Schon seit geraumer Zeit lässt sich beobachten, dass alles so ein bisschen Retro wird.
Egal, ob die Retro-Boxershorts aus dem Versandhandel, die Musik von Duffy, Amy Macdonald, Maximo Park oder den Kaiser Chiefs, um nur ein paar Wenige zu nennen. Stets ist der Blick ein Stück zurück gerichtet, möge Vieles wie 'Damals' werden oder klingen.
Betrachtet man gleichzeitig so manchen neuen 'musikalischen' Trend, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Sehnsucht nach der 'guten alten Zeit' immer mehr Zuspruch erhält.
Und die MusikerInnen, die sich vergangener Formate bedienen, machen das alles ja gar nicht schlecht, insbesondere wenn sie es schaffen, ihre eigene Individualität in ihr Werk einfließen zu lassen.
Insofern verwundert es nicht wirklich, dass in unserer Republik einige Bands leidenschaftlich der Vergangenheit frönen, beispielsweise die Kölner Formation Glowing Elephant.
Ende Januar 2009 kommt deren Erstling "Radioactive Creampieces" auf den Markt. Darauf versammelt sich eine bunte Mischung Songs, die sich der Kategorie 'Independent Pop Rock' zuordnen lassen. Die vier knapp über zwanzigjährigen Musiker bedienen sich dabei kräftig in der Zeit um das Jahr 1965, verarbeiten eine Vielzahl an Harmonien und Klängen, reichern das Ganze mit wohldosierten modernen Beats und Samples an und erschaffen damit einen kleinen Kosmos, der sich den HörerInnen auch ohne Zuhilfenahme von bunten psychedelischen Pillen auf Anhieb erschließt.
Schon das Cover ist eine kleine Zeitreise. Das Foto eines klebrigen Sahneteils ziert die Front und auch der Hinweis 'Hi-Fi Stereo' darf natürlich nicht fehlen. Die CD selbst ist einer Schallplatte nachempfunden, sogar die Rillen lassen sich auf der Oberseite erfühlen.
Zwölf durchgehend radiotaugliche Popsongs bietet "Radioactive Creampieces", ohne dabei in Peinlichkeit zu verfallen, oder sich gefällig bei der Hörerschaft anzubiedern.
Immer wieder fühlt man sich beim Hören an The Beatles, The Kinks oder The Byrds erinnert, ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger darauf hinweisen zu müssen, dass hier 'aber ganz schön bei XYZ geklaut' wurde. Manchmal, wenn wie bei "Eyes Wild Open" die musikalische Verbindung zur Gegenwart hergestellt wird, kommen einem gerne Mal ansatzweise die früheren Travis-Nummern in den Sinn.
Glowing Elephant verstehen es ausgezeichnet, ihre Zitate in einen neuen Kontext zu stellen und ihren eigenen Stil zu prägen. Altes und Neues wird kombiniert, kurz in den Jungbrunnen getaucht, oder getunt, je nachdem, was der Song gerade erfordert. Von frech-poppig bis entspannend, ruhig und nachdenklich reicht das Spektrum der Lieder auf "Radioactive Creampieces". Über die gesamte Strecke bleibt das Musikmaterial abwechslungsreich und unterhaltsam, was zu weiteren Hördurchgängen einlädt.
Mit "Radioactive Creampieces" stellen Glowing Elephant unter Beweis, über welche kreativen Fähigkeiten sie in Sachen Songwriting verfügen und dabei eine verspielte und detailreiche Nummer nach der anderen zustande bringen. So gilt für die Zukunft die Hoffnung, in den Genuss weiterer Alben zu kommen, die diesen Qualitätsansprüchen genügen.
Ach wie 'schön' war früher doch alles. Vietnam-Krieg, Kuba-Krise, Kalter Krieg, Wettrüsten...
Wie oft verklärt sich der Blick zurück in die Vergangenheit...
Aber die Musik war größtenteils klasse! Und soviel Retro darf auch heute noch erlaubt sein. Schön, dass sich manche darum kümmern, beispielsweise Glowing Elephant.
Line-up:
Tinn (acoustic guitars, vocals)
Ronbo Mathasou (bass, vocals)
Jimme Purple Rainbow (electric guitars)
Mitch Holliver (drums, assorted percussion)
Tracklist |
01:Bassman's Gallery
02:Groovy Groovy
03:Kisses And Greatings
04:Smiling Is The Language
05:Seven Dayz
06:In The Park
07:Radioactive Creampieces
08:Go
09:Dancing In The Birne
10:How Long Must We Go There
11:Eyes Wild Open
12:Some Drunken Words
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