Rocktimes: Hallo Christian, ich bin ein leidenschaftlicher Konzertgänger und habe Eure Get Stoned-Show schon mehrmals genießen dürfen. Anfangs war ich sehr skeptisch und war, was Coverbands anbelangt, eher voreingenommen! Obwohl ich kein ausgemachter Stones-Fan bin, habt Ihr mir bewiesen, dass Coverbands, wenn die Qualität stimmt, durchaus in der Lage sind, eine tolle Begeisterung zu entfachen. Gibt's Du mir Recht, wenn ich behaupte, es gibt nur wenige gute Coverbands? Und wie würdest Du selbst Eure Qualität einschätzen?
Christian Adamek: Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Der schlechte Ruf von Coverbands ist weit verbreitet und meiner Meinung nach kann man in den letzten Jahren von einer echten Qualitätskrise in der Branche sprechen. Von daher stimme ich Deiner Behauptung voll und ganz zu. Genau deswegen haben wir uns zum Ziel gesetzt, das Business mit einer neuen und anspruchsvollen Show wieder attraktiv zu machen und - ganz wichtig - auch endlich wieder jüngere Zielgruppen für das musikalische Rockerbe der Stones zu begeistern.
Um die Qualität von Get Stoned an dieser Stelle einzuschätzen: Wir arbeiten alle seit mittlerweile drei Jahren sehr hart an unserem Showkonzept. Immerhin sind wir, wenn wir in großer Besetzung mit unserem dreiköpfigen Bläsersatz The Horny Tones und unserer Background-Sängerin Kristin Green auf Tour sind, 9 Musiker auf der Bühne. Dazu kommen Tontechniker, Roadies, Fahrer, Garderobe und Roadmanager. Das ist wirklich ganz großes Kino und an der ungemein positiven Resonanz unserer Konzertbesucher und Fans merken wir ganz eindeutig, dass sich die harte Arbeit und oft monatelange Planung der Shows lohnt.
Rocktimes: Oh ja! Ich habe Euch bereits 4-mal Live gesehen und war jedes Mal von Euch begeistert! 9 Musiker, Tontechniker usw.. Wie rechnet sich das? Ich meine, die Show muss sich ja irgendwie finanzieren, abgesehen mal vom Zeitfaktor den jeder Einzelne von Euch investieren muss. Könnt Ihr vielleicht auf Sponsoren zurückgreifen?
Christian: Eigene Sponsoren haben wir keine, dafür aber einen verhandlungssicheren Manager. Natürlich hat unsere Produktion ihren Preis und nicht jeder Veranstalter ist da tolerant. Es gibt ja immer die Alternative eine dieser typischen Coverbands einzukaufen, die vor Ideen- und Profillosigkeit nur so strotzt und ihr Programm entsprechend zum Schnäppchen-Tarif anbietet. Doch das hat mit Qualität und einer guten Covershow nicht viel zu tun. Die Veranstalter sind eben auch in der Pflicht für ein gewisses Niveau ihrer Events zu sorgen, damit die Leute, erstens, die Veranstaltung wieder besuchen und, zweitens, bereit sind, ein bisschen mehr Eintritt zu bezahlen. Eines hat sich bei uns in den letzten Jahren bewiesen: Stimmt die Qualität und erkennt das Publikum sowie der Veranstalter den Unterschied, wird gerne tiefer in die Tasche gegriffen.
Rocktimes: Da haben wir es wieder, in der Regel setzt sich die Qualität durch! Freunde von mir, vielleicht kennst Du sie, BON The AC/DC Show, setzen ebenfalls auf Qualität und haben es dennoch nicht leicht Gigs an Land zu ziehen. Wie gestalten sich die Anfragen bei renommierten Clubs? Gibt es Unterschiede zwischen (ehemals) Ost- und Westclubs? Wie sind da Eure Erfahrungen?
Christian: Auch wenn es völlig plakativ klingt, ist es leider Fakt: Finanziell steht die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland immer noch. Im Westen ist es eine Selbstverständlichkeit für einen guten Cover-Act eine Menge Geld zu bezahlen. Da hat man es in Ostdeutschland schon schwieriger und muss sehr exakt und realistisch kalkulieren. Gerade bei renommierten Clubs und Open-Air-Veranstaltungen in und um Berlin muss man jedes Jahr aufs Neue kämpfen und hört dabei oft viele Bedenken von Seiten der Veranstalter. Den Mut, eine neue und junge Show zu buchen, bringt erst mal kaum jemand auf. Da kann man wie bei den Kollegen von BON einfach nur durch Qualität bestechen. Zudem sind wir ja auch nicht die einzige Stones-Coverband und die Konkurrenz hat uns in den meisten Fällen einfach einige Jahre, teils Jahrzehnte voraus - was sich aber sehr selten in der Qualität dieser Bands widerspiegelt.
Rocktimes: Eine interessante Feststellung von Dir! Apropos Konkurrenz von Stones-Coverbands. Das stell ich mir richtig schwer vor! Ist es doch vermutlich wie bei AC/DC-Coverbands, davon gibt es Hunderte! Wenn ich mir die Veranstaltungsjahreskalender der Clubs so betrachte, stelle ich oft fest, dass die meisten ihre 'Hausbands' haben die sie oft spielen lassen. Gibt es auch Veranstalter die Ihr anhand Eurer Qualität überzeugen konntet und bereit waren, ihrem Stammpublikum mal eine alternativ Stones-Coverband zu präsentieren?
Christian: Oh ja, das haben wir schon das ein oder andere Mal erreicht, mit dem Fazit, dass uns viele Leute aus dem Publikum besser fanden als das alte Programm. Das Thema mit den Hausbands ist wirklich so eine Sache und auch da sind die Veranstalter berechtigterweise skeptisch, wenn mal jemand anderes an die Tür klopft. Warum sollte man denn sein Programm ändern, wenn es doch seit Jahren läuft, die Leute daran gewöhnt sind und die Veranstaltung konstant gut besucht ist? So eine rein ökonomische Fragestellung steht dann nicht selten über dem Qualitätsaspekt. Diese Ungleichheit kann einen schon mal zur Verzweiflung bringen, denn du weißt, dass du die bessere Show hast, aber trotzdem nicht in den Club kommst, um sie den Leuten zu präsentieren.
Rocktimes: Kommt einem da nicht mal der Gedanke, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen? Wie ist Get Stoned überhaupt entstanden?
Christian: Natürlich fummelt man zu Hause auch mal an eigenen Stücken, die man schnell mit E-Gitarre in den Rechner spielt. Und auch im Proberaum machen wir zur Abwechslung hin und wieder mal was anderes, von alten Blues-Standards bis hin zu Spaßnummern wie Stones-Songs im Ska- oder übertriebenem Partyband-Gewand. Einige unserer Musiker arbeiten parallel sowieso in anderen Bands und musikalischen Projekten. Doch an erster Stelle steht immer Get Stoned und dieser Ehrgeiz ist uns wirklich wichtig. Um die Antwort auf deine Frage, wie wir entstanden sind, mal radikal abzukürzen: Nachdem unser Drummer Martin Glass und ich gemeinsam bei unserem ersten Stones-Konzert 2003 im Berliner Olympiastadion waren, ist bei uns eine wahre Stones-Euphorie ausgebrochen. Und somit lag nach der Auflösung unserer alten Band nichts näher als den Traum wahr zu machen und eine eigene Stones-Coverband zu gründen. Dass dieses Projekt einmal die heutigen Ausmaße annehmen würde, war eigentlich gar nicht geplant. Umso größer ist jedes Mal die Freude, wenn es wieder auf die Bühnen dieser Welt geht. Nicht zuletzt sagte Keith Richards einmal, dass man auf der Bühne endlich auch mal seine Ruhe hat - keiner nervt, keiner ruft an, keine E-Mails.
Rocktimes: Apropos Martin, der gefällt mir an seinen Drums richtig gut, dann noch Euer Ronnie Wood-Double Norbert Hupp, der dem Original auch äußerlich ziemlich nah kommt. Dazu Du, als Mister Jagger-Richards und Eb from Chicago am Piano. Die Mischung wirkt sehr stimmig, zumal Ihr die Position des Bassisten mit Ingo Siara neu besetzt habt. Ist er als eine Verstärkung zu betrachten? Kannst Du vielleicht in ein paar Sätzen Deine Mitstreiter beschreiben?
Christian: Mit Norbert und Eb haben wir zwei alte Hasen in der Band, die jede Menge Erfahrung und auch die nötige Gelassenheit mitbringen. Ich glaube mich zu erinnern, dass Norbert Mitte der 90er mit der ersten Single-Auskopplung seiner alten Band Blue Laylacs sogar eine Chartplatzierung in Kasachstan erzielt hat. Frag mich nicht, wie das zustande gekommen ist, aber dieser Mythos umringt ihn jedenfalls noch heute. Richtig interessant wird es immer dann, wenn die Beiden von ihren Mugger-Stories aus dem Osten und dem Westen dieser Welt berichten. Besonders neidisch bin ich, dass Eb AC/DC und Led Zeppelin noch in ihren Urbesetzungen mehrmals live erlebt hat - das hat schon was Magisches. Außerdem ist Eb ein herausragender Frank Zappa-Experte und kann im Schlaf Tempi und Tonarten von etwa 500 Stones-Songs aufsagen.
Martin und Ingo kenne ich noch aus meinen Schulzeiten. Mit Martin stand ich bereits 1998 auf der Bühne, bei der Weihnachtsfeier unserer Schule. Es musste also so kommen, dass wir 2010 auf wesentlich größeren Bühnen zu finden sind. Ingo ist einfach eine Rocksau: Ein Megatalent am Bass, von den Frauen verehrt und auf der Bühne eine echte Stimmungskanone. Nebenbei hat er übrigens den offiziellen Fußballsong der Stadt Berlin zur WM 2006 komponiert. Im Prinzip alles, wovon wir immer am Bass geträumt haben. Und mit der aktuellen Besetzung fühlen wir uns alle richtig wohl. Wenn dann noch unsere Horny Tones und unsere stimmgewaltige Lady Kristin Green dabei sind, laufen wir zur Hochform auf.
Rocktimes: Oh, der Steckbrief von Euch liest sich sehr interessant! Sag mal, wie entsteht eigentlich Eure Setliste für die Konzerte? Kann man, wenn man Euch öfter sieht, auch mit wechselndem Programm rechnen? Und welche Songs sind generell immer vertreten?
Christian: Da sprichst du einen Punkt an, bei dem sich die Konkurrenz bisher wenig zugetraut hat: Alle wollen die Stones covern und alle spielen die gleichen Songs. Wir waren die ersten, die endlich mal was anderes aus dem riesigen Stones-Katalog geboten haben. Deswegen gibt es auch für diejenigen, die uns öfter sehen, immer Überraschungen im Set. Besonders bei den Clubshows gibt es schon mal Songs, die wir nur einmal und dann nie wieder spielen. Natürlich müssen aber auch die Klassiker vertreten sein, die das Publikum hören will. Du kannst einfach nicht ohne "Satisfaction", "Honky Tonk Women", "Jumpin' Jack Flash", "Sympathy For The Devil" oder "Brown Sugar" auftreten, aber du kannst deine Setliste trotzdem abwechslungsreich gestalten. Das ist wie bei einem Sternekoch: Es gibt grundlegende Zutaten, die du nicht weglassen kannst, aber der Kick im Geschmack kommt erst durch besondere Kombinationen. Das war uns schon immer sehr wichtig.
Rocktimes: Sag mal Christian, wie wollt Ihr in Zukunft die Veranstalter überzeugen Euch zu buchen? Wann und wo ist die nächste Show geplant?
Christian: Tja Mike, wir werden weiterhin versuchen, die Qualität unserer Shows auf dem größtmöglichen Level zu halten, uns weiterhin viele neue Ideen einfallen lassen, uns und dem Publikum wieder viele Überraschungen in der Setliste gönnen und unsere ehrwürdige Mission, die Stones-Fans und Veranstalter dieser Welt glücklich zu machen, fortsetzen. Ein Ende ist also nicht in Sicht. Da sind wir auch schon bei unseren aktuellen Terminen: Die nächste Get Stoned-Show findet am 09.07. auf der Bühne der Maiwiese in Woltersdorf im Rahmen des großen Woltersdorfer Sommerfest statt. Wir treten dort in großer Besetzung auf, also mit unserem Bläsersatz The Horny Tones und unserer Backgroundsängerin Kristin Green. Die Show sollte sich kein Stones- und Rockliebhaber entgehen lassen! Es wird bestimmt wieder ein stimmungsvolles Open-Air.
Rocktimes: Nun Christian, im Namen von RockTimes bedanke ich mich für die Beantwortung meiner Fragen und biete Dir noch die Gelegenheit eine Botschaft an Eure Fans loszuwerden.
Christian: Liebe Fans und RockTimes-Leser, besucht unsere nächsten Get Stoned-Shows, damit das Stones-Fieber weiterhin angeheizt wird und lasst uns alle hoffen, dass wir Mick, Keith, Charlie und Ronnie spätestens im nächsten Jahr wieder live erleben dürfen. Let's Celebrate The Stones And Their Music! Danke für das nette Gespräch.
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