Nach erstmaligem Hören der hier zu besprechenden Scheibe, habe ich Luna, meiner Kampf-Border-Collie-Mischlingshündin, einen neuen Schlachtruf beigebracht: "Get The Cat!!!" Sie liebt diese putzigen Tierchen, die dummerweise Kommunikationsprobleme mit Hunden haben, abgöttisch, da sie mit diesen Katzeklo-Benutzern groß geworden ist. Zum Schreien komisch ist, dass sich Get The Cat bis vor wenigen Jahren noch Dog Party Blues Band nannte. Welches haarige, vierbeinige Lebewesen auf diesen Hundepartys im Mittelpunkt stand, darüber möge der Leser amüsiert spekulieren.
"I Sing You The Blues" ist die mittlerweile fünfte CD der Kölner Blues-Combo, die zweite unter dem Branding Get The Cat, und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich diese Band bis dato nur vom Hörensagen kannte.
Nun gibt es ja Zeitgenossen, die ebenso beständig wie rotzfrech behaupten, dass der moderne Blues Rock lediglich darauf bedacht wäre, seine Zöpfe zu pflegen und nur zu gerne diese mit einer radikalen Schere konfrontieren möchten. Dieser Meinung kann und will ich mich nicht anschließen, solange noch solche erfrischenden Bands wie Get The Cat meine Gehörgänge umschmeicheln. Traditioneller Blues wird hier mit etwas Soul, Jazz und sogar Southern Rock angereichert und beweist eindrucksvoll: Auch nach weit über hundert Jahren ist der Blues noch quicklebendig und verfügt über die Fähigkeit, sich beständig zu häuten... und - ich bemühe meine augurischen Fähigkeiten - dies wird auch in weiteren hundert Jahren der Fall sein!
Ein munterer Shuffle, eher traditionell gehalten, eröffnet "I Sing You The Blues" und Sängerin Astrid Barth tut genau dieses mit einer charismatisch 'powervollen' Stimme. Die hüpfenden Bassfiguren von Songwriter Till Brandt verleihen "Your Sweet Kiss" eine federnde Leichtigkeit. Funk, Soul und R&B prägen die folgenden Songs "Don't Fall In Love" und "Lies". Beide wecken Erinnerungen an die kürzlich besprochenen Alben von Shakura S'Aida und Meena. Die seelenvolle Ballade "Don't Make A Promise You Can't Keep" 'featured' Astrids starke Stimme.
Ein paar Worte zur gefühlvollen Arbeit des Dauergastes der Band, Noel Stevens an der Hammond B3, sind angebracht. Obwohl omnipräsent, spielt der britische Wahl-Kölner dezent, mannschaftsdienlich und 'trifft immer den richtigen Ton'. Leicht poppig und radiotauglich präsentiert sich "I Wanna Start A Fire" - die natürliche Single dieses Albums?
»Eleven times I've been busted / Eleven times I've been in jail...« Wer kennt nicht das einleitende Lick zu diesem Song? Der Einstieg zu "One Of These Days" erinnert frappierend an Skynyrds "Double Trouble". Es entwickelt sich aber eine völlig eigenständige, richtig toll groovende Nummer. Autobiografische Bezüge weist "Papa Don't Play The Blues" auf. Wenn allerdings Vaddern nur Blasmusik hört, sollte er tatsächlich besser die Finger vom Blues lassen. Astrids Vater war aber offensichtlich trotzdem eine Quelle der Inspiration. Jazzig geht's mit "Fool In Love" weiter. Zwischen coolem Bar-Jazz und ( Santanas) "Black Magic Woman"-Feeling ist das stille "My Old Pair Of Boots" angesiedelt.
Knackig-funky bringt "The Worst Pain" den A...llerwertesten in rhythmische Bewegungen, bevor dann "You Ain't Seen..." meine gesamte Körperbehaarung auf Widerborsten stellt. Dieser Song könnte locker als Southern-Rocker durchgehen. Druckvoller Refrain, erfrischende Bridges - das ist ganz klar 'meine' Nummer! Zum Abschluss wird uns der Titelsong, "I Sing You The Blues" um die Ohren gefetzt und beschließt somit ein durch und durch sprichwörtlich 'stimmiges' Album.
Denn: Es ist vor allem Astrid Barths Stimme, die zu beeindrucken weiß. Die Songs sind 'durch die Bank' inspiriert und sehr kompakt arrangiert worden. Solange der hiesige Blues Rock solche Hochkaräter hervorbringt, kann man die eingangs erwähnten Unkenrufe schlichtweg vergessen...
Line-up:
Astrid Barth (vocals)
Philipp Roemer (guitar)
Till Brandt (bass)
Ralf Schläger (drums)
Gast:
Noel Stevens (Hammond, piano)
Tracklist |
01:Your Sweet Kiss (3:24)
02:Don't Fall In Love (5:17)
03:Lies (3:46)
04:Don't Make A Promise You Can't Keep (4:47)
05:I Wanna Start A Fire (4:35)
06:One Of Those Days (3:42)
07:Papa Don't Play The Blues (4:27)
08:Fool In Love (3:39)
09:My Old Pair Of Boots (4:57)
10:The Worst Pain (4:20)
11:You Ain't Seen The Best Of Me Yet (5:02)
12:I Sing You The Blues (3:32)
|
|
Externe Links:
|