The Grails / Black Tar Prophecies Vol's 4, 5 & 6
Black Tar Prophecies Vol's 4, 5 & 6 Spielzeit: 50:38
Medium: CD
Label: Temporary Records (Cargo Records), 2013
Stil: Psychedelic

Review vom 13.12.2013


Ulli Heiser
Warum kommt eine derart kastrierte CD ins Haus eines Rezensenten? Nichts gegen Versionen, die eigens zu Promozwecken erstellt und unter die Presse gebracht werden. Vorliegende Promoversion jedoch - obwohl auf der Rückseite des ansonsten vorhandenen Trays als solche gekennzeichnet (»For Promotional Use Only. Not For Sale«) - wurde des Frontcovers und Booklets beraubt. Da setzt sich also anscheinend jemand hin, entfernt die Infos und verschickt die Teile dann in der Erwartung, eine hochwertige Rezension zu erhalten. Schickt die Teile im Promoschuber, als Gebrannte, mit Störgeräuschen... dann weiß man, was man in den Händen hat. Aber aus einem normalen CD-Case die Infos zu entnehmen... Na, das macht man nicht!
RockTimes ist dafür bekannt, sich Zeit für Besprechungen zu nehmen. Bei uns gibt es keine zusammengekloppten, fünfzeiligen Alibireviews, nur damit überhaupt was geschrieben ist.
Aus Frust will ich dieses Mal aber auch nur kurz darlegen, was ich hätte schreiben können. Ihr hättet erfahren können, wie diese Truppe aus Portland, Oregon von Anfang an begeistert. Wenn dieser chorale Gesang engelsgleich, aber in einer Geschwindigkeit, die einer mit 16 2/3 min-1 Umdrehungen abgespielten 45er-Single ähnelt, sakral ins Hirn fließt. Wie sich dann ein Mönchschor formiert und zu einer filmreifen musikalischen Horrorsequenz singt. Wie eine kristallklare Gitarre einsetzt und von wellengleich gespieltem Bass und Schlagzeug begleitet, durch eine makabre, öde und zerfallene Welt reitet.
Das Album der Amerikaner, deren instrumentalen Werke man ansonsten stilistisch mit Post Rock, Psychedelic sowie Drone Metal umschreibt, liefert mit "Black Tar Prophecies Vol's 4, 5 & 6" einen astreinen Soundtrack zu einer Reise durch die eigene Seele. Pumpende Bässe, dem Herzschlag nicht unähnlich, Winde, die über sphärischen Gitarrenpassagen wehen, abgrundtief düstere Klangcollagen, verfremdete Sprachfetzen, die direkt aus der Hölle zu kommen scheinen… all das und noch viel mehr zieht sich durch das Album und man verfolgt den Schwarzweissfilm vor dem geistigen Auge mit Spannung und der ein oder anderen Schweißperle auf der Stirn.
Ich hätte schreiben können, dass es inmitten der düsteren Klangwelten auch hoffnungsmachende Momente gibt. Dass diese aber im Kontext den Schauer eher verstärken. Nachgelesen habe ich, dass die "Tar Prophecies"-Reihe zwischen den regulären Alben der Band gepflegt wird, dass auf denen viel experimentiert wird. Auf Fremdinformationen verlassen muss ich mich auch, was das Line-up betrifft. Wollen wir hoffen, dass es stimmt.
Liebe Kastrationsbeauftragte, »Not For Sale«: Nicht nur, dass unsere Chefin sich nicht scheuen würde, jeden rauszuschmeißen, der Promos vertickert… Nein, so eine Scheibe würde eh' nur ein Irrer verkaufen, denn das ist eine Hammerplatte. Ein Album, mit dem man speziell unter dem Kopfhörer spannende, genüssliche, wohltuende, inspirierende, kurz gesagt: starke Momente verbringen kann. Wer auf solche Musik steht, sollte sich die Prophezeiungen unbedingt zulegen. Ihr bekommt das Teil dann sicher auch mit Booklet.
Line-up:
Emil Amos (drums, guitar, lap steel guitar, piano, sampling, synthesizer, tapes)
Jesses Bates (pedal steel)
Charlotte Engler (flute)
Alex John Hall (guitar, mellotron, sampling, synthesizer)
Timba Harris (strings)
Dylan Rice Leary (harmonica)
Zak Riles (acoustic and electric guitar)
William Slater (bass, baritone guitar, harpsichord, piano, vocals)
Tracklist
01:I Want A New Drug
02:Self-Hypnosis
03:Invitation To Ruin
04:Wake Up Drill II
05:Up All Night
06:Pale Purple Blues
07:Chariots
08:New Drug II
09:A Mansion Has Many Rooms
10:Corridors Of Power III
11:Ice Station Zebra
12:Penalty Box
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