»Just like the old days!«

Die Reaktion von Dan Stuart auf eine krachende PA-Rückkopplung zu Beginn des Konzerts hätte nicht treffender für die Green On Red- Reunion und den davon veröffentlichten 1:1 Medien-Pack sein können!

Green On Red, eine der markantesten und legendärsten Americana/Rootsrock/Alternative Country/No Depression-Bands (wo immer da die Unterschiede auch liegen mögen …) hatten sich, fast 20 Jahre nach der Trennung, aus doppeltem Anlass wieder zusammen gefunden und ein anderthalbstündiges Mitternachts-Konzert abgerockt, das es in sich hatte. Zum einen feierte der hauseigene Club des kultigen Hotel Congress, das Rialto Theatre, in Tucson/Arizona sein 20-jähriges Jubiläum und dazu wurde alles, was irgendwie mit Tucson Music zu tun hat, eingeladen. Und tatsächlich sagten überraschend auch GOR zu, die damit auch ihres verstorbenen Drummers Alex'Big Dog' MacNicol gedenken wollten.
Drei Tage der Proben im Hotel hatten gereicht, um zusammen mit Schlagzeuger Darren Hess ein sattes Repertoire aus den ersten fünf Alben auf die Bühne zu stellen. Das Ganze wurde vom Kollegen Chris Burroughs mitgeschnitten und dazu kurzfristig ein in der Stadt anwesendes brasilianisches 'Guerilla Film Team' für eine Videoproduktion verpflichtet.

GOR sind die Arizona-Vettern von Crazy Horse / Neil Young und ihr Rialto-Gig könnte als zeitversetzte Fortsetzung von "Live Rust" (zumindest der 'elektrischen' Nummern) gelten. Die Band brennt ohne Anlaufzeit ein Feuerwerk ihrer bekanntesten Titel ab und zeigt sich dabei hervorragend abgestimmt. Der Sound wird dominiert von den beiden scheppernden, meist übersteuerten E-Gitarren (Dan Stuart an der Halbresonanz-Gretch, Rhythmus und Chuck Prophet an der Lead-Telecaster), dazu die gut ergänzende, ziemlich straighte Orgel von Chris Cacavas, der etwas dünne Halbakustik-Bass von Jack Waterson und ein solides Drumming. Selbst Stuarts Stimme erinnert oft an Mr. Young, ist allerdings wesentlich rauer und tiefer. Dazu die Backing-Vocals von Prophet und Cacavas.

GOR spielen auf "Valley Fever" ihren ungebremsten, kratzigen Rock 'n' Roll, angereichert mit etwas Psychodelic-Rock, Pop oder Country und erzählen Storys über den ganz alltäglichen amerikanischen Albtraum. Für ihre Fans selbstverständlich ein nicht mehr erwartetes Festfressen, aber auch für Liebhaber fetter Gitarrensounds eine Produktion, die bestes Live-Feeling eines heißen Gigs voll rüberbringt.

Zwar hatte die CD zunächst bei mir etwas Anlaufschwierigkeiten, aber seit ich mir dazu die DVD angeschaut hab, die zeigt, wie sich die Gruppe immer mehr reinsteigert, komm ich mit dem Mitzappeln kaum noch hinterher. Die vier in die Jahre gekommenen Original-Mitglieder und ihr Gast-Drummer sind die pure Lust am R'n'R! Von wegen eine »zusammengebrochene Band«, wie Stuart selbstironisch zum Abschied meinte.

Der Sound auf beiden Scheiben klingt ausgesprochen gut, die bis auf ein paar Zwischenansagen identisch sind. Die DVD ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, die brasilianischen Filmleute drehten eher amateurhaft (und verpassten auch noch die erste Zugabe, weshalb witzigerweise ein paar flotte Sprüche und ein Testbild eingeblendet werden), das Bühnenlicht ist eher mickrig und es laufen auch öfters Leute durchs Bild. Aber das unterstreicht eher noch den Charakter dieser spontanen Reunion: Fünf Boys gehen auf eine kleine Club-Bühne und haben ihren Spaß. Das ist festgehalten und das kann man aus der Fan-Perspektive jetzt miterleben.

Nach der erfolgreichen Reunion in Tucson geht Green On Red nun wieder auf Tour. Die Band gab am 19.7.2006 im Hamburger Knust auch in Deutschland wieder ein erstes Konzert, das am 25.09. um 21:00 Uhr auf Radio NDR-2 ausgestrahlt werden soll. Weiterhin ist ein TV-Mitschnitt auf NDR am 23. bzw. 30.8., jeweils von 1:05 - 2:00 Uhr angekündigt.

Blue Rose hat außerdem weitere Auftritte, darunter einen offensichtlich kurzfristig hinzugenommenen Termin in Deutschland veröffentlicht: 7.9.2006, 20 Uhr, Bonn, Harmonie.

Technik:
Video NTSC
5.1 Surround
Region Code 0
keine Altersbeschränkung