Überraschungen lauern ja meist hinter dunklen Ecken. Aber auch in der großen Welt der Musik gibt es doch noch von Zeit zu Zeit Überraschungen. Eine davon ist die Band Ghost Circus, die sich aus dem Amerikaner Chris Brown und dem Holländer Ronald Whale zusammensetzt. Und dass die Band nur aus diesen Beiden besteht, kann ich mit ruhigem Gewissen schreiben, denn Gastmusiker sind keine an Bord.
"Cycles" ist das Debüt von Ghost Circus, und ihnen ist damit auf Anhieb ein großer Wurf gelungen, der zwischen unzähligen durchschnittlichen Produktionen bereits beim ersten Hören aufhorchen lässt.
Der Eröffnungstrack "Broken Glass" kommt gleich als eine Art 'Trademark' des Albums daher: Er bietet Rock, er hat Pop-Appeal, Browns Stimme ist stark und sehr angenehm. Vom gleichen Schlag ist "Let It Flow", ein weiterer Song, der alle Stärken des Albums in sich vereint. Wer das Feeling eines Steve Hogarth mag, kann sich angesprochen fühlen. Und wenn wir schon bei Marillion sind...auch Whales Keyboard-Spiel erinnert an der einen oder anderen Stelle an deren Meisterwerk "Marbles".
Einen ersten Höhepunkt bietet die CD mit dem Song "Trick Of The Light". Mir fällt es immer etwas schwer, von "zeitgenössischem" Prog Rock zu sprechen, doch genau das gelingt hier. Einem atmosphärischen Intro folgt ein wunderbarer Instrumentalpart, und man wähnt sich in Porcupine Tree-Soundlandschaften, als plötzlich die Zügel angezogen werden und die Gitarre für Härte sorgt. Doch glücklicherweise verfällt man nie in selbstverliebtes 'zur Schau stellen' seiner Fähigkeiten, sondern bleibt stets songdienlich. Dass beide Musiker ihr Handwerk beherrschen, zeigen sie dezent. Die Möglichkeiten dazu bietet sich ihnen, bei aller Atmosphäre, immer wieder in den schönen Instrumentalparts.
Ohne dabei platt zu wirken, integrieren die Beiden neben den härteren Riffs aber auch souverän gefällige, fast schon poppige Passagen in ihre Songs. Auch das Instrumental "Send/Return" macht da keine Ausnahme. Einen würdigen Abschluss bildet das zweigeteilte "Mass Suggestion", das genauso durchgehend überzeugen kann wie die gesamtem 55 Minuten.
Moderne Musik, die sich gerne ein 'Art' vor den 'Rock' schreiben darf: Sphärische Keyboards, starke Riffs plus eine ab und zu verträumte Lead-Gitarre und schöne Melodien mit würziger Power und dazu chartverdächtiger Gesang erlauben das.
Fans der neueren Marillion-Alben, Anhänger von Porcupine Tree, aber auch Freunde von Rush zu "Moving Pictures"-Zeiten können genauso zuschlagen wie Melodic-Rocker mit Sinn für Prog-Rock.
Line-up:
Chris Brown (vocals, guitar, bass, keyboards)
Ronald Whale (guitars, keyboards, drums)
Tracklist |
01:Broken Glass (4:23)
02:Cycles (5:38)
03:Trick Of The Light (9:43)
04:The Distance (5:55)
05:Accelerate (6:09)
06:Let It Flow (4:53)
07:Send/Return (7:56)
08:Mass Suggestion Part 1 (7:32)
09:Mass Suggestion Part 2 (3:46)
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