Wer den Namen
Grand Café in die bekannten Suchmaschinen des Internets eingibt, wird zuerst mal Wundersames entdecken. Das Netz ist voll von Restaurationsbetrieben eben diesen Namens, und das weltweit. Grenzt man die Suche ein und fügt den Ort Oslo hinzu, so gelangt man erneut in Kreise, die eher dem Genuss koffeinhaltiger Getränke frönen. Das Grand Café ist offensichtlich ein berühmtes Kaffeehaus in der norwegischen Hauptstadt, dessen Name seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Siegeszug um die ganze Welt machte und Nachahmer auf allen Kontinenten fand. Trotzdem sind wir in Oslo richtig, denn die Band, um die es hier geht, stammt auch aus eben dieser Stadt. Angeblich hat man auch erst nach der Gründung im Jahre 2001 erfahren, dass es in ihrer Heimatstadt in der Tat eine zumindest namentliche Konkurrenz gibt. Inwieweit sie ebenfalls einen Siegeszug um die ganze Welt antreten werden, mag noch dahingestellt sein. Die Grundsteine dafür sind allemal gelegt, denn seit guten zehn Jahren verdienen sie sich immer mehr Sporen mit ausgedehnten Touren, so z. B. mit
Alice Cooper oder
Turbonegro. Ihr Debütalbum erfuhr zudem vor drei Jahren viel positives Echo in den zumindest heimatlichen Medien.
Mit der nun gerade erschienenen EP "Rock This Town" wollen sie dem geneigten Hörer eine sprichwörtliche Möhre vor die Nase hängen, denn für den späteren Herbst ist das Erscheinen ihrer zweiten CD angekündigt. Rockiger soll das neue Album werden, noch mehr am Detroiter Rocksound der 60er und 70er Jahre orientiert, als das Erstlingswerk "Put A Little Grease On My Axe". Und Appetit macht die Band in der Tat: Die vier Songs der EP sind gekennzeichnet von durchaus eingängigen Rhythmen und Melodien, alles getoppt vom glasklaren Gesang des Frontmanns und Gitarristen
Christer Krough. Das Promo-Sheet weist neben nachvollziehbaren Parallelen auch
Lynyrd Skynyrd als artverwandte Band aus. Dem stimme ich nun wiederum absolut nicht zu, aber sei's drum…
Der Titelsong erinnert zunächst an den Beginn von
Bob Segers "Against The Wind", dicht gefolgt von den vier
Pilzköpfen aus Liverpool, nimmt dann aber eine eigene lockere Spur und hinterlässt ein ohrwurmartiges Gefühl. "The Captain Roams" kommt etwas schwerer daher, der Bass-Groove von
Kenneth Sandberg und eine massige, aber mitnichten dominante Orgel, bedient durch
Didrik Lund, drücken dem Song ihren eigenen Stempel auf. Auch "What Were You Hiding From" ist gezeichnet von den Keyboards, ein guter Hammond-Sound schwingt hier ständig durch, und prägnantem Gitarrenspiel.
Der wirkliche Ohrwurm ist aber "The World Is In Your Head", erneut die Hammond, im Wechsel mit E-Piano, ein treibendes Schlagzeug von Drummer
Thomas Pytterud und die positiv durchdringende Stimme des Sängers. Dazu trägt nicht unerheblich das ständige Wiederholen des Refrains bei, gefühlt besteht der Song aus exakt zwei Textzeilen. Aber der Sound, der Sound, der hat was und man kann im Grunde davon ausgehen, dass sich derselbe wie ein roter Faden durch den neuen Longplayer fortführen wird. Neugierig macht die EP, wie eingangs schon erwähnt, allemal und wir dürfen gespannt sein, ob sich die vier Nordmänner denn auch mal in unsere Gefilde aufmachen, um die Scheibe, soundmäßig glasklar produziert von
Lars Voldsdat (u. a. auch
Turbonegro) und in LA aufgenommen, dem kritischen deutschen Ohr zu präsentieren.