Germ / Wish
 Wish Spielzeit: 42:40
Medium: CD
Label: Eisenwald, 2012
Stil: Trance Black Metal

Review vom 24.04.2012


Jens Groh
Hmm, manchmal ist echt schwierig, eine Band zu kategorisieren. Denn wenn man sich, so wie die Australier, mit dem Etikett Black Metal schmückt, denkt eigentlich jeder, der sich auch nur ein wenig mit der Materie befasst, sofort an alte Haudegen der Marke Venom, Bathory oder Dark Throne, zumindest geht es mir so.
Dieses australische Ein-Mann-Unternehmen (Germ = Tim Yatras) lässt seine Musik zwar unter dem Banner des Black Metal firmieren, ist allerdings so weit ab von dessen reiner Lehre, wie es nur geht.
So, damit können all die schon mal aufhören zu lesen, die ihren Schwarz-Metal nur in der alten Schule suchen, denn eines ist so sicher wie es in Norwegen kalt ist: Dieser Aussie-Black will nicht böse oder hässlich sein. Nein, auch wenn ab und zu mal die flirrenden Äxte ausgepackt werden, ist und bleibt das Keyboard doch das dominante Instrument auf der ganzen Scheibe.
Auch der Gesang von Germ ist ehrlich gesagt nicht unbedingt Schwarzwurzel-typisch. Sicher, so manche Finster-Band lässt hier und da mal den Klargesang zur Geltung kommen oder setzt ihn als das Schöne, das gegen das Biest ankeifen darf, ein.
Germ jedoch lässt zu 95% seine schöne, klare und sehr kraftvolle Stimme zum Einsatz kommen. Ob da die restlichen 5% genügen, auf denen genre-typisch geschrien und gefaucht wird, um als Black Metal zu gelten, ist fraglich.
Somit setzt sich der Gute zwischen alle Stühle. Den echten Finsterheimern wird es zu poppig sein, den Schmuse-Metallern werden die keifigen Zwischen-Parts vermutlich zu aggressiv sein. Das ist wohl aber gewollt, denn Germ oder Tim spielt zwar auch bei anderen Bands (z.B. Austere, Grey Waters, Woods Of Desolation, Nazxul etc., allesamt Black Metal oder Düsterbands) mit, schreibt aber nebenher auch Popsongs für andere Künstler, die bei Major-Labels ihr Unwesen treiben.
Wer aber mal seine Scheuklappen abnimmt und jenseits der ausgetrampelten Pfade wandelt, wird eine wunderschöne Dreiviertelstunde erleben können. Alleine der über zehnminütige Opener "An Overdose On Cosmic Galaxy" bietet so viel zu entdecken. Von bombastischen Keyboard-Teppichen (die oftmals an Jean Michel Jarre erinnern) über Chöre, schwirrende Gitarren, alles an Bord. Garniert von Germs melodischer Stimme.
Auch wird textlich nicht mit Satan und Deibel um sich geflucht, sondern eher auf spacige Themen eingegangen, was allerdings auch nicht völlig ungewöhnlich ist. Zum Glück lässt Germ aber den ach so Anti-Kosmischen Blödsinn weg, der ja in letzter Zeit so oft gang und gäbe ist, um sich vom üblichen Teufelszeug zu unterscheiden.
Der Kosmos und seine schwarze Unendlichkeit sind hier präsent und passen großartig zu den ausufernden Keyboard-Teppichen, die uns auf eine wunderbare Reise in die Weiten des Raumes entführen.
Bleibt zum Schluss die Frage: Kann Black Metal freundlich sein? Ja, kann er! Darf es sich dann noch Black Metal nennen? Ehrlich gesagt? Ich weiß es nicht und noch ehrlicher: drauf geschissen! Wenn dabei so tolle Musik entsteht, ist es doch letztlich so egal als ob auf Alpha-Centauri eine Amöbe einen Furz lässt.
Bleibt als allerletztes noch die Frage: Und wer soll sich das jetzt kaufen?
Alle diejenigen, die auch schon …And Oceans "A.M.G.O.D." genial fanden oder Dekadent mögen, sollten mal die Lauscher in Richtung Australien stellen. Generell alle, denen es um den puren Genuss an der Musik geht und die nicht in vorgeschriebenen Bahnen denken, sollten sich Germ auf ihren 'Wishzettel' setzen……
Acht von zehn kosmischen Perlen, oder so….
Line-up:
Germ (vocals, guitar, bass, drums, piano, keyboards, orchestration, programming)
Session Musicians:
Lord Tim (lead guitars, bass, keyboards, orchestration, programming)
James Page (keyboards, programming)
Tracklist
01:An Overdose On Cosmic Galaxy
02:Asteroid Of Sorrow
03:Oxygen
04:Breathe In The Sulphur/A Light Meteor Shower
05:Gravity
06:Flowers Bloom And Flowers Fall, But I'm Still Waiting For The Spring
07:Infinity
08:Your Smile Mirrors The Sun
09:Wish
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