Grey's Tone / One Eyed Jack
One Eyed Jack Spielzeit: 51:44
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Old School Rock

Review vom 11.10.2014


Mike Kempf
Die Redaktion ist stolz wie Bolle, weil nun das erste Review mit einem RockTimer im Band-Index steht. Unser Urgestein Mike Schröder, ein RockTimer der ersten Stunde und 'Kumpel' aus Wanne-Eickel ist somit der erste Redakteur mit eigener CD. Totzdem, und obwohl wir einen weiteren Mike mit der Rezension beauftragt haben, gab es natürlich keinen Vorab-Bonus. Aber lest selbst ...
Musik aus dem Ruhrpott. Da fällt mir sofort Herbert Grönemeyer ein, der einst eines seiner zahlreichen Alben nach der Currywurst-Hochburg "Bochum" betitelte. Nun liegt mir "One Eyed Jack" von Grey's Tone vor, die sich bereits 2009 gründeten und anfänglich nur mit Coverstücken beschäftigten.
Doch wer es im hart umkämpften Musikbusiness zu etwas bringen will, der kann sich auf längere Sicht nur mit selbstgestrickten Songs bewähren. So komponierte die Band in den letzten fünf Jahren zahlreiche Eigenkreationen, von denen letztlich dreizehn Songs auf ihrem Debütalbum verewigt wurden. Fürs Abmischen des Sounds haben sie sich Helmer Lennertz ins Boot geholt, bzw. hat dieser sein mobiles Tonstudio zur Verfügung gestellt. Lennertz hat es verstanden den Sound nicht überzuproduzieren und komplett auf Effekthascherei verzichtet. Somit bekommt man schon fast den Eindruck eines Livealbums, allerdings ohne anwesende Fans. Da sich der Fünfer im Old School Rock der 50er, 60er und 70er bewegt, passt der ungeschliffene Sound sehr gut zu den Songs. Als alles so weit eingespielt war, wurde "One Eyed Jack" an die Côte d'Azur nach Südfrankreich geschickt, um der Platte den letzten Schliff verpassen zu lassen, sprich entsprechend gut gemastert zu werden.
Allein die oben erwähnten Tatsachen lassen erahnen, dass hier keine Mühen und Kosten gescheut wurden, um einen ordentlichen Arbeitsnachweis abzuliefern. Zum Opener "One Eyed Jack" lässt die Combo die Wölfe aufheulen um anschließend klatschend den "Grey's Tone Boogie" ins Rennen zu schicken. Laut Infoblatt soll das Teil live vorgetragen von ihren Fans mit dem meisten Beifall bedacht worden sein. Zwar weiß ich nicht, wie viel die Band derzeit an neuen Songs bei ihren Clubauftritten offerieren, doch für meinen Geschmack haben sie hinten raus noch wesentlich bessere Songs im Angebot.
So finde ich das leicht Country-angelehnte "Echos" anhand von Klängen einer Akustikklampfe und einer Harp richtig stark. Desweiteren kann mich das mit einem eingängigen Riff garnierte rockige "This Crazy Town" überzeugen. Auch das von Schröders Keyboard unermüdlich angetrieben Blues-rockige "Street Hassle", welches von den Sechssaitenexperten Klaus-Peter Janduda und Oli Knabben mit exzellent gefühlvollen Gitarrenläufen bestens in Szene gesetzt wird, gefällt mir richtig gut. Als Drummer Sievering das Teil mit einem Trommelinferno sicher in den Hafen geleitet, steht für mich fest: Der Song ist mein Favorit des Scheibchens. Zum Schluss lassen die (noch) Hobbymusiker ihr Debütalbum mit dem softbluesigen "Stay With Me" ausklingen. Hier gefällt mir sogar Olis Gesang, der mich vorher nicht so angeturnt hat. Dafür hat er mich als Harper und vor allem als Gitarrist voll überzeugt. Er besitzt nämlich das, was nicht alle Saitenspezis draufhaben - Gefühl! So ist sein Spiel sehr zielgerichtet auf die Bedürfnisse des Songmaterials ausgelegt und artet zu keiner Phase in sinnlose Frickelei aus. Klasse Mister Knabben!
Fazit: Dem Konsumenten erwartet mit "One Eyed Jack" ein erdiges Rock-Album in der klassischen Besetzung mit zwei Gitarren, Bass, Keyboard und Schlagzeug. Die Band präsentiert sich als eine gut eingespielte Einheit, in der nur Sänger Oli seine Textvorträge mit etwas mehr Emotionen hervorheben könnte. Okay, ist eben wie so vieles in der Musik, alles reine Geschmackssache. Trotzdem: Das Gesamtpaket ist stimmig und wer auf zeitlose Musik steht, der kann mit der Platte durchaus zufriedengestellt werden. Letztlich meinen die Ruhrpottler mit ihrer Präsentation von Old School Rock auch wirklich Old School und dürften vorrangig Petticoat-Freunde, Countrys der 60er, Boogie-Liebhaber und Classic Rock-Fans ansprechen. Genres in denen sie sich ausschließlich bewegen. Wer weiß, wenn Oli 'The Cat' Knabben neben seinen tollen Gitarrengezupfe noch bei seinem Gesang eine Schippe drauflegt, wo der Weg der Combo noch hinführen kann? Schaun wa mal, ich behalte die Ruhrpottkapelle fest im Visier.
Da die Band ohne Plattenvertrag unterwegs ist, kann "One Eyed Jack" zur Zeit nur über die Homepage der Band bestellt, oder bei iTunes runtergeladen werden.
Line-up:
Oli 'The Cat' Knabben (vocals, guitar, harp, Zippo lighter)
Klaus-Peter Janduda (vocals, guitar)
Günther Brandt (bass, backing vocals)
Michael Sievering (drums, percussion)
Michael 'Mike' Schröder (keyboards, backing vocals)
Tracklist
01:One Eyed Jack (3:55)
02:Grey's Tone Boogie (3:11)
03:She Broke It To Pieces (2:44)
04:The Story Of Jimmy B. (4:03)
05:I Won't Follow You Up (4:17)
06:Cleaner (4:20)
07:Echos In My Mind (5:04)
08:Rock'n Roll Sinner (3:02)
09:If You Want Some Kiss (2:56)
10:The Road Was The Aim (3:27)
11:This Crazy Town (3:49)
12:Street Hassle (4:13)
13:Stay With Me (6:37)
Externe Links: