Um die aktuelle Scheibe "The Clans Will Rise Again" ein wenig zu promoten, tourte bzw. tourt die deutsche True/Power Metal-Institution
Grave Digger nach wie vor unter dem Banner "The Clan Comes To Your Town" durch heimische und generell europäische Regionen. Leider stand diese ausgiebige Reise noch kurz vor Beginn unter einem alles anderen als guten Stern, denn die ebenfalls von sehr vielen Kartenkäufern heiß erwartete Supportband
Grand Magus musste Anfang März ihre Teilnahme aufgrund einer Thrombose des Drummers absagen und somit entfielen auch aus finanziellen Gründen die ersten Opener
Sister Sin. Hals über Kopf wurde mit den beiden ebenfalls deutschen Bands
Downspirit und
Orden Ogan wenigstens ein Ersatz an Land gezogen, der jedoch das ursprüngliche Level, das zuerst vorgegeben war, nicht einmal im Ansatz erreichen konnte. Aber das Publikum war ja im Endeffekt sowieso für
Grave Digger da!
Pünktlich um 18 Uhr wurden die Pforten des Frankfurter Kultschuppens geöffnet, und da der Gig an einem Sonntagabend stattfand, fand man schon zu Beginn nur arg lichte Besucherreihen vor. Wahrscheinlich hatten auch aufgrund der
Grand Magus-Absage zusätzlich einige spontan Entschlossenen keinen Bock mehr, die knapp 29 € Eintritt zu bezahlen, doch das ist pure Spekulation.
Rechtzeitig um 19 Uhr standen dann die Southern-Metaller
Downspirit auf der Bühne, jedoch entpuppten sie sich schnell als ziemlich unpassender Anheizer, da diese Dicke-Eier-Mentalität und das Proleten-Coolness-Auftreten reichlich fehl am Platze wirkte. Nach 35 Minuten war dann zum Glück auch schon Schicht im Schacht, mehr als etwas Höflichkeitsapplaus von erst maximal 80 Anwesenden wurde auch nicht geerntet.
Dass die momentan an der Livefront ziemlich umtriebigen Euro-Power-Metaller
Orden Ogan natürlich kein komplett würdiger Ersatz für die verhinderten Schweden waren, braucht man erst gar nicht zu erwähnen. Doch sie gaben in dieser Situation wirklich ihr Allerbestes, um das Publikum etwas zum Mitgehen zu animieren, selbst wenn manche Stücke für viele
Grave Digger-Fans durch das ziemlich dominante Keyboard sicherlich etwas zu schwülstig klingen. Doch wenigstens fand auch die spaßige
Running Wild-Hommage "We Are Pirates" den Weg in die Setlist, und Sänger
Sebastian schaffte es mit Bravour, eine anständige Stimmung zu fabrizieren. Trotzdem blieben die stellenweise extrem penetranten Keyboards weiterhin für mich der größte Minuspunkt der manchmal echt sehr geilen Songs.
Es war gerade mal 21 Uhr und die Boxen mit
AC/DCs "Hells Bells" in Konzertlautstärke vorgeglüht, als der Headliner schon mit dem Intro und dem Auftreten des mit Dudelsack bewaffneten Keyboarders
H.P. Katzenburg unter frenetischem Jubel des Publikums die Stage betrat. Die Show wurde unterteilt in zwei verschiedene Parts: Los ging es mit dem Part, der ausschließlich Lieder enthielt, welche die schottische Geschichte aufgreifen. Hier befanden sich Songs wie der vom neuen Scheibchen stammende Opener "Paid In Blood" oder die von "Tunes Of War" kommenden Bandklassiker "The Bruce", meine Favoriten "Killing Time" und "The Dark Of The Sun", die wunderschöne Feuerzeug-Ballade "The Ballad Of Mary" und das abschließende "Rebellion (The Clans Are Marching)", leider nur mit Dudelsack-Solo vom Band. Der Trupp agierte wie immer mit enormer Spielfreude und gleichzeitig routiniert, der Sound krachte astrein ins Mett und Schreihals
Boltendahl wiederholte sich, wie man das schon von sämtlichen Live-Ansagen kennt, gerne in seinen Titel-Ansagen, um das Publikum ans Limit zu treiben, was ihm auch gut gelang. Bis zum Headliner hatten sich in der Kapp schätzungsweise um die 300-350 Fans eingefunden, es war also noch um Längen nicht ausverkauft! Nebenbei erwähnt, sah man an jenem Abend auch für eine Band dieser Art erstaunlich wenig Kuttenträger.
Der zweite Teil des Gigs enthielt dann die restlichen Stücke, die nicht ins lyrische Konzept der schottischen Geschichte passen. Hier nahmen die Gladbecker als Opener den Titelsong des vorletzten Albums "Ballads Of A Hangman", bei dessen Intro Keyboarder H.P. ein Seil mit Hängeknoten an der Decke aufhing, um dem Publikum klar zu machen, was es zu erwarten habe. Ebenfalls kamen jüngere Bandkracher wie "The Last Supper", "Excalibur" und zum Abschluss des regulären Sets "Knights Of The Cross" zum Zuge. Nach nur sehr kurzer Zeit betraten sie jedoch mit "Hell Of Disillusion" für den Zugabenteil wieder die Bretter, um den Zugabenblock einzuleiten. Es folgten schlussendlich noch "The Round Table (Forever)" und natürlich DIE Bandhymne schlechthin und auch an diesem Abend das einzige Stück der ganz alten 80er-Tage, natürlich von sämtlichen Old-Schoolern aus tiefer Inbrunst mitgegröhlt: "Heavy Metal Breakdown". Um 22:40 Uhr war dann auch schon ungewöhnlich früh für einen Gig in dieser Location Feierabend, doch die erstklassige Show des Headliners konnte die wohl meisten Anwesenden letztendlich noch über die negativen Geschehnisse im Vorfeld hinweg blicken lassen.
Vielen Dank an Anna und Doro von der Batschkapp für die unbürokratische Akkreditierung!