Grand Old Grizzly / Same
Same Spielzeit: 39:22
Medium: CD
Label: Quenby Records, 2014
Stil: Americana

Review vom 07.03.2014


Steve Braun
Das hier zu besprechende Album hätte problemlos vierzig, fünfzig Jahre früher erscheinen können. Und das Bemerkenswerteste an dieser Feststellung ist, dass man ganz offensichtlich mit dieser Masche - zumindest in den US - richtig Erfolg haben kann, was Acts wie die Civil Wars oder Wilco und viele überaus erfolgreiche Americana-Künstler nachdrücklich beweisen. Warum also nicht, werden sich möglicherweise Grand Old Grizzly gefragt und daraufhin ein Debütalbum eingespielt haben, das zwar auf traditioneller nordamerikanischer 'Volksmusik' basiert, aber durch geschickte Zitate von modernen Elementen hörbar im neuen Jahrtausend angekommen ist. Oder wollten sich die drei Texaner einfach nur auf die sichere Seite schlagen? Falls dem so wäre, kommentieren sie dies mit einer gehörigen Portion sympathischer Selbstironie, wenn sie sich als "Marvelistic Coward Band", als 'fabelhaft hasenfüßige Band', titulieren...
Bereits seit einigen Jahren macht Grand Old Grizzly die Szene rund um das heimatliche Houston 'unsicher' und will diesen Aktionsradius mit einem Debüt, das die Jungs als »Fahrt durch die Wüste mit einem eiskalten Drink in der Hand« charakterisieren, nun auf ganz Nordamerika und möglichst auch auf Europa ausdehnen. Zahlreiche 'im Geist verwandte' Bands belegen, dass auch letzteres problemlos zu schaffen sein sollte.
Für die Aufnahmen von "Grand Old Grizzly" schnurrte das Quartett zum Trio zusammen: Drummer Chris Lewis stieg aus - Gitarrist Paul Beebe übernahm kurzerhand auch noch seinen Part, ohne dass spielerische Einbußen zu verzeichnen wären. Er macht den neuen Job vielmehr tadellos. Auch wenn Sänger Will Thomas (fast) alle Songs geschrieben hat, zeichnen seine Mitstreiter gleichberechtigt für Produktion, Aufnahmen und Mixing verantwortlich.
Ganz viel Country dominiert "Grand Old Grizzly"... mal nach leicht 'shuffeliger' New Country-Art wie in "The Sundowners", mal 'very old school' mit Rockabilly versetzt wie im "Indecision", mal voller Bluegrass-Feeling wie in "Morning". Umrahmt wird dieser Dreierblock von den sehr schönen beiden Rootsrockern "The Mad Ones" und "Tallahassee", die ganz klar aufzeigen, wo für mich die eigentlichen Stärken dieses Trios zu liegen scheinen. Mit dem fröhlichen "Pretty Little Head" unterstreichen Grand Old Grizzly dies eindrücklich. Sehr schön kommt das schwermütige, mit Dustin Welchs herrlich melancholischer Lap Steel untermalte "Lament" daher. Solche Songs bedienen die Zielgruppe sicher vortrefflich.
Die Jungs von Grand Old Grizzly schöpft ihre Inspiration aus den Zeitspannen zwischen den Byrds über Uncle Tupelo hin zu den aktuellen Old 97's. Aus traditionellem und dem sogenannten Alternative Country hat das Trio unter Zuhilfenahme von Roots Rock und (etwas) Folk eine hörenswerte Americana-Scheibe fabriziert, die sich aus dem Allerlei dieses Genres angenehm hervorhebt. Freunde dieser Stilrichtung sollten unbedingt mal reinhören...
Line-up:
Will Thomas (lead vocals, guitars, percussion)
Marc Riddell (bass, keyboards, percussion, vocals)
Paul Beebe (drums, guitars, vocals)

Additional Musicians:
Craig Feazel (guitars, pedal steel)
Hunter Perrin (guitars)
Dustin Welch (banjo)
Tracklist
01:The Mad Ones (3:43)
02:The Sundowners (3:48)
03:Indecision (4:22)
04:Morning (3:24)
05:Tallahassee (4:03)
06:I Was Thinkin' (2:55)
07:Marvelistic Coward Band (2:34)
08:Approaching Cars (3:56)
09:Lament (4:07)
10:Pretty Little Head (2:55)
11:Desperate Times (3:05)
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