André Boße / Robin Gibb und die Bee Gees
Robin Gibb und die Bee Gees Medium: Buch
240 Seiten, broschiert
Sprache: Deutsch
Erschienen im Hannibal Verlag, 2011
1. Auflage
ISBN-10: 3854453337
ISBN-13: 978-3854453338
EUR 14,95

Review vom 19.08.2012


Steve Braun
Am 20. Mai diesen Jahres erlag Robin Gibb nach monatelangem Kampf seinem Darm- und Leberkrebsleiden in London. Wenn einem just zu diesem Zeitpunkt eine Biographie über den Leadsänger einer der erfolgreichsten Popgruppen aller Zeiten angeboten wird, kann man nicht Nein sagen. Die Rede ist natürlich von den Bee Gees, einer Band, die zwar zu keinem Zeitpunkt in mein Portfolio passen wollte, die ich aber - ebenso wie ABBA - für ihre Verdienste für die Popmusik überaus respektiere!
Tragischerweise blieb Robin Gibb sein persönlicher Höhepunkt, auf den er lange hingearbeitet hatte, verwehrt: Als am 15. April anlässlich des hundertsten Jahrestages der Tragödie um den Untergang der Titanic sein orchestrales Werk The Titanic Requiem mit den königlichen Philharmonikern uraufgeführt werden sollte, ließ sein Gesundheitszustand eine Teilnahme nicht zu. Dass er zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Tod rang, wurde der Öffentlichkeit erfolgreich vorenthalten.
Nun liegt - wie gesagt - André Boßes Buch "Robin Gibb und die Bee Gees" zur Besprechung vor und... darf nicht unkritisch betrachtet werden. Wie viele Biografien über die Bee Gees, ob offiziell oder unautorisiert, liegen eigentlich mittlerweile vor? Das Thema scheint gesättigt...
Zum Autor: André Boße, Jahrgang 1974, ist freier Journalist und hat sich als solcher auf Portaits und Interviews spezialisiert. Er war Chefredakteur des 2009 eingestellten Interviewmagazins Galore. Heute schreibt er für die Süddeutsche Zeitung, die Berliner taz sowie die Musikmagazine Visions und Rolling Stone.
Im Vorwort nährt André Boße die Hoffnung, dass im vorliegenden Buch Robin Gibb absolut im Mittelpunkt stehen würde. Geradezu minutiös wird geschildert, wie es am 21. März 2009 im Amsterdamer Hotel Okura zu einem Interview mit der Pop-Ikone kam. Umso größer ist die Enttäuschung, wenn in der Folge festzustellen ist, dass es doch wieder 'nur' eine 'normale' Biografie geworden ist. "Robin Gibb und die Bee Gees" ist gut und flüssig geschrieben, informativ und spannend gleichermaßen - aber ist hier etwas zu lesen, was nicht bereits in der dreistündigen DVD "This Is Where I Came In - The Official Story Of The Bee Gees" oder gar in der (mehr als doppelt so dicken) 'Heiligen Schrift' deutscher Bee Gees-Fans, "Die ultimative Biografie der Bee Gees" der Autoren Hughes/Bilyeu/Cook, zu finden wäre? Schwer vorstellbar...
Das Interview, worauf der Leser mit dem Vorwort richtig heiß gemacht worden ist, wird auf enttäuschenden neun (!!) Seiten exzerpiert (!!) - da drängt sich die Frage auf: Was wurde eigentlich weg gelassen??
Damit wir uns nicht falsch verstehen: "Robin Gibb und die Bee Gees" ist kein Griff in die Schüssel - beileibe nicht!! Ich halte es für eine treffliche Charakterzeichnung des Sängers und eine gelungene Biografie seiner Band. Allerdings kommt sie weder vom Umfang noch von der Tiefgründigkeit an das Standardwerk von Andrew M. Hughes, Melinda Bilyeu und Hector Cook heran.
Die Diskographie ist sicherlich nett, aber nichts, was man nicht auch im Internet schnell recherchiert hätte. Da wäre ein Index zum Nachschlagen schon sehr viel sinnvoller gewesen!!
Fazit: "Robin Gibb und die Bee Gees" kann man lesen - muss man aber wegen der besseren Alternativen nicht unbedingt.
Kapitelübersicht
01:Sechs Stunden in Amsterdam
02:Popstars in Pyjamas
03:Pennys im Sand
04:Flops in Serie
05:Zur rechten Zeit am rechten Ort
06:Stars, Egos, Ambitionen
07:Wenn zwei Brüder sich streiten
08:Drei Brüder im Karrierekeller
09:Letzte Ausfahrt: Disco
10:Grüße von ganz oben
11:Der Tag, an dem Disco starb
12:Ein Ende mit Schrecken, ein neuer Anfang
13:Jabba-doomba, Jabba-doomba
14:Robin started a joke
15:Wieder hören und Abschied nehmen
16:Das Leben eines Ex-Bee Gees
17:Rückkehr der Trickser
18:Robin im Interview

Anhang:
Diskographie
Externe Links: