Jerry Garcia Band / Shining Star
Shining Star
Ich habe lange überlegt diese Doppel CD zu kaufen, weil erstens nur Cover enthalten sind und ich zweitens 66 DM für das Teil hinblättern musste.
Aber es ist keine Cover CD im herkömmlichen Stil. Die Aufnahmen, übrigens via Soundboard auf Tape und dann digital zur HDCD gemastert, stammen von verschiedenen Shows aus den späten 80er und frühen 90ern und klingen perfekt. Zumindest bis auf ein, zwei kurze Übersteurer.
Die Tracks sind von Van Morrison, Bob Dylan, Smokey Robinson, Jimmy Cliff, Chuck Berry, Mick Jagger, Keith Richards, Solomon Burke, The Manhattans und Irving Berlin und zudem bisher unveröffentlicht.
Jerry Garcia - untrennbar mit Grateful Dead verbunden, genoss die “Ausflüge” mit der Jerry Garcia Band, da er hier eine zum Teil “andere” Musik spielen konnte. Oft funky und agiler als bei den Dead. Zudem hatte er hier mehr Raum für sich und sein Spiel.
Ja, Jerrys Gitarrenarbeit hat schon so manchen etwas verwirrt. Zumindest anfänglich. Denn er ist kein Saitenhexer im herkömmlichen Stil. An den etwas vertrackten Stil muss man sich erst mal rantasten um ihn zu schätzen. Und spielen kann er wie der Teufel.
Vielen hat er damals ja Gitarrenunterricht gegeben und ich behaupte mal, es ist einfacher einen Gary Moore nachzuspielen, als Jerrys Stil zu kopieren. Ich darf das sagen, denn ich kann weder das eine noch das andere.
“Let it rock” von Chuck Berry ist so ein Beispiel. Diese an sich schnelle Nummer bekommt eine ganz andere Dimension durch das fast 10 minütige relaxte Spiel in der typischen Garcia Manier.
Aber ganz so einfach hat es mir die CD nicht gemacht. Nach den ersten Takten von “Shining Star” war ich erst mal etwas enttäuscht. Zu viele Gospelelemente fielen mir auf. Zudem geschah der erste Hördurchgang auf der Arbeit per Ghettoblaster. Also in den Autoplayer - da bin ich “näher” dran am Geschehen. Etwas besser, aber noch keine Zündung. Das passierte dann dort, wo man Musik eigentlich hören sollte: An der heimischen Anlage.
Van Morrisons “He ain’t give you none” katapultierte die CD dann ganz nach oben. Was Jackie Labranch und Gloria Jones da an Backup Vocals bringen, produziert eine Gänsehaut nach der anderen. Noch nie habe ich ein so tolles ”Uuuuuuuuh uuhu Baby” gehört. Vom Feinsten, wenn man darauf steht.
Und dann die Reggae Nummer “Struggeling man” von Jimmy Cliff: Stimmung pur und die beiden Damen wieder....
Stilistisch auch total anders ist die, von den Stones bekannte Jagger/Richards Nummer, “Let’s spend the night together”. Yep, das sind keine Covers, hier interpretiert die JGB, wie man Songs “anders” spielen kann und das 13 Minuten lang.
Am ehesten noch Dead-like sind die Rowan Nummern “Mississippi Moon” und “Midnight Moonlight”. Etwas in diesem Stil musste ja noch mit aufs Album.
Bei Dylans “Positively 4th street” interpretiert ein Großer einen anderen Großen. Jackie und Gloria sorgen wieder für die Gänsehaut.
Nach einigen Hördurchgängen bin ich mir sicher, dass die Scheibe nun auch im Auto und im Blaster ihre Wirkung auf mich nicht verfehlt.
Leider könnte das Booklet etwas informativer sein. Aber man kann die Lyrics ja bei den Originalinterpreten nachlesen.
Spielzeit: 139:19, Medium: Doppel-CD, Arista, 2001 (aufgenommen 1989 und 1993)
CD1:
1:Shining Star (11:27), 2:He Ain't Give You None (11:00), 3:Second That Emotion (8:37), 4:Money Honey (5:45), 5:Struggling Man (7:05) , 6:Russian Lullaby (9:53), 7:Everybody Needs Somebody To Love (13:33)
CD2:
1:Let's Spend The Night Together (13:09), 2:Mississippi Moon (8:37), 3:Let It Rock (9:13), 4:When The Hunter Gets Captured By The Game (7:32), 5:Ain't No Bread In The Breadbox (10:08), 6:Positively 4th, Street (7:10), 7:The Maker (8:59), 8:Midnight Moonlight (6:51)
Ulli Heiser, 30.07.2001