Was passiert wenn sich zwei Vollblutmusiker vom Schlage eines Jerry Garcia und David “Dawg” GRISMAN zum Musizieren treffen, dokumentiert auf eindrucksvolle Weise diese "HDCD" CD zum gleichnamigen Film.
Garcia und Grisman begannen ihrer Liebe zur Bluegrass Musik gemeinsam 1964 bei einer Show der Bluegrasslegende Bill Monroe in Pennsylvania zu frönen. Sporadisch trafen sie sich in den letzten 30 Jahren immer wieder um gemeinsam zu jammen. Am bekanntesten dürften wohl ihre Scheiben unter dem Namen “Old and in the way” sein.
Als Grateful Dead Fan sind mir diese beiden Namen natürlich bekannt und auch Jerrys Sideprojects und Ausflüge ins Bluegrasslager finden ab und an ihren Weg zu meinen Ohren.
Aber ich muß gestehen, dass eine reine Bluegrass CD normalerweise nicht auf meinem Tagesplan steht.
Aber hier wird auf hohem Niveau gezeigt, dass Bluegrass nicht immer die Musik der Rednecks in verschlafenen Gebirgstälern West Virginias ist.
Über Jerry Garcia Worte zu verlieren, hieße wohl Whiskey nach Tennessee zu tragen und auch David Grisman, dieser Ausnahme-Mandolinenspieler dürfte hinlänglich bekannt sein und seinen Platz im "Who is who" der Rockgeschichte haben.
Gillian Grisman, Davids Tochter hatte die Idee zu Film und Soundtrack als sie alte Video Tapes mit Sessions ihres Vaters und Jerry abspielte. Sie wollte (und hat) ein intimes Portrait zweier musikalischer Freunde geschaffen.
Jerry Garcia, dem charismatischen Oberhead und Grisman gelang es 1970 mit “Old and in the way” die Hippies, also das wohl ewige Gefolge der Dead, für die String Musik, der Musik der “Mountain people” zu begeistern.
Vordergründing höre ich Bluegrass - in einer Weise die angenehm und nie nervig wirkt. Manchmal klingt es nach Irland bzw. alter europäischer Mittelaltermusik (“Off To Sea Once More”), dann wieder sehr folkorientiert (“Pig In A Pen”). Auch darf meiner Meinung nach ein Waltz auf keinem Country/Folk/Bluegrass Album fehlen. Und mit “Dawg's Waltz” ist auch diese Gattung vertreten. Es tut mir leid ihr Österreicher, aber ein Waltz ist einfacher schöner als ein Walzer.
Jerry spielt mit, also ist ja klar, dass auch etwas von den Dead dabei ist. Mit “Friend Of The Devil” sogar eines meiner Lieblingslieder. Und es ist toll, den Klassiker in dieser akustischen Version zu hören.
“Sitting Here In Limbo” bringt gar Reggae mit ins Spiel. Ich wiederhole mich: diese Auswahl ist wirklich sehr abwechslungsreich und deckt ein gewaltiges Spektrum ab - alles unter einer nie zu überhörenden Bluegrass Regie.
Lediglich “The Thrill Is Gone” ist bei einem B.B. King besser aufgehoben. Aber das ist subjektives Empfinden und stört den guten Gesamteindruck des Albums in keinster Weise.
Allen Saiteninstrumentalisten bietet diese CD auch noch die Möglichkeit, sich über die diversen Fingerpick-Techniken zu informieren. Man sieht vor seinem geistigen Auge immer Fingernagel und Saite im musikalischen Liebesakt vereint.
Grisman, der Bluegrass Tausendsassa, und Garcia, der musikalische und auch sonstige Freigeist ergänzen sich hier in perfekter Weise und es macht einfach Spaß zuzuhören.
Spielzeit: 75:40, Medium: CD, Acoustic Disc / Koch Records, 2001
1:Intro [David and Jerry], 2:Grateful Dawg [live], 3:Wayfaring Stranger [Bill Monroe & His Blue Grass Boys feat. Peter Rowan and Richard Greene], 4:Sweet Sunny South
, 5: Old And In The Way Intro [Peter Rowan], 6:Pig In A Pen (Old And In The Way)
, 7: Dawg's Waltz, 8: Sitting Here In Limbo, 9:Off To Sea Once More [Ewan MacColl], 10: Off The Sea Once More, 11:Jenny Jenkins, 12:Arabia, 13. The Thrill Is Gone, 14:Friend Of The Devil, 15: Grateful Dawg [Studio]
Ulli Heiser, 17.11.2001
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