Jan Gerfast / Fuckin' Up The Blues
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Ab und zu passiert es, dass eine CD eines Interpreten ins Haus flattert, bei der man absolut nicht weiß, wer das ist. Nie gehört den Namen - nun ja, man kann nicht alles was neu ist kennen.
In diesem Fall muss ich aber gestehen, dass es keineswegs ein neuer Name ist: Jan Gerfast bluest schon seit 35 Jahren. Ich schiebe die Schuld mal darauf, dass es ein schwedischer Musiker ist und als der anfing Musik zu machen, waren Platten aus Schweden nicht unbedingt die Regel.
Egal aber, denn "Fuckin' Up The Blues" schließt diese meine Wissenslücke. Blue Night hieß seine erste Band, die in den Siebzigern aktiv war - aber es wurden keine Platten aufgenommen.
Gegen Ende dieser Dekade begann Jan in verschiedenen Bands zu spielen, hatte aber 1987 die Nase voll und gründete die Jan Gerfast Blues Band, welche es auf über 1000 Auftritte in Europa brachte.
Stoff aus den 90er Alben bietet uns vorliegende CD. Keine Best-of im herkömmlichen Sinn, meint Jan:
I didn't just want to make a standard "best of" CD. I really wanted to put the songs together so that this CD could stand for itself musically. I had to leave some songs out, even if they are good songs, because they didn't fit in.
Da ich seinen Backkatalog nicht kenne, kann ich nicht sagen, was ich gerne auf der Scheibe gesehen hätte. Aber das was mit drauf kam, lässt einen mit der Zunge schnalzen.
Ok, "Du Gamla Du Fria" vielleicht nicht, denn die schwedische Nationalhymne ist mir jetzt gerade nicht so geläufig, aber was dem "Star Spangled Banner" recht ist........
Danach aber kracht der Titelsong ins Geschehen und das ist nun mal Blues-Rock vom Allerfeinsten. Bestes gitarrenmäßiges 'Gestotter' a' la "Poor Boy", Soli mit und ohne Wah Wah. Drummer Bengt Johnson überlässt der Gitarre die Frontline und auch der Bass wummert aus der zweiten Reihe - gespielt von Perra Andersson. Fast jeder Track hat einen anderen Bassisten, so dass das Powertrio auf dieser CD eigentlich aus sieben Musikern besteht. Zapata zupfte übrigens bei "Du Gamla Du Fria".
Akustische Gitarre, eine 'verfremdete' Stimme wechselt mit ruhigen Vocals, kein Bass, keine Drums und eigentlich fünf Minuten das Gleiche, aber "Waiting For The Sun To Rise" strahlt eine Tiefe und Ruhe, bzw. eine beruhigende Unruhe aus. Jan hat nicht nur an der Gitarre ein Händchen - auch seine Kompositionen und wie er das arrangiert, zeugen von Können.
Pedro Fussing sorgt bei "Halleluja" für die tiefe Begleitung. Das ist erst mal eine typische Bluesrocknummer, bis der Refrain einsetzt: Ohrwurmrefrain, dann wieder harte Soli - einfach ganz genial gemacht. Gegen Ende eine orgiastische Bluesrockgitarrenschlacht. Oh Mann, mir schmerzen die Finger von den Luftgitarrensaiten. Halleluja Jan!
Eigentlich unmöglich, aber "G-Town" toppt das bisher Gehörte. Im Gegensatz zu den bisherigen Nummern ist das fast schon Schmusemusik. Rhythmus, Gesang, Refrainaufbau, Begleitung (hier, wie beim nächsten Track mit Sune Martinell an der Viersaitigen) verbreiten Gänsehaut und Feuerzeugfeeling. Bis nach ca. dreieinhalb Minuten ein grooviger Bluesjam einsetzt.
"Magic Man" wechselt wieder in die härteren Gefilde. Brutale Riffs, simple, aber in den Magen hauende Bassbegleitung, Wah-Wah-Orgien..... "Fuckin' The Blues" ist Blues-Rock - unzweifelhaft, aber es haftet auch irgendwie etwas psychedelisches an der Scheibe. Jan Gerfast lässt sich nicht so ohne Weiteres in die Riege der 'normalen' Verdächtigen einordnen. Er geht oft tiefer, zumindest bei der Titelauswahl auf dieser Platte.
Ein Schmankerl, bzw. einen Bonustrack gibt es zum Schluß mit der elfeinhalb-minütigen Livenummer "No Guarantees". Das ist nun wieder Blues-Rock klassischer Machart. Aber - und das 'Aber' betone ich: ellenlang und live, es geht also auch hier gewaltig zur Sache. Am Bass diesmal Marco Maaninka
Jan Gerfast ist auf Tour (Tourdaten könnt ihr unserem Konzertkalender entnehmen). Wer kann, sollte sich unbedingt einen Termin dafür freihalten. Es lohnt sich!
Danke an Anna Johansson, die uns diese Scheibe zuschickte.
Spielzeit: 40:10, Medium: CD, Magic Music, 2003
1:Du Gamla Du Fria 2:Fuckin' Up The Blues 3:Waiting For The Sun To Rise 4:Halleluja 5:G-Town 6:Magic Man 7:No Guarantees
Ulli Heiser, 12.02.2005