1994 gründete Gitarrist V.O. Pulver die Band Gurd, nachdem er zuvor mit der Schweizer Formation Poltergeist Ende Achtziger/Anfang Neunziger drei hervorragende Alben eingespielt hatte. Zockte er mit Poltergeist noch recht traditionellen, leicht progressiven Thrash Metal, sprang er mit seiner neuen Truppe, wie viele andere Musiker der härteren Gangart auch, auf den damals sehr im Trend liegenden Neo Thrash-Zug auf.
Zwar konnten die Eidgenossen seitdem einige Achtungserfolge erzielen, der große Wurf ist ihnen bis heute jedoch nicht gelungen. Ob ihnen dieser mit ihrer neuen Veröffentlichung "Bang!" glücken wird, bleibt abzuwarten. Meiner Ansicht nach besitzen die Schweizer noch immer keine eigene Identität. Zu offensichtlich schippern sie im Fahrwasser großer Acts wie Machine Head, Prong, Pantera oder auch Sepultura, ohne deren Klasse zu erreichen.

Zugegeben, die Musiker verstehen ihr Handwerk, und es sind ihnen auch einige wirklich herausragende Songs gelungen, aber über weite Strecken wirkt die Scheibe leider etwas langweilig.
Der Großteil der Stücke bewegt sich im groovigen Midtempo Bereich, wodurch ein wenig die Abwechselung verloren geht. Einzig bei den beiden Oldschool Thrash-Nummern "The Grand Deception" und "The Storm" sowie dem coolen, punkigen "Wish" wird mal anständig aufs Gaspedal getreten.

Echt klasse finde ich auch die für Gurd zwar ungewöhnliche aber außerordentlich gelungene Coverversion des Black Sabbath-Klassikers "Children Of The Grave", die durch den Gastauftritt des ehemaligen Poltergeist-Sängers André Grieder noch zusätzlich veredelt wird.

"Bang!" ist trotz allem sicher keine schlechte Scheibe geworden, die Songs sind schlüssig, gehen gut ins Ohr und in die Beine. Zudem ist das Ganze noch kompetent gespielt und produziert.
Aber wie gesagt, etwas mehr Eigenständigkeit und Tempo hätten sicherlich nicht geschadet.

Fans der oben genannten Bands sollten "Bang!" auf alle Fälle mal antesten.