Der Montagsblues - wer kennt ihn nicht? Unzählige Menschen wie ich leiden Woche für Woche unter dem gräulichsten aller Wochentage. Wir können diesen unerwünschten, aber unvermeidlichen Tag einfach nicht ausstehen und versuchen, ihn in Flüssen aus Kaffee zu ertränken. Die Gemütszustände, die an einem Montag aufeinander treffen, könnten unterschiedlicher ja gar nicht sein: Die entspannende Leichtigkeit des vergangenen Wochenendes wird von der bleiernen Schwere der malochenden Robotergesellschaft zerquetscht. Viele freuen sich, wenn der Montag vorüber ist und sie ihm »Adieu« sagen können. Aus dem Grund heimst die Band Good Night Monday mit ihrem Namen schon vorab ein dickes Plus bei mir ein, bevor ich überhaupt einen einzigen Ton ihrer Musik gehört habe. So dick, dass daraus am Ende doch gar kein Minus mehr werden kann, oder?
Ihre Platte "Love, Liberty & Other Lies" beginnt mit abgedämpft widerhallenden Gitarrentönen, eine Melodie, die sehr stark an das Intro von "Where The Streets Have No Name" von U2 erinnert. Doch sogleich wird diese schöne Tonlinie von ohrenbetäubend scheppernden Becken und verzerrten Gitarren zerrissen, die nicht sonderlich gut aufeinander abgemischt wurden. Und was dann folgt, ist eine - gelinde gesagt - gewöhnungsbedürftige Gesangsstimme. Ok, denke ich mir, warte ich mal den zweiten Song "Promises & Smiles" ab. Doch auch hier setzen sich die bestenfalls mittelmäßige Produktion und der schlichtweg unsägliche Gesang fort. In mir macht sich der unbändige Wunsch breit: »Bitte lasst jemand anderen ans Mikro!«. Und nach Stück Nummer drei, "Messed Up", muss ich eine Pause einlegen und mir einen zweiten Morgenkaffee brühen.
Der Songname "Du!" spricht mich unumgänglich an, doch die Musik tut es weiterhin nicht, keinen Deut. Ein übermotivierter, deutschsprachiger Gesang hart an der alles verschlingenden Schmalzgrenze verdirbt mir abermals den Hörgenuss - da können auch die spacig klirrenden Keyboardklänge und das halbverzerrte Dis-Cis-Gis-Akkordmuster nichts retten. Wenn man jetzt als Zuhörer tapfer ist und durchhält, wird man zwar Zeuge eines mit gefälligen Gitarrenlicks getränkten Refrains, der besonders am Ende an Qualität gewinnt. Man kann sich sogar an die schwache Stimme gewöhnen. Doch überzeugend ist anders.
Die Malträtierung meiner Ohren geht in den Folgestücken in die nächste Runde. Unspektakulär rumsende Akkordmuster reihen sich an noch unspektakulärere Bridges. Mehrheitlich geschrammelte Gitarrenriffs und Taktwechsel von einem Dreiviertel- in einen Viervierteltakt sind keine Besonderheit. Das können andere Bands auch und meist noch Bemerkenswerteres - und das um Welten besser. Und ein Gesang jenseits des Erträglichen zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Die Combo wird nicht müde zu betonen, dass für die Aufnahmen keine Tonhöhenkorrektursoftware verwendet wurde - ich bin wirklich kein Freund dieser Technik, doch bei diesem Album habe ich sie mir zum ersten Mal im Leben herbeigesehnt.
Was ist noch erwähnenswert? Ach ja: Das Bassintro von "Golden Fire" ist in Teilen von der Löwenzahn-Titelmelodie geliehen. Im Titel des Songs "Memory Effect" kommt genau das zur Sprache, was dieser Platte fehlt. Bei "Suburban Zoo" wage ich dann die Flucht und drücke lange vorm Ende des Stückes auf 'Weiter'. "I Love Music"? Ich übrigens auch, aber nicht so.
Sorry, aber alles, was diese Scheibe bei mir erreicht, ist, dass sie das eingangs beschriebene Monday Blues-Gefühl exponentiell steigert - und das an einem herrlichen Sonntag! Alles hierauf klingt wie eine laienhafte Schülerband bei einer ihrer semiengagierten Jamsessions im Proberaum ohne herausragende musikalische Fertigkeiten. Auch mit begrenzten Mitteln lässt sich bekanntlich erstaunliche Musik erschaffen. Doch "Love, Liberty & Other Lies" ist der musterhafte Gegenbeweis. Am Ende stehen sich ein einsames Vorschusslorbeer-Plus und elf rote Minuszeichen unversöhnlich gegenüber. Ich hole mir meinen Rausch bei einer weiteren Kanne Kaffee und freue mich tatsächlich auf den nächsten Montag, denn ich weiß: So schlimm wie das hier, kann er gar nicht mehr werden.
Line-up:
Patrice Köbel (vocals)
Nick Ruth (vocals, guitar, synth)
Benyamin Rahmani (vocals, guitar)
Dom Paysan (bass)
Jan Eckart (drums)
Marian Wolf (keys)
Ana Julia Alexandru (additional vocals - #1)
Alexia Gäde (additional vocals - #1)
Kerstin Klein (additional vocals - #1)
Tracklist |
01:Leave All Fun To The Machines
02:Promises & Smiles
03:Messed Up
04:Du!
05:Paint Drops
06:Golden Fire
07:Memory Effect
08:Suburban Zoo
09:I Love Music
10:Worth To Say
11:Stars
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