Jan Gerfast Trio? Na gut, man kann eben nicht alle Musiker auf diesem Planeten kennen. Doch der Titel der mir vorliegenden Platte "Electric Blues Rock", inklusive des Covers mit einer abgebildeten Stratocaster wecken mein Interesse.
Als erstes fällt mir beim Studieren des Line-up auf, dass der 58-jährige Gerfast vor allem auf der Suche nach der Besetzung des Bassspielers entweder erhebliche Probleme hatte, oder einfach nur die Abwechslung liebt. Gleich fünf unterschiedliche Tieftonexperten durften sich auf dem Silberling verewigen. Da frage ich mich, wie Gerfast auf die Idee kam, seine Combo als Trio zu bezeichnen? Egal, denn sein Opener "MTV" groovt gleich mächtig ab, wird mit einem mir für den Blues Rock befremdlich vorkommenden Sprechgesang begleitet, der sich gut in die Rapper-Szene einstufen lässt. Trotzdem, das Teil hat was, hebt sich vom gewohnten Standard des Blues ab und avanciert deshalb zur Empfehlung für eine Hörprobe.
Punkt zwei, der mir nach dem ersten Durchlauf auffällt, ist die Tatsache, dass ich hier wieder eine Gehirnwäsche bekomme, wie ich sie erst kürzlich von Greg Kochs neustem Werk "Strat's Got Your Tongue" erhielt. Soll heißen: Alter Schwede, du bist ein verdammt guter Gitarrist, auch wenn du zum Teil erheblich schredderst!
In der Tat hat Gerfast alle Finessen der Klampferei drauf, spielt ab und an, wie bei "Longing For The Woods Back Home", einen erstklassigen, sensiblen Blues, kann aber andersherum den Konsumenten mit Tracks wie "Hallelujah" und "F'n Up The Blues" das Nervenkostüm gnadenlos zerfetzen! Im wahrsten Sinne des Wortes, "Hallelujah", hier sind gute Nehmerqualitäten gefragt.
Sein Gesang ist nicht übel, aber auch nicht herausragend. Bei der Songarchitektur verhält es sich ähnlich, recht gut, aber ohne einen absoluten Tophit, mal abgesehen vom Finalsong Voodoo Chile, dem einzigen Live-Track und mein persönlicher Favorit der Scheibe. Zwar ist das Teil fast jedem Musikfreund hinlänglich bekannt und wurde von gefühlten Millionen von Musikern gecovert, doch durch Jans extrem gut ausgebildete Fingerfertigkeit, verleiht er dem Hendrix-Oldie seine eigene persönliche Note. Und die ist wahrlich nicht von schlechten Eltern.
Um bei der Platte auf den Punkt zu kommen, ist es ganz einfach: Jan Gerfast ist ein fantastischer Gitarrist, der mir manchmal den Eindruck vermittelte, mit dem Songgut des Tondokuments einfach unterfordert zu sein. Deshalb packt er immer mal wieder seine Gitarrenaxt aus und bläst mit einem wahren Saiteninferno jegliche Müdigkeit aus dem Körper. Ob seine Frickelarien bei jedem Musikliebhaber gut ankommen? Ich habe da so meine Zweifel. Deshalb halte ich vor einem eventuellen Kauf des Albums ein Reinhören für unabdingbar.
Line-up:
Jan Gerfast (guitar, bass, vocals)
Perra Andersson (bass - #4,5,7,11)
Pedro Fussing (bass - #2,3,14))
Denny Gustavsson (bass - #8,10)
Zapata (bass - #9)
B.B. Johnson (drums)
Special Guests
Leland Parks (bass - #15)
Uncle John Turner (drums - #15)
Tracklist |
01:MTV
02:Stranded In Hell
03:Hallelujah
04:F'n Up The Blues
05:Second Coming
06:Looking For Adventure
07:Longing For The Woods Back Home
08:Tell Me
09:I Can't Resist You
10:Shake Rattle N'Roll
11:Everything's Gonna Be Fine
12:The Stereo Distorted - I.
13:The Stereo Distorted - II.
14:The Stereo Distorted - III.
15:Voodoo Child (Live)
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