»Shut Up 'N Play Yer Guitar« - diesen Ratschlag
Frank Zappas (santo subito!!!) sollte so mancher axtschwingende
Wirrkopf schnellstens befolgen. Gitarrist
Michael Goldschmidt will offensichtlich als Rocker und nicht als Maulheld glänzen. Der 35-jährige Wahl-Freiburger legt jedenfalls mit "Shut Up & Rock" ein überaus bemerkenswertes Stück Gitarrenrock vor - kein schöngeistiges Geschwurbel für Elfenbeinturmbewohner, sondern zehn Songs, die zumeist im Viervierteltakt geradeaus vorwärts treiben.
Die
Scorpions kommen mir spontan in den Sinn, aber die aus den Zeiten, als sie noch - bildlich gesprochen - keine Prothesen trugen. Ich meine da die "The Zoo"-Ära...
Okay, natürlich liegt mit dem hier zu besprechenden Album lupenreiner Classic Rock vor, der in die härtere, 'mainstreamige' Ecke schielt, aber einen derart in die Magengrube zielenden Riff-Rocker wie "Lost" oder eine Power-Ballade wie "Before My Love Is Gone" haben die
Scorps seit gefühlten fünfhundert Jahren nicht mehr auf die Rille bekommen!!!
In die 'musikalische Lehre' ging
Michael Goldschmidt bei keinem Geringeren als
Bernard Allison. Zunächst als Gitarren-Roadie ab 2005, seit sechs Jahren nun als
Live-Gitarrist. Zuvor hatte er vier Jahre lang am Freiburger International Music College studiert.
Nachdem er mit seiner ersten Band bereits drei Alben vorgelegt hatte, gibt es nun mit "Shut Up & Rock" das Solodebüt. Insgesamt drei Jahre haben die Prozesse des Songschreibens und -aufnehmens - letzteres fand in drei Studios quer durch Deutschland statt - in Anspruch genommen. Das Ergebnis ist hörens- und kaufenswert!
Dass so mancher Gitarrenheld seine Spur hinterlassen hat, ist unüberhörbar; besonders schön glaubt man
Joe Satriani bei den Schredder-Riffs von "Get It Done!" herauszuhören. Als klitzekleinen Fingerzeig könnte man allerdings ein kleinwenig mehr stilistische Eigenständigkeit für zukünftige Werke anmahnen - nur als wohlmeinender Tipp am Rande...
Die Anordnung der zehn Takes - allesamt Eigenkompositionen - kann man nur als routiniert bezeichnen; geschickt wechseln Auf-die-Glocke-Abrocker mit Magengrube-Riffern ab. Aber auch richtig gute Tränendrüsen-Balladen hat
Goldsmith auf der Pfanne: "Train Of Life" (die Background Vocals von
Lena Knobloch hätte man gerne noch öfter gehört!!), das herrlich schwülstige "The Story Of You" und natürlich das bereits genannte Schmuse-Monster "Before My Love Is Gone" sind allesamt Allererste-Sahne-Rocker!!
Seltener als angenommen hört man die Einflüsse seines musikalischen Ziehvaters heraus - "Shut Up & Rock" hält jederzeit, was der Titel verspricht. Und wenn dann mit dem Titelsong doch einmal 'gebluesrockt' wird, drückt Goldsmith dem einen fett-hardrockigen Stempel auf.
Anspieltipps? Das sehr abwechslungsreich vorwärtstreibende "The Rat In A Case" und den beinharten Heavy-Rocker "Stripped Down To The Core" krieg ich nicht mehr aus dem Ohr und das Monster-Riff von "Lost" gehört sowieso unter das BTM (Betäubungsmittelgesetz) gestellt... einmal 'angefixt' hängt man hier sofort an der Nadel, wahlweise auch an Saphir bzw. Diamant. Da halt ich jetzt mal mein Maul und rocke stattdessen lieber ab... Feines Scheibchen, das!!