Wo 'gut' drauf steht, muss nicht zwangsläufig etwas Gutes drin sein. Bei solch einem positiven Wort auf dem CD-Cover ist die Erwartungshaltung natürlich dementsprechend hoch. Ob sie erfüllt wird, werde ich von allen Seiten beleuchten und dann kundtun.
Nach zwei Jahren Arbeitszeit hat diese deutsche Band mit dem leicht zu merkenden Namen ihr zweites Album auf den Markt geworfen. Der Titel "Atlas" bedarf ja in Zeiten der Navigationsgeräte bereits einer Erklärung, damit die Jugend auch weiß, worum es sich dabei handelt. In ganz einfachen Worten: Mit einem Atlas kann man sich in gezeichneter Form einen Überblick über die Länder und Regionen der Welt verschaffen, ohne sich von einer Stimme blind leiten zu lassen.
Um aber festzustellen, wie gut die Welt aus ihrer Perspektive sehen, ist es notwendig, das Ohr dicht an die Lautsprecher zu halten. Mit einem DAT-Rekorder wurden verschiedene Geräusche des alltäglichen Lebens aufgezeichnet und in fast jeden Song eingestreut. Manchmal sehr passend, manchmal etwas nervend und ich frage mich, ob so was unbedingt sein muss. Sind wir nicht alle schon genug von Umweltgeräuschen - besonders in den Großstädten - belastet, dass wir uns diese Klänge noch bei Musik zur Entspannung anhören müssen?
Denn Musik, zur Entspannung und zum Relaxen, ist auf "Atlas" reichlich vorhanden. Keine dröhnenden Bässe, Gitarrengekreische oder gar undefinierbare Gesänge stören das Werk. Im Gegenteil: Alles läuft ruhig und gemächlich vor sich hin, wie ein kleiner Bach, der sich zu einem Fluss entwickelt, um dann im Meer zu verschwinden - vermutlich in "Bremerhaven", dem ersten Song der CD. Hafengeräusche eröffnen den musikalischen Reigen von insgesamt elf Tracks. guts Musik ist durchweg sehr gut anzuhören, der Gesang wirkt dagegen leider sehr oft monoton bis langweilig. Dieser rote Faden zieht sich durch fast alle Lieder und macht die CD nicht sehr aufregend.
"Du bist es" fängt ebenfalls sehr ruhig an, steigert sich aber nach dem Break in der Mitte deutlich und endet mit einer sehr schönen Harmonika. Diese kleine Highlights durch die Zusatzinstrumente machen die Scheibe interessant - zum Glück, denn ohne sie könnte das Werk getrost unter 'ferner liefen' abgehakt werden. "Du kennst mich wohl nicht mehr" ist von der gleichen Machart. Zwar im besseren Tempo, aber wenn das schöne Saxophon nicht wäre, dann... naja, wie bereits gesagt.
Track vier, "Gut für Dich", ist leider nicht gut genug für mich - einfach zu ruhig, reißt mich nicht um. Aber den 'Volltreffer' setzt leider "Elf Worte", dessen Text aus sage und schreibe elf Worten besteht. Der Rest entwickelt sich aus zusammengesetzten Geräuschen, um dann gegen Ende mit minutenlangen, nicht zu identifizierenden Stimmen zu enden. Muss ich mir das wirklich antun? Ist so etwas anderen Hörern zu empfehlen, die dafür auch noch Geld bezahlen? Ein klares Nein scheint hier die richtige Antwort zu sein.
Von nun an kommt kein Song mehr ohne diese störenden Nebengeräusche aus und gibt auf meinem Player Anlass für einen schnellen Durchlauf, der mich nur einmal zum längeren Verweilen unterbricht. Im Stück Nummer acht "Still" kommen doch tatsächlich einige sehr schöne Gitarrenpassagen vor und es wird sogar etwas kräftiger gespielt. Na hallo, ich bin wieder aufgewacht. Aber die letzten drei 'Kunstwerke' "Müde", "Mehr ist Mehr" und "Haus am Meer" machen mich wieder des Hörens müde und erhalten von mir als Wertung ein klares 'langweilig' - wie im Grunde die ganze Scheibe.
Und was sagt uns das wieder? Nicht überall wo gut draufsteht, ist auch Gutes darin.
Line-up:
Jochen Klüßendorf (vocals, guitar)
Matthias Grube (bass)
Jan Fritsch (drums, sax)
Tracklist |
01:Bremerhaven (5:03)
02:Du bist es (3:42)
03:Du kennst mich wohl nicht mehr (2:77)
04:Gut für Dich (4:00)
05:Elf Worte (5:49)
06:Weiter so (3:08)
07:Machs gut - Machs besser (3:42)
08:Still (3:28)
09:Müde (3:37)
10:Mehr ist Mehr (2:40)
11:Haus am Meer (7:58)
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Externe Links:
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