Zum Glück leben wir im Internet-Zeitalter! Daten werden digital in alle Welt gesandt und empfangen, Verträge werden gefaxt und schon gehen gepresste CDs in alle Welt... so gelangen auch die aus dem Westen Kanadas stammenden Greylevel an das geneigte mitteleuropäische Ohr.
Segen oder Fluch? Eine Frage, die bisher eher die Atomkraft betraf! Da sie im Falle von Greylevel nicht ganz so leicht zu beantworten ist, werde ich keine weitere Zeit vertrödeln und auf das Werk näher eingehen:
Eröffnet wird "Opus One" mit "Sojourn". Verhalten, ruhig entwickelt sich der Song und steigert sich bis zu einem Gitarrensolo, das dem Stück eine Seele einhaucht. Eines ist sofort klar: Wer hier nach einmaligem Hören ein Urteil fällen will, der landet auf der Nase.
Auch der zweite Song "Taken" will an keiner Stelle die großen Vorbilder leugnen und klingt angenehm nach
Porcupine Tree
. Angenehm, weil
Greylevel eine Spur wärmer und emotionaler daherkommen als die Band um
Steve Wilson.
Mit dem dritten Stück "Blue Waves" findet die CD sicher ihren Höhepunkt. Über 17 Minuten breiten sich Ideen aus, werden geschluckt, clever erneuert und wirken trotz abrupter Wechsel stimmig. Wären die instrumentalen Passagen des Songs Dribblings eines Fußballers, es gäbe sicher Szenenapplaus!
Auch "Your Light" bietet wieder die Mischung aus Melodie und Atmosphäre, die zuvor in "Blue Waves" schon überzeugte. Negativ ausgedrückt kann man allerdings auch von einer Monotonie sprechen, die dem Album wenig Überraschungsmomente entlockt. Segen oder Fluch? So leicht ist es in diesem Fall gar nicht zu beantworten.
Im fünften Song kann man nochmals wunderbar über diese Frage nachdenken. Auch "Possessing Nothing" kulminiert wundervoll in einem Instrumentalpart, der sich letztlich in einem würdigen Gitarrensolo entlädt. Steven Wilson hätte seine Freude gehabt. Seine Fans sicher ebenfalls!
Mit dem instrumentalen "Rest" verabschieden sich die Kanadier in einer Verbeugung vor
Robert Fripp und dessen Frippertronics.
Das lieblose, graue Cover unterstreicht leider nicht die trübe Stimmung der CD. Eher scheint es ein Indiz dafür zu sein, dass man keinen großen Wert auf die optische Wirkung gelegt hat. Überhaupt bleibt zu befürchten, dass "Opus One" auch unter Kennern keine große Anerkennung finden wird. Zuviel
Porcupine Tree-Nacheiferer veröffentlichen zur Zeit ihre Alben. Größere Beachtung bei Fans atmosphärischer Rockmusik hätten sich die drei allerdings verdient, denn es gibt viel zu entdecken und mit jedem Tag erschließt sich das Ganze immer mehr, bis man sich eines Tages den Kopf kratzt und fragt, ob dieses Opus gar ein wahrer Segen sei!?