Nach einer längeren Umbaupause stiegen dann die Helden des Abends mit "Infestissumam/Per Asperi Ad Inferi" - dem Opener des aktuellen Meisterwerks - auf die Bühne. Als Backdrop hatte man überdimensionierte Kirchenfenster mit verschiedenfarbiger Beleuchtung gewählt, welche die entsprechende Aura zusätzlich verstärkten.
Papa Emeritus II und seine fünf
Nameless Ghouls zogen ab der ersten Minute alle Register ihres Könnens. Während die dunkle Seite von
Franziskus auf sympathischste Art und Weise seine satanischen Botschaften in die mit rund 400-500 Leuten eher mittelmäßig besuchte, große Halle des Schlachthofs vermittelte, überzeugte die Instrumentalfraktion mit ihrer eigenwilligen, durch und durch originellen Mischung aus 70er-Jahre-Rock, Doom, ein wenig frühem NWoBHM und einer leichten Prise Psychedelic.
Die choralen Background-Gesänge wurden zwar offensichtlich vom Band eingespielt, wobei ich vermute, dass die Orgel-Parts vom Keyboarder selbst stammten. Die Setlist der Satansbraten ließ außerdem keine Wünsche offen: Sieben Songs von "Infestissumam", ebenfalls sieben Nummern des Debüts, das gelungene
Beatles-Cover "Here Comes The Sun" sowie ein Track der kürzlich erschienenen Cover-EP "If You Have Ghost" machten aus der rund 80-minütigen Show einen Auftritt, der das gesamte Schaffen dieser mysteriösen Occult Rock-Sternchen abdeckte. Und als dann mit dem Übersong "Monstrance Clock" um ca. 22:30 Uhr das endgültige Finale eingeleitet wurde, sollte auch dem letzten Nörgler klar gewesen sein, dass
Ghost - Maskeradenspielchen hin oder her - nicht zu Unrecht den Status genießen, den sie mittlerweile inne haben!
Zum Abschluss erwähnt werden sollte noch folgende, interessante Feststellung: Obwohl man auf Occult/Doom-Gigs normalerweise immer einen gewissen, festgefahrenen Besucherstamm trifft, konnte man an diesem Abend wirklich unterschiedlichste Personengruppen entdecken: Neben Kutten- und Lederjackenträgern standen einträchtig bärtige Studenten, Normalo-Leute und stellenweise sogar aufgeschminkte Mädels, die man auf den ersten Blick eher in einer Popper-Disco vermuten würde. Sogar einen alten Schulkumpel aus der Orientierungsstufe, dem ich vorher niemals die Begeisterung für Ghost zugetraut hätte, habe ich dort nach einigen Jahren wieder getroffen. Ganz klar: Ghost sind mittlerweile weit über ihre eigentliche Szene hinaus ein Phänomen, für das man sich interessiert. Aber das ist vielleicht auch gut so, denn dadurch hat 'unsere' Szene wenigstens wieder einmal ein Musterbeispiel, das noch nicht vollkommen verwässert wurde.