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Rory Gallagher / Irish Tour 1974
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Zu Rory Gallagher ist eigentlich schon alles gesagt und hier ist nicht der Ort, um weitere Eulen nach Athen zu transportieren, die von der Genialität dieses Gitarristen künden sollen.
Der mit vielen Preisen dekorierte Konzertfilm Tony Palmers, "Rory Gallagher Irish Tour 1974", zählt fraglos zu den besten Rockfilmen aller Zeiten und verkaufte sich bislang auch mittels der 2001er DVD hervorragend. Das alte Material wurde nun sowohl in der Klang- als auch der Bildqualität entscheidend restauriert, sodass dieser Film erstmals auch auf Blue-ray veröffentlicht werden konnte.
"Irish Tour 1974" - mir als DVD vorliegend - vermittelt mittels der in die Songs verwobenen Bildern private, fast intime Einblicke in den Touralltag. Man sieht vier blutjunge Musiker, mit einem schier grenzenlosen Potenzial ausgestattet, die richtig heiß und hungrig sind. Dabei wirken sie enorm bodenständig und erdverbunden, wenn sie ihre Instrumente vor und nach der Show fast liebevoll pflegen.
Der in Irlands Nordwesten geborenen Rory Gallagher zeigt sich sympathisch unprätentiös - quasi zum Anfassen - wenn er vor der Show einfach in den nächsten Musikladen spaziert, um sich über das Warenangebot zu informieren und nebenbei noch eine Bluesharp zu kaufen. »Ich werde durch den Erfolg bestimmt nicht mein Leben komplett verändern«, äußerte sich der junge Musiker zu dieser Aktion. Leider bewahrheitete sich dies nicht, denn mit dem Erfolg kam die fast zwangläufige Isolation von den persönlichen Wurzeln, was Rory dem Whisky und vor allem dem Guinness übermäßig zusprechen ließ - bereits 1995 verstarb er letztendlich an den Folgeerkrankungen übermäßigen Alkoholkonsums. Die Besetzung McAcoy/Martin/De'Ath war vielleicht die beste Formation mit der Gallagher jemals auf der Bühne stand - die Funken sprühten geradezu. Am schönsten sieht man das bei den Bildern von einem Soundcheck, bei dem die Band einen grandiosen Jam zu Tschaikowskis "Nussknacker Suite" hinzaubert, der in einen irren Rock'n'Roller ausartet.
Die unübersehbare Nervosität vor dem Auftritt - während man die Fans bereits »Rory, Rory« rufen hört - ist ebenso liebenswert, wie die ausgepowerte Schlaffheit nach der Show. Rory spricht in diesem Zusammenhang von einem trance-ähnlichen Zustand. Diese Anspannung löste sich mit furiosen Jam-Passagen zu "Walk On Hot Coals". Das ist kein Gang über Kohlen sondern ein Tanz auf dem Vulkan! Bei "Tattoo'd Lady" feuert Rory unglaubliche Salven ab und beweist hier, warum er zu den besten Saitenhexern gezählt werden muss, die jemals geboren wurden. "Who's That Coming" offenbart die intensiven Interaktionen in der Band. Hier stehen vier Kumpels auf der Bühne, die endlosen Spaß am Zusammenspielen haben, was sich direkt auf das Publikum überträgt, das sich in ekstatische Zustände steigert.
Zu "A Million Miles Away" - einem DER Klassiker Gallaghers - werden tolle Bilder aus der alten Hafenstadt Cork eingeblendet. Ebenso eindrücklich sind die Aufnahmen, die "Going To My Hometown" illustrieren. Der Song - eine merkwürdige Mixtur aus irischem Jig und Blues - gerät zu einer Hommage an das vom Bürgerkrieg gebeutelte Belfast. Die mit der Musik verwobenen Bilder zeigen schonungslose Zerstörung, bittere Armut und den Verfall der Stadt. Hier wird überdeutlich, warum "Irish Tour 1974" derart mit Preisen überschüttet wurde. Mit "Cradle Rock", "As The Crow Flies" - hier als toller Akustik Blues auf der Dobro zelebriert - und dem feisten Rock'n'Roller "Hands Off" werden weitere Highlights des künstlerischen Schaffens Gallaghers präsentiert. Vor allem der abschließende, wahnwitzige Boogie "Bullfrog Blues" lässt mit Bass- und Drumsolo den Adrenalinpegel des Zuschauers in kritische Bereiche schnellen. Sehr erbaulich sind auch die Aufnahmen von der Feier der Gallagher-Entourage zum Tourabschluss in Dublin. Hier fließt zu irischen Traditionals bei ausgelassener Stimmung das Guinness noch einmal in Strömen.
Das Bonusmaterial dieser DVD ist für den Gallagher-Fan von gesteigertem Interesse. Vor allem die Dokumentation des 'RTE Music Maker' über die 1972er Irish Tour des Gitarristen, mit Aufnahmen aus dem Savoy Cinema in Limerick garniert, haben es in sich. Dagegen sind die privaten, ziemlich amateurhaften Filmaufnahmen von der 1974er Japan Tour eher zeithistorisches Dokument denn als filmisches Kunstwerk zu betrachten.
Alles in allem heißt es bei der "Irish Tour 1974"-DVD (Blu-ray): value for money! Das Teil sollte in keiner ambitionierten Sammlung fehlen.
Line-up:
Rory Gallagher (vocals, guitar, harmonica) Gerry McAvoy (bass) Lou Martin (piano) Rod De'Ath (drums)
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