GT's Boos Band / Steak House
Steak House Spielzeit: 52:56
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Blues Rock


Review vom 04.10.2013


Mike Kempf
GT's, nein, keine Angst, ich zerlege nicht den Opel-Klassiker in seine Einzelteile, sondern ich nehme die schottische Band GT's Boos Band unter die Lupe, von der ich bisher keinerlei Notiz nahm, die aus Falkirk stammt und mir nun "Steak House" serviert! Klar, da bin ich dabei, haue ich mir doch gern mal ein saftiges Stück Rindfleisch in die Pfanne. Doch diesmal kann und muss ich meine 'Fressleisten' schonen. Es sind nämlich eher meine Lauschlappen gefragt, weil ich "Steak House" in CD-Format vorgelegt bekommen habe und diese sich wahrlich nicht gut kauen und schon gar nicht problemlos verdauen lässt.
Wenn eine Band, so wie auch GT's Boos Band, in Eigenproduktion ihr Liedgut der Nachwelt hinterlässt, hat es oft den Vorteil, dass fast nie überproduziert wird. Soll heißen, der Sound wirkt meist sehr authentisch und es wird mit keinerlei Effekthascherei eine musikalische Scheinwelt vorgegaukelt, um den Interessierten ein Produkt anzubieten, das eigentlich nicht der Wahrheit entspricht. Genau diese Attribute beherzigen die Schotten und geizen vor allem mit einem nicht: mit astreinem Blues Rock! Ehrlich, da greife ich mal ins 'Unbekannte' und werde mit einem Album belohnt, das meine Erwartungen WEIT übertrifft.
Neben dem unverfälschten, leicht dreckig wirkenden Sound, ist es die erstaunliche Kompaktheit der Band, die aus solch exzellenten Musikern wie Sechssaiten-Spezi John Boos, Harper Jim Harcus, Sänger Graig Taylor, Bassist David 'Aky' Atkinson und Schlagzeuger Stephen Coetzee besteht. Schon der Opener und gleichnamige Titeltrack "Steak House" lässt einen sofort aufhorchen und die große Klasse der Band erkennen.
Gitarrist John Boos groovt wie kein Zweiter und bekommt von mir eine Eins plus mit Sternchen. Ganz großes Kino, was der Klampfer anzubieten hat! Dabei möchte ich ihn nicht als ausgesprochenen Gitarrenflitzer bezeichnen, sondern er zupft dermaßen lässig, gekonnt und zielgerecht seine Saiten, dass die erzeugten Töne jedem Song das gewisse Etwas verleihen. Dass er sich derart 'ungeschminkt' an seinem Sechssaiter austoben kann, ist ein großer Verdienst seiner Rhythmusfraktion, die ihm ein erstklassiges Notenfundament bereit stellt. Und der gute Boos nutzt, Gott sei Dank, sein enormes Blues Rock-Feeling und präsentiert zahlreiche Soli der absoluten Spitzenklasse. Wohlgemerkt, alles im rauen, unverfälschten Sound - ich find's Klasse!
Für die Textvorträge ist Graig Taylor zuständig, der mit anständigem Stimmvolumen ebenfalls zu überzeugen weiß. Dass mich die Platte hundertprozentig zufrieden stellt, dazu trägt Harmonika-Ass Jim Harcus einen erheblichen Anteil bei. Ich empfehle dem Interessierten "Lonely Roads", einen erstklassigen Slow Blues, auf sich wirken zu lassen. Die Mischung aus Boos' exzellenten Gitarrenspiel und Harcus' wunderschönem 'Gebläse' veranlassen mich, diese Nummer als Hörprobe zu deklarieren. Es ist aber nur eine spontane Empfehlung, denn die Tonkonserve weist eigentlich nur erstklassige Lieder auf und brilliert mit einem tollen Gesamtpaket, das fast nur an die Zeit des Blues Rocks der 60/70er erinnert. Da kann ich die Platte noch so oft hören, sie weist einfach keine nennenswerten Schwächen auf! Für eine für mich noch recht unbekannte Band, klatsche ich vor Begeisterung in die Hände und kann dem Leser dieser Zeilen seit längerer Zeit wieder einen musikalischen Tipp servieren!
Line-up:
Graig Taylor (vocals)
John Boos (guitar)
David 'Aky' Atkinson (bass)
Stephen Coetzee (drums)
Jim Harcus (harmonica)
Tracklist
01:Steak House (3:23)
02:Letham City Blues (3:39)
03:Lonely Roads (5:04)
04:All Night Long (6:26)
05:Whiskey And Woman (3:58)
06:Show Me The Money (2:27)
07:Whorehouse Blues (2:59)
08:Death Letter (5:25)
09:What I'm Wishing (5:13)
10:Crucifixion Blues (3:41)
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