Jon Dee Graham ist eine ziemlich bekannte Grösse unter den texanischen Singer/Songwritern. Ehemals Mitglied der legendären True Believers, nimmt Jon Dee seit 1997 unter eigenem Namen Platten auf und hat bisher mit "Escape from Monster Island" und 1999 mit dem Roots-Rock Kleinod "Summerland" auf sich aufmerksam gemacht.
Für sein neues Werk hat er wieder kompetente Leute um sich geschart. Sein langjähriger Kumpel Michael Hardwick ist ebenso dabei, wie die Session-Cracks Mark Andes am Bass und Jim Keltner (der ist wohl auf hunderten Platten kreuz und quer durch die Rockgeschichte zu hören) an den Drums, eine knackige Rhythmusmaschine also.
Wer den Texaner zu ersten Mal singen hört, kommt um die Assoziation zu Tom Waits nicht herum, eine ausgeprägte Reibeisenstimme also. Das alleine ist schon Garant dafür, dem mainstreamigen Radiozuschnitt zu entkommen. Der Vorteil: Jon Dee Graham muss mit musikalischer Klasse überzeugen, die hat er als Ausnahmegitarrist zuhauf.
Alle Songs stammen entweder von Graham selbst oder er war Co-Writer, mit einer Ausnahme: "Way Down In The Hole" stammt von - ja logisch, von Tom Waits. Beim ersten Hören kommt einem "Hooray For The Moon" rockiger vor, als man es von ihm gewohnt war. Der Opener "One Moment" fetzt gleich tierisch los, aber danach kommen dann doch wieder (durchaus geglückte) Balladen. Gerade wenn man meint, Längen zu entdecken, rüttelt einen ein handfester Rocker wieder auf.
Und genau die sind dann auch gleich Gitarrenkracher der besonders intensiven Art, unheimlich viel Druck, da hebt man anerkennend den Daumen. Trotzdem würde ich dem Einsteiger in den einzigartigen Klangkosmos von Jon Dee Graham lieber "Summerland" empfehlen, ein absolutes Meisterwerk seines Genres und noch zwingender, weil geschlossener. Das bedeutet aber mitnichten, dass "Hooray For The Moon" dagegen abfallen würde, aber für den Erstkontakt halte ich das 99er Album für besser geeignet.
Don Smith, der schon die Stones, Keith Richards und auch Tom Petty betreut hat, hat eine erstklassige Produktion vorgelegt, vor allem weil er zuließ, dass Jon Dee Graham drin ist, wo es draufsteht. Hier wurde glücklicherweise nie versucht, die Songs in eine bestimmte Richtung zu trimmen. Sehr guter Klang.
Spielzeit: 42:29, Medium: CD, New West Records/Blue Rose Records, 2001
1:One Moment 2:The Restraining Order Song 3:I Go Too 4:Something Moves 5:Way Down In The Hole 6:Volver 7:Waiting For A Sign 8:Laredo 9:The Huisache Tree 10:Home 11:Tamale House # 1
Manni Hüther, 20.01.2002
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