalisierte einen radikalen Umbruch, weil während der Produktion
mit Tonmeister Hugh Padgham, Phil Collins Riesenerfolge als Solokünsler einheimste.
Die Aufnahmen fanden in den Farmyard Studios statt, wobei sich die Band bei dem Track
"No Reply At All" von der Bläsersektion von Earth, Wind & Fire begleiten ließ.
Das Album eroberte in Großbritannien zum wiederholten Mal den ersten
Hitparaden-Platz.
Hart, präzise und voller Selbstvertrauen, startet das Titelstück, mit einer Band,
welche sich voller Inbrunst für die Achtziger gerüstet hat. Völlig überraschend setzt bei "No Reply It All" eine Trompetenpassage ein, die den brodelnden Track mit der Energie des Funk anheizt. Nie klang das Orchester Banks, Rutherford und Collins so soulig.
Produzent Padghams Bestreben bei "Me And Sarah Jane" war es, einen lauten und dynamischen Schlagzeugsound zu gewähren, welcher im starken Kontrast zu den
Sounds der gedämpften, muffigen Klänge der Studio-Drums der Siebziger stand.
Man könnte meinen, bei "Dodo" wäre ein großes Orchester am Wirken, um diesen
atemberaubenden intensiven Sound zu garantieren.
Der Song ist ein gutes Beispiel für die erneuerten, modernen und aggressiven Genesis, und eine entfernte Verwandtschaft zu "Squonk" ist nicht von der Hand zu weisen. Surroundtechnisch gewinnt dieser Titel, wie schon erwähnt, gegenüber dem bisherigen Stereo-Mix.
Mit "Man On The Corner" erbringen die Musiker den Beweis, dass einige wenige
schlichte Phrasen nebst einer starken Melodie mehr bedeuten können, als die
Gigantomanie der Siebziger.
Der Schlusstrack, "Another Record", präsentiert eine Gruppe, welche sich nicht von den
Glorien der Vergangenheit einengen lässt, sondern bereit ist, nach Lust und Laune neue Sounds zu erforschen und zu vermischen. An jedem Standard gemessen, kann Abacab als ein modernes Album bezeichnet werden (wenn auch von einigen Kritikern zerrissen), welches die zukünftige Messlatte ziemlich hoch ansetzte.
Die DVD Extras sind hier mit den soundtechnisch brillanten vier Musikvideos und dem obligatorischen Interview recht dürftig ausgefallen.
Tracklist |
CD:
01:Abacab
02:No Reply At All
03:Me And Sarah Jane
04:Keep It Dark
05:Dodo / Lurker
06:Who Dunnit?
07:Man On The Corner
08:Like It Or Not
09:Another Record
|
DVD
Album in Dolby Digital 5.1
Album in DTS Surround
Visual Extras:
01:Abacab
02:No Reply At All
03:Keep It Dark
04:Man On The Corner (Video Clip)
05:Reissue Interviews 2007
06:World Tour Programme 1981
|
|
Die fünf einzeln erhältlichen Alben liegen auch zusammen in Form eines Box-Sets vor, das
neben einem 48-seitigen Booklet eine Bonus-Doppel-Disk mit Non-Album-Tracks in
der schon geschilderten Aufmachung und Soundauswahl bereithält.
Sämtliche Scheiben bereiten jetzt einfach mehr Spaß, als alle bisher erschienen
kruden CD-Wiederauflagen. Einziges Manko ist das etwas nüchtern ausgefallene
Bonusmaterial, aus dem man sicherlich hätte mehr herausholen können.
Genesis-Liebhaber und solche die es werden wollen und sich in Besitz eines
passenden Abspielequipments befinden, sollten sich diese Pflichtproduktion unbedingt
ins heimische Regal stellen.
Externe Links:
|