Goatpsalm / Erset La Tari
Erset La Tari Spielzeit: 45:41
Medium: CD
Label: Aesthetic Death, 2012
Stil: Ambient Black Metal

Review vom 14.10.2012


Andrea Groh
Beim Betrachten des Booklets zu "Erset La Tari" kam mir irgendwie spontan der Eindruck 'die haben zu viel im "Necronomicon" geblättert'… Was sich auf der Rückseite endgültig bestätigte, dort sind nämlich u.a. drei Symbole abgebildet, die ich sofort wieder erkannte: Arra, Agga und Bandar (laut der Ausgabe des Richard Schikowski-Verlages).
Auch der Gedanke, die optische Gestaltung Richtung Zweistromland einzuordnen, war richtig. "Erset La Tari" bedeutet 'Land ohne Wiederkehr' und ist die sumerische Bezeichnung für das Totenreich. Dorthin reist z. B. die Göttin Inanna, in einer Sage, die auch in o. g. Buch zu finden ist.
Die drei Protagonisten von Goatpsalm stammen jedoch nicht aus solchen Regionen, sondern sind in diversen mir bisher unbekannten Bands aus Russland aktiv. Normalerweise benutzen sie die Pseudonyme Morkh, Horth und Sadist, hier ist jedoch jeder ein 'Baal' (was Herr oder Meister bedeutet und womit im Altertum z.B. in Sumer Gottheiten bezeichnet wurden).
2009 gründeten sie den 'Temple Of The Three Faced Goat', in dem die 'Ziegengebete' abgehalten werden… und 2010 erschien das Debüt "Sonic Desterilization Of Light", gefolgt von "Erset La Tari" Anfang 2012.
Und was machen diese drei Herren hier? Als Genre wird 'Lo-fi Black Metal/Death Industrial Ambient' angegeben. Alles klar. Wundert es nun noch jemanden, wenn ich schreibe, dass man hier kaum von Musik im herkömmlichen Sinne sprechen kann?
Also: Hier geht es nicht ums Rocken oder Riffen, und nette Melodien zum Mitsingen gibt es schon mal gar nicht.
Was bietet "Erset La Tari" stattdessen?
"Utuk Xul" wechselt zwischen unheilvollem Dröhnen, bösartigen Sprachfetzen, während im Hintergrund eine Gitarre verloren vor sich hin schraddelt. Dann wird es soundtrackartiger, ohne jedoch weniger fies zu sein. Irgendwie schon beeindruckend: So werden Bilder eines ellenlangen Abstieges in Abgründe weit unter der Oberfläche erzeugt, von im Wüstensand verborgenen Katakomben, in denen böse Geister (= Utuk Xul) der Vergangenheit und Schlimmeres gefangen sind. Ist es die Reise, von der H. P. Lovecraft in "Stadt ohne Namen" erzählt? Oder man stellt sich den verrückten Araber Abdul Alhazred vor, wie er das "Necronomicon" schreibt…
"Bab-Illu" (= die Pforten der Götter = Babylon) zeigt sich nach anfänglichem Windrauschen verspielter und melodischer, erinnert damit etwas an die orientalischen Parts bei Nile. Scheint als Übergang zwischen den beiden Longtracks zu dienen.
Bei "Under The Trident Of Ramanu" wird wieder erst einmal gedröhnt, bevor nach ca. drei Minuten so etwas wie Metal einsetzt - ja tatsächlich, allerdings ziemlich untergrundiger Stoff, schleppender Black / Death Metal mit recht undifferenziertem Sound. Die zweite Hälfte des Stückes ist dann sehr noisig, brummend und mit Sprachfetzen, stellenweise finde ich es schon ein wenig arg und bin froh, dass es gegen Ende wieder etwas melodischer wird.
"Erset La Tari" passt als Hintergrundmusik bzw. Klangteppich zum Lesen von H. P. Lovecraft oder im "Necronomicon". Ganz sicher werden Goatpsalm damit polarisieren, manche werden meinen 'das ist doch keine Musik', andere werden es faszinierend finden. Obskur und 'anders' ist es auf jeden Fall.
Wer es interessant findet: keine Angst. Bisher stand trotz mehrfachem Anhören noch kein Dämon oder Dschinn bei mir im Wohnzimmer…
Line-up
Morkh / Baal Shaggashtu (vocals, noises)
Horth / Baal Utukku (noises, bass, synths)
Sadist / Baal Shedu (guitars)
Tracklist
01:Utuk Xul (20:09)
02:Bab-Illu (5:49)
03:Under The Trident Of Ramanu (19:43)
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