Über die Klasse des Gitarristen Grant Green hat sich bereits Kollege Joachim lobend ausgelassen. Und auch ich stellte bereits eine über Inakustik vertriebene Neuveröffentlichung alter Titel vor.
Der Gitarrist hat gemeinsam mit dem Tenorsaxofonisten Ike Quebec 1961 diese Musik eingespielt. Hier liegen nun alle existierenden Aufnahmen auf einer Doppel-CD vor. Hierbei handelt es sich um die Einzelplatten "Blue And Sentimental" von Quebec und "Born To Be Blue" von Green. Dieses Album des Gitarristen wurde als »Green's finest hour« tituliert. Zu den Instrumentalalben sind als Bonustracks noch sechs Vokaltitel auf der zweiten CD aus einer Session mit der Sängerin Dodo Greene hinzugefügt worden.
Wieder einmal ist es diese klar gespielte Gitarre, mit der Green punkten kann. Der Einfluss von Charlie Christian ist deutlich, dabei ist das nicht die einzige Querverbindung, die sich im individuellen Spiel niederschlägt. Quebec präsentiert viel Blues in den im Tempo leicht angezogenen Titeln, ganz besonders in den Balladen. Herrlich, dieses Gefühl, das er mit dem Sound vergangener Tage in die Sechziger transportiert hat. "Don't Take Your Love From Me" klingt so wunderschön sentimental und ist für mich der Kernsong des Albums - derjenige, der dessen Titel komprimiert präsentiert. Mit dezent kratzigem Ton im Gegensatz zur ganz sauber klingenden Gitarre wird die Stimmung rundum gelungen vorgestellt. Ich sehe dieses Album als einen der Jazzklassiker an, der bei einer Bewertung die volle Punktzahl verdient.
"Blues For Charlie", hier wird dem Vorbild elegant Tribut gezollt: Jazz und Blues fließen zusammen, wie man es selten zu hören bekommt. Zwar wurde Ike Quebec nie so berühmt wie John Coltrane, Sonny Rollins oder andere Tenorsaxofonisten, doch sollte man seinem samtenen und gelegentlich auch leicht rauchigen Ton, der ein wenig in Richtung Coleman Hawkins tendiert, erhöhte Aufmerksamkeit widmen. Wie könnte das besser gehen als mit diesem Album und mit jenem des Gitarristen. Beide Alben passen perfekt im Ausdruck zusammen, man könnte sie als Zwillingsalben betrachten. So frönt der Gitarrist hier dem Hard Bop stärker als auf seinen anderen Alben. Neben ruhigen Stücken trifft man allerdings dann auch auf verstärkt swingende Songs, wie gleich beim Eröffnungsstück. Doch natürlich ist es auch hier wieder eine Ballade, der Titelsong, die alles andere in den Schatten stellt - hier noch mit einer zusätzlichen Alternativversion und lässt mit Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit, gepaart mit einem Hauch Melancholie, die Seele in Verzückung bringen.
Zu den Originalversionen der Platten gibt es auf der ersten CD die Titel sechs, sieben, neun und zehn als Boni und auf der zweiten CD ist es die bereits erwähnte Vokalsession ab Titel neun. Hier nimmt die Orgel eine bestimmende Funktion ein, die von einer stark im Rhythm & Blues verhafteten Sängerin mit ihrer kraftvollen Stimme begleitet wird. Unverständlicherweise verschwand die stark an der Kollegin Dinah Washington ausgerichtete Sängerin nach einer Platte für Blue Note aufnahmetechnisch von der Bildfläche. Schade, denn diese Stimme verlangt eigentlich nach mehr Output!
Line-up:
Ike Quebec (tenor saxophone)
Grant Green (guitar)
Paul Chambers (bass, CD 1 - #1-7)
Philly Joe Jones (drums, CD 1 - #1-7)
Sam Jones (bass, CD 1 - #8, CD 2 - #1-8)
Louis Hayes (drums, CD 1 - #8, CD 2 - #1-8)
Sonny Clark (piano, CD 1 - #8-10, CD 2 - #1-8)
Wendell Marshall (bass, CD 1 - #9,10)
Willie Bobo (drums, CD 1 - #9,10)
Carlos 'Potato' Valdés (percussion, CD 1 - #9, 10)
Dodo Greene (vocals - CD 2 - #9-14)
Sir Charles Thompson (organ - CD 2 - #9-14)
Milt Hinton (bass - CD 2 - #10,12-14)
Al Harewood (drums, CD 2 - #10, 2-14)
Herbie Lewis (bass - CD 2 - #9,11)
Billy Higgins (drums - CD 2 - #9,11)
Tracklist |
CD 1:
01:Blue And Sentimental [Count Basie, Mack David, Jerry Livingston] (7:29)
02:Minor Impulse [Quebec] (6:35)
03:Don't Take Your Love From Me [Henry Nemo] (7:04)
04:Blues For Charlie [Green] (6:49)
05:Like [Quebec] (5:21)
06:That Old Black Magic [Arlen, Mercer] (4:52)
07:It's All Right With Me [Porter] (6:05)
08:Count Every Star [Bruno Coquatrix, Sammy Gallop] (6:16)
09:Granada [Lara, Dodd] (6:25)
10:Hey There [Ross, Adler] (7:24)
|
CD 2:
01:Someday My Prince Will Come [Frank Churchill, Larry Morey] (6:30)
02:Born To Be Blue [Mel Tormé, Robert Wells] (4:55)
03:Born To Be Blue [Alternate Take] [Mel Tormé, Robert Wells] (4:41)
04:If I Should Lose You [Ralph Rainger, Leo Robin] (6:06)
05:In Your Own Backyard [Dave Dreyer, Al Jolson, Billy Rose] (8:04)
06:My One And Only Love [Robert Mellin, Guy Wood] (5:50)
07:Cool Blues [Charlie Parker] (7:58)
08:Outer Space [Grant Green] (8:44)
09:My Hour Of Need [Kosloff] (4:55)
10:Trouble In Mind [trad., arr. Jones] (4:46)
11:You Are My Sunshine [Mitchell, Davis] (3:03)
12:Let There Be Love [Grant, Rand] (3:29)
13:Down By The Riverside [trad.] (4:07)
14:Little Things Mean A Lot [Linderman, Stutz] (4:08)
|
|
Externe Links:
|