Viele kennen Manchester wahrscheinlich in erster Linie nur vom Fußball, aber die Stadt ist auch Geburtsort von erstklassigen modernen Metalbands, wie auch den in unseren Breiten noch relativ unbekannten Gone Til Winter, die allerdings dabei sind, ihren Bekanntheitsgrad auch im Rest Europas zu steigern. Ob ihnen das gelingen wird, diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn das Genre des melodisch und episch angehauchten Metal ist nicht gerade schwach besetzt. Zufälligerweise gehören gerade auch die Vertreter der weiblich besetzten Oberliga, wie Nightwish, Within Temptation oder Evanescence, um nur einige zu nennen, zu ihren Vorbild-Metallern.
Auf jeden Fall hat das Quintett die Fähigkeit, ein absolut eingängiges Klangbild zu produzieren. Eingängige Melodien sind definitiv die Stärke der Musiker; und das sorgt zusammen mit ihrer traditionellen Einfärbung für interessante Klangspektren. Trotz der bereits genannten Affinitäten für bekannte Größen, hat sich die songwriterische Basis auf Eigenständigkeit konzentriert und kann damit Plagiatsvorwürfen schon im Anfangsstadium zuvorkommen. Beide Damen, die eine am Mikro und die andere an den Tastaturen, vermögen es auch, für Vielfalt bei den genreübergreifenden Akzenten zu sorgen.
Natürlich darf man dabei nicht vergessen, dass es sich bei "The First Season" um eine Zusammenstellung von Kompositionen handelt, die auf 2005 bis 2008 zurückgehen, aber aus denen klar herauszuhören ist, dass die Songs genug Potenzial für Airplay bei den angesagten Radio-Stationen hätten. Daher ist es natürlich schwer, auf die aktuelle Notenführung des Quintetts zu schließen, aber einige Tracks aus der Vergangenheit setzen sich doch qualitativ positiv von einem Großteil der Konkurrenz ab und lassen für die Zukunft einiges erhoffen.. Allen voran "Kill Me" - ein echter Killer-Track, der an Evanescence in poppigen Gefilden denken lässt, sowie an Skunk Anansie, als diese noch echte Metalpassagen und Breakdowns zu tanzbaren Songs vereinen konnten. Also: ein echtes Aushängeschild für einen Charts-Eintritt.
Abwechslungsreichtum ist jedenfalls kein Fremdwort, das kommt deutlich bei "Deep Sleep" durch, denn der Prog Metal-Einschlag ist unüberhörbar, gleichzeitig aber mit einer Harmonieverfeinerung verbunden, die deutlich in Richtung Charts ausgerichtet ist. Es ist wirklich verwunderlich, dass die Manchester-Formation noch keinen internationalen Erfolg verbuchen konnte, denn ihr grandios groovendes Material ist mehr als hörenswert. "Heat Signal" und "Utopia" servieren ebenfalls hart riffende Passagen und offenbaren ihren Trend zu modernen Klängen. Am unteren Ende des Albums werden die letzten drei Tracks in purer akustischer Darbietung angeboten. Der Vorteil liegt darin, dass die Frontfrau Talena Cuthbert ihre Sangesleistung unverfälscht präsentieren kann und dabei die Note 'beachtenswert' verdient. "Distant Places" umschmeichelt das Gehör; und "Release" driftet in Cool Jazz-Gefilde ab.
Bei einer Zusammenstellung kann man nicht unbedingt von einem homogenen Gesamtwerk sprechen, aber die Betrachtung der musikalischen Entwicklung über die Jahre hinweg, sagt schon einiges über die Wegrichtung von Gone Til Winter aus, die mit "The First Season" zumindest einen Überblick über ihr bisheriges Schaffenswerk abliefern. Alle Harmonien sind am richtigen Platz; und die Eroberung der bis dato noch unbeschallten Hörer hat damit begonnen. Davon ausgehend, ist der eingeschrittene Weg als richtig zu bezeichnen und die Vorfreude auf das kommende Werk kann garantiert werden.
Line-up:
Talena Cuthbert (vocals)
Jonathan Gruzelier (guitar)
Rosie Smith (keyboards)
Shirezy (bass)
Ollie Peyton (drums)
Tracklist |
01:Solemnise
02:Heat Signal
03:Kill Me
04:Utopia
05:Deep Sleep
06:Distant Places (acoustic)
07:Release (acoustic)
08:Constant Retreat (acoustic)
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