ROCKTIMES - DVD Review / Rory Gallagher

Rory Gallagher, der diese Erde vor ziemlich genau 11 Jahren verließ, hat zu Lebzeiten ca. 2000 Konzerte gegeben. Unter anderem war der Ausnahmegitarrist fünf mal bei dem berühmten 'Montreux Festival' zu Gast. Das erste mal 1975, danach 1977, 1979,1985 und letztmalig kurz vor seinem Tod, 1994. Alle Konzerte wurden damals gefilmt und Ausschnitte davon jetzt auf eine Doppel-DVD gepresst. Das Material ist qualitativ recht hochwertig und wird mit Sicherheit das Herz eines jeden Rory Gallagher-Fans höher schlagen lassen, denn es gibt auch Aufnahmen auf den Scheiben, die es bisher noch nicht zu sehen gab, während andere Mitschnitte schon unter Fans, in schlechterer Qualität als so genannte Bootlegs kursieren.

DVD 1:
11. Juli1975:
Das erste Konzert auf dieser DVD stammt aus dem Jahr 1975 und gehört zu den oben erwähnten Aufnahmen, die bisher kaum jemand zu Gesicht bekam. Der noch recht junge und ungestüme Rory Gallagher fährt mit seiner Band eine tolle Show ab. Lou Martin an den Tasten erhält reichlich Freiraum für seine Soli. Der E-Piano-Sound erinnert unweigerlich an die gute alte Zeit der 70er. Die Sound- und Bildqualität lässt keine Wünsche offen. Bei der Restaurierung des Materials waren echte Spezialisten am Werk. Von 1975 wurden 5 Songs auf die DVD gepresst. Das Konzert startet mit "Tattoo'd Lady" und beinhaltet ein tolles E-Piano Solo. Es folgt der bluesige "Garbage Man", das rockige "Cradle Rock" und eine tolle Version von "Tore Down". Fetzig und mit ordentlich Druck beschließt "Laundromat" den ersten Teil der Scheibe.

22. Juli1977:
Auch diese Aufnahmen stehen denen von 1975 in nichts nach. Ich möchte sogar behaupten, dass der Ton noch ein wenig besser geworden ist. Mit "I Take What I Want" lässt es die Band vom ersten Ton an mächtig krachen. Tolle Soli von Orgel und Gitarre runden den Song ab. "Calling Card" bluest ordentlich und erfreut uns mit einem kurzen Gitarren/Bass-Duell. Der "Secret Agent" rockt wieder mächtig, Rory slidet mit dem Bottleneck über die Saiten seiner abgewetzten Strat und moduliert die Töne mit seiner Stimme nach. Bei "Bought And Sold" tobt der Saal und der Ire rockt über die Bühne, dass es eine Freude ist, ihm dabei zuzuschauen. Danach folgt einer meiner Lieblingssongs, der Slowblues "A Million Miles Away", gefolgt von dem rockigen "Do You Read Me". Zum Abschluss des zweiten Teils spielt Rory noch den "Pistol Slapper Blues" in der bekannten Akustik-Version.

18. Juli 1979:
In Powertrio-Besetzung geht es weiter, denn Lou Martin ist nun nicht mehr dabei. Der Ton ist am Anfang, für mein Empfinden, wieder minimal schlechter geworden, dafür hat das Bild an Schärfe deutlich zugelegt. Mit "Shin Kicker" geht es gleich mächtig zur Sache. Rory rockt on stage und bearbeitet seine Gitarre wie wild. "Last Of The Independents" groovt druckvoll und treibt das Stück nach vorne, während es mit "Mississippi Sheiks" wieder etwas ruhiger wird. "Too Much Alcohol" spielt Rory akustisch während das Publikum den Takt für ihn klatscht. Es folgt ein weiterer Lieblingssong von mir, "Shadowplay". Auch hier rockt Rory sich die Seele aus dem Leib, geht ins Publikum, macht ein paar Späße mit seiner Gitarre und reißt die Zuschauer zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Das ist mit Abstand die beste Version von "Shadowplay" die ich bisher gesehen habe! Ende des dritten Teils der ersten DVD.

5. Juli 1985:
Während die ersten drei Auftritte von Rory Gallagher beim 'Montreux Festival' gerade mal zwei Jahre auseinander waren, dauerte es bis zum nächsten Gig diesmal sechs Jahre. Aufnahmetechnisch hatte sich in der Zwischenzeit wohl einiges getan, was man an den verbesserten Ton- und Bildaufnahmen sehen kann. Eröffnet wird der vierte und letzte Teil der ersten Scheibe von "Bad Penny", bei dem sich die Band sehr selbstbewusst gibt. Bei "Moonchild" macht das Trio wieder mächtig Druck. Bemerkenswert ist auch das ausgelassene Auftreten von dem Bassisten Gerry McAvoy. Selten sieht man einen Bassmann so rocken. Den "Banker's Blues" gibt es danach, wieder in einer akustischen Version, bei der Rory von Mark Feltham mit der Harp begleitet wird. "Philby", gefolgt von "Big Guns" werden wiederum mit ordentlich Druck rübergebracht und beenden die erste DVD.

DVD 2:
12. Juli 1994:
Die zweite DVD beschäftigt sich hauptsächlich mit dem letzten Konzert, das Rory Gallagher auf dem 'Montreux Festival' gegeben hat. Er verstarb leider ein knappes Jahr später an den Komplikationen einer Lebertransplantation. Das Line Up hatte bei diesem Auftritt komplett gewechselt. Einzig der Harp-Player Mark Feltham blieb bei der Band.
Die Aufnahmequalität dieses Konzertes ist hervorragend. Nichts zu meckern bei Bild und Ton. Saubere Arbeit. Rory Gallagher startet den Abend mit den berühmten Worten "Let's go to Work"
Ob es nun wirklich Arbeit für die Truppe war, lasse ich mal dahingestellt. Alle Songs kommen ausnahmslos hervorragend rüber, das Rory zu diesem Zeitpunkt schon krank war, merkt man ihm kaum an. Allerdings wirkte er an dem Abend etwas ernster und introvertierter als bei den vorher gezeigten Konzerten.

Besonders zu erwähnen bei diesen Aufnahmen sind die Akustik-Nummern, beginnend mit "Out On The Western Plain", gefolgt von einem Medley bestehend aus "Amazing Grace", "Walking Blues" und "Blue Moon Of Kentucky", bei dem als Special-Guest der Banjo Spieler Bela Fleck auf die Bühne kommt und mit Rory zusammen spielt, wobei im Verlauf noch Mark mit der Harp einsteigt. Eine absolut gelungene Nummer, bei der auch der Ausnahmegitarrist sichtlich Spaß hat. Dieses Stück gehört übrigens auch zu den raren Aufnahmen, die ich Eingangs erwähnte.

Danach geht es mit mächtig Dampf und elektrisch weiter. "Off The Handle", gefolgt von "Messing With The Kid" lassen die Band noch mal richtig aufdrehen.Es folgt eine Zugabe, die es in sich hat: "I'm Ready". Bei diesem Abschlussstück kommen Bela Fleck mit dem Banjo und der Gründer des 'Montreux Festivals' Claude Nobs an der Harp dazu, um ein Grande-Finale vom Feinsten zu geben. Eine weitere Rarität auf dieser DVD.

Bonusmaterial:
Als weitere Highlights dieser Scheiben kann man die Bonus-Tracks bezeichnen. Von 1975 gibt es zwei akustische Nummern: den "Pistol Slapper Blues" und "Too Much Alcohol".
Aus 1977 kann man sich drei weitere Songs ansehen. Die ersten beiden Stücke, "Out On The Western Plain" und das Medley, bestehend aus "Barley And Grape Rag" und der "Pistol Slapper Blues" werden wieder akustisch gespielt. "Going To My Hometown" trägt Rory mit der kompletten Band und auf der Mandoline vor.
Eine weitere gelungene Nummer.
Zum Abschluss gibt es, aus dem Jahre 1985, noch mal den "Walking Blues", wiederum akustisch und mit Mark Feltham an der Harp.

Dieser Doppel-Pack ist nicht nur für Fans des sympathischen Gitarristen und Sängers ein Pflichtkauf, auch Musikfreunde, die sich eine Übersicht über das Lebenswerk von Rory Gallagher verschaffen möchten, sei dieses visualle Werk wärmstens ans Herz gelegt, hier bleiben keine Wünsche mehr offen!!!

Spielzeit: 152:00 (DVD 1), 121:00 (DVD 2), Medium: Do-DVD, Eagle Vision, 2006, Bluesrock

DVD 1:
1:Tattoo'd Lady (1975) 2:Garbage Man (1975) 3:Cradle Rock (1975) 4:Tore Down (1975) 5:Laundromat (1975) 6:I Take What I Want (1977) 7:Calling Card (1977) 8:Secret Agent (1977) 9:Bought And Sold (1977) 10:A Million Miles Away (1977) 11:Do You Read Me (1977) 12:Pistol Slapper Blues (1977) 13:Shin Kicker (1979) 14:Last Of The Independents (1979) 15:Mississippi Sheiks (1979) 16:Too Much Alcohol (1979) 17:Shadowplay (1979) 18:Bad Penny (1985) 19:Moonchild (1985) 20:Banker's Blues (1985) 21:Philby (1985) 22:Big Guns (1985)
DVD 2:
1:Continental Op (1994) 2:Moonchild (1994) 3:I Wonder Who (1994) 4:The Loop (1994) 5:Tattoo'd Lady (1994) 6:I Could Have Had Religion (1994) 7:Ghost Blues (1994) 8:Out On The Western Plain (1994) 09:Medley - Amazing Grace, Walking Blues, Blue Moon Of Kentucky (1994) 10:Off The Handle (1994) 11:Messing With The Kid (1994) 12:I'm Ready (1994) Bonus: 01:Pistol Slapper Blues (1975) 02:Too Much Alcohol (1975) 03:Out On The Western Plain (1977) 04:Medley - Barley And Grape Rag, Pistol Slapper Blues (1977) 05:Going To My Hometown (1977) 06:Walking Blues (1985)