Vom Acht-Spur Cassettenplayer im Familenauto geprägt ( Beatles, Stones, Vanilla Fudge, Black Sabbath, Steve Miller Band, Alice Copper, Hendrix und später dann auch Country) gab es für Sam Lapides eigentlich keine andere Wahl, als Musik zu machen.
Erst als Drummer - bis er entdeckte, dass er eine Stimme hat. Und was für eine! Mir kommt eine Gänsehaut nach der anderen. Ich suche nach musikalischen Vergleichen im Singer/Songwriter-Lager und komme eigentlich nur auf einen. Einen ganz Großen: Jackson Browne, welcher bei mir ganz oben steht. Sein "Running On Empty" ist für immer in meinem Inselplattenpaket. Da ist schwer ranzukommen, aber Sam hat es auf Anhieb geschafft.
Countrypop (dazu sag ich später noch etwas), sehr melodiös, mit treibender Gitarre etwa der Opener. "World Spinning In My Head" knüpft da an und es ist einfach umwerfend, wie Mr. Lapides refrain- und spannungsmäßig auf den Punkt kommt. "Golden Hair, mit dieser geilen Gitarre, leicht verzerrt, songdienlich - Hooks, die begeistern.
"God Save The Queen", nimmt den Groove etwas runter, ist fast eine Ballade und auch hier dominiert diese emotionsgeladene Stimme, empfindsam und manchmal zerbrechlich wirkend. Und die Mitstreiter namens Ghosthouse zaubern die passende Stimmung. Nun ja, die CD heißt ja schließlich "Devotion".
"Since You've Been Gone" groovt dezent und unaufdringlich mit unglaublicher Melodik: da geht das Herz auf und man ist geneigt die Repeat-Taste zu quälen. Aber es kommt ja schließlich noch mehr. "Tired Of Praying" etwa, oder der Überhammer "Maybe Someday". Ohne Zweifel ist das Meine Nummer auf der CD. Stimmung, Refrain, Stimme, Bandarbeit... alles passt zusammen und die Gitarre weept so gently wie weiland bei George Harrison. Mein Gott wie geil.
Von den 10 Tracks kommen neun aus Sams Feder. Lediglich ein Cover ist die Tears For Fears Nummer "Mad World'. Ihr ahnt es sicher schon: Das Cover übertrifft das Original, denn meiner Meinung nach hat Sam das passendere Organ und die Gitarrenarbeit ist eh besser.
"Someone To Love" ist wieder etwas ruhiger. Zumindest zu Beginn, denn die Gitarre wird später dominant und verwöhnt mit Wah-Wah Soli. Überhaupt ist die Mischung von semi-akustischer Gitarre und elektrischem Pedant auf dem Album sehr überzeugend.
Direkt ein Rocker im Vergleich zum bisher gehörten ist der letzte Track. "Time To Get Out" passt deshalb m.M. nach nicht so ganz zum bisher gehörten. Hier rockt es gewaltig und ich glaube, der Titelname ist hier Programm *g*. Ghosthouse macht einen Schnitt und bringt uns wieder auf den Boden der Realität.
Nun noch was zu dem Eingangs erwähnten Begriff Pop. Hat ja irgendwie etwas anrüchiges. Mit Pop verbinden viele erst mal seichte Unterhaltung. Mir geht es da ebenso. Schuld sind da sicher an erster Stelle die Rundfunksender, die uns täglich mit diesem Dünnschiss berieseln. Setzt man Pop aber nicht mit musikalischer Qualität gleich, sondern damit, dass die Musik nicht nur von Spezies ganz unterschiedlicher Genre gehört werden kann, ja dann ist es zu einem guten Teil Pop, denn man kann es genreübergreifend hören. Im Radio, auf Parties, ganz alleine zu zweit zu Hause. Ich tendiere aber eher zur Schublade Singer/Songwriter. Alleine schon um niemanden davon abzuhalten, die CD zu kaufen. Denn es lohnt sich dieses Kleinod im Plattenregal zu haben.
Booklet, Klang und Produktion sind allererste Sahne und ich habe es bisher versäumt zu erwähnen: Auch was die Lyrics angeht, ist "Devotion" über jeden Zweifel erhaben.
Spielzeit: 39:14, Medium: CD, Blue Rose Records, 2004
1:Trying To Reach You 2:World Spinning In My Head 3:Golden Hair 4:God Save The Queen 5:Since You've Been Gone 6:Tired Of Praying 7:Maybe Someday 8:Mad World 9:Someone To Love 10:Time To Get Out
Ulli Heiser, 03.07.2004
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